32 Grad zeigt das Thermometer am Mittwochnachmittag. Katja und Juliane Harth sowie Katjas Mutter Waltraud Schuhmann knien auf einem Untergrund aus Sand und legen den Fronleichnamsteppich an der Großbardorfer Kirche. Blüte für Blüte nehmen sie in die Hand, formen das biblische Motiv, das Christus mit ausgebreiteten Händen zeigt, darunter in verschieden Blüten die Silhouetten von Menschen. "Du führst uns hinaus auf unseren Lebensweg", kann man im unteren Bereich des Blumenteppichs lesen. Klatschmohn, Margeriten, Rosen, Clematis und Jasmin sowie grüne Ähren zeigen am Ende einen blütenreichen Teppich von fünf mal drei Meter. Dann bringt Wolfgang Harth einen kleinen kunstvoll geschnitzten Altar und stellt ihn am Heiligenhäuschen ab.
Wie ein Augapfel gehütet
Auf rund 200 Jahre wird das Alter dieses Altares geschätzt, der im Hause Harth natürlich wie ein Augapfel gehütet wird. Schon seit vielen Generationen kümmert sich die Großbardorfer Familie um einen Blumenteppich am Fronleichnamstag. "Meine Eltern haben es von ihren Eltern, die wieder von den ihren übertragen bekommen und so weiter," sagt Wolfgang Harth.

Sie haben ihr Haus am Kirchplatz in Großbardorf, da war es seit Jahrzehnten die Aufgabe den Fronleichnamsaltar zu gestalten und in späteren Jahren auch einen Blumenteppich zu legen. In den vergangenen Tagen haben sich Katja und ihre Tochter Juliane Gedanken gemacht, welches Motiv man den in diesem Jahr nehmen könnte. Es wurde skizziert und verbessert und schließlich stand das biblische Motiv fest. Auf einem Sandteppich werden zunächst die Konturen eingeritzt, dann die Blüten entsprechend gelegt.
Die Familie kam am Mittwoch ganz schön ins Schwitzen, als sie von 14 Uhr bis kurz vor 18 Uhr damit beschäftigt war das kleine Kunstwerk zu gestalten. Der Lohn kam dann von den Kirchenbesuchern: "Der ist aber schön geworden", "Da steckt bestimmt viel Arbeit drin", "Ein schönes Motiv" und einfach "Sehr schön!", lauten die Kommentare. Solch lobende Worte wiegen dann die Mühen auf und die Harths konnten am Ende stolz auf ihre Leistung sein.

Schön am Tag zuvor war man im Garten und auch teils in der Flur unterwegs, um Blumen zu sammeln, sagt Wolfgang Harth, der da mit seinen Sohn Lukas natürlich geholfen hat. Noch vor einigen Jahren wurde der Altar an verschiedenen Standorten im Bereich der Kirche aufgestellt, bis vor drei Jahren das Heiligenhäuschen auf dem Kirchhügel aufgebaut wurde. Neben Wolfgang Harth waren Wolfgang Jundel, Kilian Jahrsdörfer und Berthold Derleth beteiligt, die es aus Bruchsteinen bauten. Nun dient es alljährlich als Prozessionsaltar.
Überwältigender Anblick
Insgesamt vier Altäre gibt es bei der Fronleichnamsprozession und immer sind sie schön gestaltet, oft mit kleineren oder größeren Blumenteppichen. Einen weiteren legten die Eltern mit den Kommunionkinder, ein anderer stand am Friedhof und einer unter einem Baum auf dem Weg, den die Prozession durch das Dorf machte. Pfarrer Benjamin Pereira gab an jedem Altar den sakramentalen Segen. Er dankte all denjenigen, die die Blumenteppiche legten, der Musikkapelle und den Anwohnern, die den Weg der Prozession geschmückt hatten, aber auch den Blumenmädchen, die wieder vor dem Allerheiligsten gingen. Er selbst sei überwältigt von der schön gestalteten Prozession und der großen Teilnahme.
FronleichnamDas Fronleichnamfest ist eine Erinnerung an die Einsetzung des Altarsakramentes, das eigentlich am Gründonnerstag gefeiert werden müsste, aber der Passionswoche wegen als zu diesem Termin unangebracht empfunden wurde. Man legte es deshalb in die Zeit nach Pfingsten. Das Fronleichnamsfest gehört zu den Hochfesten der Katholischen Kirche. Im Mittelpunkt steht die Monstranz mit dem eucharistischen Brot, die seit Jahrhunderten durch die Straßen der Ortschaften getragen wird und mit der Gläubige und Gemeinde gesegnet werden.
