Der Landkreis Rhön-Grabfeld hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, damit die beiden anderen Kreiskrankenhäuser Mellrichstadt und Bad Neustadt überleben können (wir berichteten ausführlich).
Das Bad Königshöfer Krankenhaus gleicht wenige Tage vor seiner Schließung einem Geisterhaus. Die Krankenzimmer sind teilweise schon ausgeräumt. Lediglich auf der internistischen Station liegen noch vier Patienten. Die Krankenschwestern verrichten quasi in einem fast leer stehenden Haus ihren Dienst. "Das müssen wir auch bis zum Jahreswechsel tun," so Schwester Inge Thein, " denn es könnten ja noch Notfallpatienten eingeliefert werden.
Mit dem kompletten Ausräumen der Klinik wird dann gleich nach dem Jahreswechsel begonnen. Dann werden Bilder abgehängt, Kreuze von den Wänden genommen, die Betten abgezogen und Schränke ausgeräumt - eine schwere Aufgabe für die Schwestern, die oft schon über Jahrzehnte in dem Haus gearbeitet haben.
Inge Thein beispielsweise ist seit mehr als 40 Jahren im Krankenhaus tätig und gibt unumwunden zu, dass schon Tränen geflossen sind. Auch Schwester Doris Mages räumt ein, "dass die Schließung des Hauses ganz schön weh tut."
Weiteres Problem: Das Personal weiß momentan nicht, wie es weitergehen wird. Vom Träger, dem Landkreis, wurde lediglich mitgeteilt, am 2. Januar an die Arbeitsstelle zu kommen, um dann zu erfahren, wo der künftige Arbeitsplatz sein wird. Aktuell hat das Haus in Bad Königshofen noch 65 Mitarbeiter - inklusive Ärzten und Pflegern. Chefarzt Dr. Gert Kassler kam vor 27 Jahren nach Bad Königshofen. Er erinnert sich, dass ihm damals von Seiten der Krankenkasse mitgeteilt wurde, dass das Haus wohl in spätestens zwei Jahren schließen werde. Eigentlich sei es schade um einen so jungen Arzt wie ihn, wenn er so schnell wieder gehen müsse.
Dass dies damals nicht geschah, schreibt Kassler nicht zuletzt auch seinem Engagement zu. Er habe sich auf das Einsetzen von Herzschrittmachern spezialisiert, was das Haus wieder nach vorne gebracht habe. Gemeinsam mit Chefarzt Dr. Helmut Roth führte Kassler damals die Klinik. Mit dem Abschied aus dem Berufsleben hat sich Dr. Kassler abgefunden. Nachdem er im März kommenden Jahre 65 Jahre alt wird, geht er in den Ruhestand. Sorgen macht er sich dagegen um jüngere Mitarbeiter, die nicht wissen, wie es weitergehen wird - darunter Schwestern, die Alleinverdiener sind, weil der Ehemann arbeitslos ist, oder andere, die 50 Jahre alt sind und kaum mehr eine Möglichkeit haben, eine neue Arbeitsstelle zu finden. "Da kann ich schon nachfühlen, dass die in ein tiefes Loch fallen."
Nicht mehr im Haus sind mittlerweile Dr. Iraklis Xenitidis von der Rheumatologie, Dr. Gosbert Weth von der Schmerztherapie und Dr. Markus Gaisbauer von der Naturheilkundemedizin. Immerhin: Sie haben neue Arbeitsstellen gefunden.
Ein eher trauriges Weihnachtsfest steht dagegen dem Großteil des Krankenhaus-Personals bevor. Früher wurde in der Klinik von den Krankenschwestern noch ein Weihnachtsbaum geschmückt - sehr zur Freude der Bediensteten und der Patienten. In diesem Jahr sucht man vergebens nach diesem weihnachtlichen Symbol. "Warum sollen wir auch in einer sterbenden Klinik einen Christbaum aufstellen?" fragen sich die Schwestern, die nicht wissen, ob sie im kommenden Jahr noch einen Arbeitsplatz haben.