Das Haus in Keresmézö in der Ukraine gleicht einer großen Scheune. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt, durch die nur durch Spalten Tageslicht dringt. Hier sind Frauen im Eingangsbereich damit beschäftigt, Tarnnetze für die Frontsoldaten der Gruppe Edelweiß zu fertigen. Eine alte Holztreppe führt in den oberen Bereich. Dort findet man an der Seite Nähmaschinen und in der Mitte große Tische. In mühevoller Handarbeit entstehen hier seit Beginn des russischen Angriffs in der Ukraine Tragetücher für verwundete Soldaten sowie verschiedene Kleidungsstücke, vor allem aber Schlafsäcke. Diese werden aus gespendeten Materialien und nicht mehr benötigten Stoffen, wie zum Beispiel Bettwäsche gefertigt, erklärt Ilona. "Sie ist hier die treibende Kraft", erklärt Klaus Höhn.

Ganz klar, dass beim Besuch auch wieder entsprechende Stoffe und notwendiges Nähmaterial vom Verein "Humanitäre Ungarnhilfe Hl. Elisabeth" übergeben werden konnten. Bereits jetzt werden Schlafsäcke für den bevorstehenden Winter gefertigt. Sie sind mit wärmenden Materialien ausgestattet und verfügen über ein Kopfkissen sowie eine gefütterte Kapuze. Im Sommer sind die Stoffe entsprechend dünner, erklärt Ilona. Fünf Schlafsäcke können pro Tag gefertigt werden, also etwa 30 in der Woche, erfährt man auf Nachfrage. Auch für die Stiefel der Soldaten wird jetzt bereits für die Wintermonate vorgesorgt. "Sie bekommen wärmende Thermo-Einlagen", erfährt László Kecskés von der ungarischen Caritas. Hinzu kommen Pullover, Handschuhe und weitere Kleidungsstücke.
Viele Freiwillige aus dem Ort
Für verletzte Soldaten haben sich die Frauen etwas Besonderes einfallen lassen: Die Kleidungsstücke, wie Hosen, Unterwäsche oder Hemden und Pullover sind links und rechts aufknöpfbar. "Wenn zum Beispiel der Fuß oder ein Arm verletzt ist, kann man so eine kurze Hose oder ein Hemd überziehen." Man habe sich überlegt, wie man den Verletzten helfen könne und so sei die Idee der mit Druckknöpfen versehenen Unterhemden und Unterhosen, sowie weiterer Kleidungsstücke entstanden, sagt das Helferteam. Junge und ältere Frauen sitzen an den Nähmaschinen, nähen Reißverschlüsse ein und fertigen einen Aufbewahrungsbeutel für die Schlafsäcke. Zehn Frauen werden von der Kommune bezahlt, sagt Ilona. Aber vor allem sind es viele Freiwillige aus dem Ort, die sich zur Verfügung stellen.
Geld, um Material zu kaufen, gibt es nicht, deshalb ist man auch hier auf Spenden angewiesen. Aus Streifen werden im Eingangsbereich an großen Holzgestellen Tarnnetze geknüpft. Auch hier sind jüngere und ältere Frauen täglich mehrere Stunden damit beschäftigt. Es ist eine zeitaufwändige Arbeit, die nur per Handarbeit erledigt werden kann. Für die kommenden Wintermonate sind die Tarnnetze dann nicht mehr in den olivgrünen militärischen Tarnfarben, sondern natürlich in Weiß, sagt László Kecskés. Er ist seit vielen Jahren mit Klaus Höhn von der Humanitären Ungarnhilfe Hl. Elisabeth unterwegs, um Hilfe zu bringen, wo sie dringend nötig ist.
Zeichen der Dankbarkeit
Dann zeigt Ilona in einem kleinen Aufenthaltsbereich auf Fahnen, Fotos und Schriftstücke. Für die ehrenamtliche Arbeit gab es von den Soldaten an der Front schon viele Dankesbriefe, Fahnen mit Unterschriften und unter anderem einen Engel, gefertigt aus der Hülse eines Panzergschosses. Der Hintergrund: Die Frauen und besonders Ilona, werden von den Soldaten als die helfenden Engel bezeichnet, erklärt Klaus Höhn. In einer Ecke findet man eine bemalte Kartusche und weitere kleine Dankeszeichen der Frontsoldaten.
Spenden erbittet der Verein Humanitäre Ungarnhilfe Hl. Elisabeth bei der Sparkasse Bad Neustadt. IBAN DE65 7935 3090 0011 0976 80 Stichwort "Ungarnhilfe", oder an den Sammelstellen unter anderem in Herschfeld "Am Dreschplatz". Öffnungszeiten: Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel.: (09771) 4312.




