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Bischofsheim: Fällaktion für den Violetten Feuerfalter im Stengerts

Bischofsheim

Fällaktion für den Violetten Feuerfalter im Stengerts

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    Auf der Sohle unterhalb der mehr als 30 Meter hohen Wände des Steinbruchs am Stengerts wird in diesen Tagen der Bewuchs entfernt.
    Auf der Sohle unterhalb der mehr als 30 Meter hohen Wände des Steinbruchs am Stengerts wird in diesen Tagen der Bewuchs entfernt. Foto: Thomas Pfeuffer

    Über Jahrzehnte wurde am Stengerts wertvoller Basalt abgebaut. Um 1970 kam dann das Ende des Tagebaues. Seither hat die Natur in dem Steinbruch nördlich von Bischofsheim wieder das Sagen. Auf einer Fläche von 26 Hektar entstand am Fuß des Bauersbergs das Naturwaldreservat Stengerts. Hier darf kein Holz mehr eingeschlagen oder Totholz entfernt werden. Hier soll ein "Urwald von morgen" entstehen.

    Weiter oben auf dem Berg ist es anders. Hier wird die Entwicklung der Natur etwas gelenkt, wie Naturpark-Ranger Daniel Scheffler erläutert. Denn, wie es hier ohne Eingriffe von außen aussehen würde, zeigt die unterste der drei Abbausohlen. Sie ist inzwischen weitgehend verbuscht oder mit Bäumen bewachsen. Das will man auf der mittleren und oberen Sohle des Steinbruchs, die durch markante Basaltsäulenwände getrennt sind, vermeiden. Denn hier haben sich nach der Stilllegung wertvolle Lebensräume entwickelt. Teils handelt es sich dabei um trockene, warme und magere, teils aber auch um stark durchfeuchtete Standorte. Die seien einzigartig, überregional bedeutsam, aber auch sensibel, so Scheffler. 

    Gerd Frickel (von links), Daniel Scheffler,  Philipp Frickel und Renate Liebst bei einer Absprache der weiteren Arbeiten.  
    Gerd Frickel (von links), Daniel Scheffler,  Philipp Frickel und Renate Liebst bei einer Absprache der weiteren Arbeiten.   Foto: Thomas Pfeuffer

    Hier wachsen seltene Moose, Flechten und Pflanzen wie Sumpf-Herzblatt, Pannonisches Mausohrhabichtskraut, Geflecktes Knabenkraut und Schwertblättriges Waldvögelein, führt Scheffler einige Beispiele auf. Gleichzeitig finden hier seltene und vom Aussterben bedrohte Tierarten Lebensraum und Nahrung. Der Ranger nennt hier den in Bayern kaum noch vorkommenden Violetten Feuerfalter, der sich vom Kleinen Sauerampfer ernährt. Auch Geburtshelferkröte oder Kammmolch finden sich in den hier eigens für sie vertieften Tümpeln am Rande der Steilwände. 

    Verlust wertvoller Flächen verhindern

    Auch wenn die beiden Flächen in der Vergangenheit immer wieder von Ziegen beweidet wurden, seien sie allmählich immer stärker zugewachsen. Mittelfristig wäre auch hier eine komplette Verbuschung und damit der Verlust dieser aus naturschutzfachlicher Sicht bedeutenden Trockenrasengesellschaften vorprogrammiert, so Scheffler.

    Tausende Sämlingen müssen aus dem Boden gezogen werden.
    Tausende Sämlingen müssen aus dem Boden gezogen werden. Foto: Thomas Pfeuffer

    Seit einigen Tagen ist es daher gelegentlich laut geworden im ansonsten so ruhigen Stengerts. Motorsägen und Motorsensen waren ebenso zu hören, wie das Brummen eines Spezialfahrzeugs. Der Lärm lockte so einige Wanderer und Neugierige an, wie Gerd Frickel berichtet, der mit seinem Team gerade auf der oberen Sohle Büsche und Bäume entfernt und die gesamte Fläche weitgehend freilegt. Geleitet werden die Arbeiten der Fachfirma von Daniel Scheffler, finanziert werden sie über Mittel der Landschaftspflege und des Naturparks sowie über die Eigentümer des aufgelassenen Steinbruchs, die Stadt Bischofsheim und die Basalt AG, die den weiter östlich gelegenen Steinbruch am Bauersberg betreibt und hier bereits verschiedene Rekultivierungsprojekte und Ausgleichsmaßnahmen organisiert hat.

    Hoher Verschleiß

    Die Arbeiten hier oben sind umfangreich und auch nicht ganz ungefährlich, weiß Frickel. Auf einige Dutzend schätzt er die Zahl der bis zu 25 Jahre alten Fichten und Kiefern, die gefällt und entastet werden müssen. Die meisten Stämme bleiben zur Biotopaufwertung als Totholz liegen. Büsche müssen abgezwickt und zahllose Baumsämlinge, die gerade mal wenige Zentimeter aus dem Boden spitzen, herausgezogen werden. Bei den Mäh- und Schneidearbeiten ist der Materialverschleiß enorm. Schließlich ist der Basalt, mit dem die Werkzeuge unausweichlich in Kontakt kommen, enorm hart. "Da funkt es dann kräftig", so Frickel.

    Ein Geocache belegt nicht erlaubte Freizeitaktivitäten im Stengerts. 
    Ein Geocache belegt nicht erlaubte Freizeitaktivitäten im Stengerts.  Foto: Thomas Pfeuffer

    Mit seinem Team bearbeitet er nur die Sohle des Steinbruchs. Die bis zu 35 Meter hohen Steilwände sind ausgenommen. Das wäre auch viel zu gefährlich, denn der Basalt dort sitzt teilweise sehr locker. Während der Arbeiten hätten sich dort oben schon zwei Mal Steine gelöst. Dass das nicht immer nur Geröll ist, belegen größere Felsbrocken, die offensichtlich einige Meter in die Sohle hineingerollt sind.

    Vorsicht Steinschlag

    Der Aufenthalt hier ist also nicht ganz ungefährlich. Darauf möchte Scheffler auch die Besucher hinweisen, die den Steinbruch für Freizeitaktivitäten oder Feiern nutzen. Davon, dass das hier wohl immer wieder der Fall ist, zeugen verschiedene Feuerstellen oder auch ein Geocache, die bei den Arbeiten entdeckt wurden. Vor allem möchte der Naturpark-Ranger aber auch darauf hinweisen, dass solche Aktivitäten in einem so bedeutsamen Lebensraum wie dem Stengerts mit gesetzlich geschützten Arten und Biotopen nicht erlaubt sind.

    Der Stengerts ist auch Lebensraum für Flechten und Moose. 
    Der Stengerts ist auch Lebensraum für Flechten und Moose.  Foto: Thomas Pfeuffer

    Derweil nähern sich die Arbeiten von Gerd Frickel und seinem Team dem Ende. In diesen Tagen wird in den Hochlagen der erste Schnee dieses Winters erwartet. Bis der fällt, soll der Maschinenpark wieder im Tal sein.

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