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BAD KÖNIGSHOFEN: Festschriften: Fast wie ein lokales Lexikon

BAD KÖNIGSHOFEN

Festschriften: Fast wie ein lokales Lexikon

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    Festschriften, wie sie über viele Jahre hinweg bei Großereignissen ausgegeben wurden, sind heute selten geworden.
    Festschriften, wie sie über viele Jahre hinweg bei Großereignissen ausgegeben wurden, sind heute selten geworden. Foto: Foto: Hanns Friedrich

    Wenn Kulturinteressierte, wie Bezirksheimatpfleger, Professor Dr. Klaus Reder, in Festschriften blättern, machen sie oftmals eine Zeitreise – zurück in eine Zeit vor bis zu 80 und 100 Jahren.

    „Ein lokal geschichtliches Lexikon“ nennt der Bezirksheimatpfleger solche Unterlagen. Dort sind es nicht nur die Informationen über den Veranstalter und dessen Vereinsgeschichte, sondern auch der Blick auf die Werbeanzeigen und in die Geschichte des Ortes. „Was es da noch alles an Firmen gegeben hat, kaum zu glauben,“ sagt der Kulturdirektor des Bezirks Unterfranken, übrigens ein gebürtiger Obereßfelder.

    Oft stellt er dabei auch fest, wie sich Traditionen verändert haben oder schon nicht mehr vorhanden sind. Für Reder sind auch die Grußworte interessant, die für ihn eine Art Biographie-Handbuch der jeweiligen Politiker darstellen.

    Beim Durchblättern fällt sein Blick immer auf die Werbeanzeigen. So bei der Festschrift „100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Münnerstadt“. Da liest man zum Beispiel: „Wollen sie Blumen pflanzen oder schenken, den Lebenden zur Freude, den Verstorbenen zum Gedenken – Sie finden eine reiche Auswahl vor im Blumenhaus Bötz am Jörgentor“. „Anzeigen in Reimform, das kennt man heute so gut wie gar nicht mehr“.

    „Die Tradition zu einem Dorffest Festschriften zu drucken schläft leider nach und nach ein“

    Bezirksheimatpfleger Klaus Reder

    Oder die Festschrift zur Einweihung des Segelflugplatzes in Saal am 18. August 1974. Grußworte gibt es da von Staatssekretär Lauerbach, Landrat Karl Grünewald, MdB Alex Hösl oder Manfred Hartmann und Elmar Umhöfer vom Flugsportverein Grabfeld. Werbeanzeigen verweisen auf die Landtechnik Ludwig Dietz in Saal, Annerose Heubaum, Stoffe, Pfaff-Agentur in der Martin Reinhard Straße in Königshofen oder die Ferdinand Schwarz GmbH Industrieofen und Maschinenbau KG in Königshofen. Firmen, die es heute nicht mehr gibt, oder die längst in andere Hände übergegangen sind.

    Das Baustoffunternehmen Valentin Trott, heute BayWa, Pecht in Königshofen, heute nicht mehr in der Stadt oder die Druckerei Rudolf Schunk, Herausgeber der einstigen Heimatzeitung „Bote vom Grabfeld“. „Das alles ist Vergangenheit, uns aber immer noch bekannt, weil wir in den Geschäften einkaufen, die Besitzer kannten und vieles mehr,“ sagt Klaus Reder. Besonders interessant findet er die Innenseite dieser Festschrift. Sie zeigt nicht nur die Namen der Unternehmen, sondern auch ein Bild der jeweiligen Verkaufsstelle in Königshofen. Nur weniges davon ist heute noch so wie damals. Von den 15 dargestellten Geschäften sind 2016 noch sieben vorhanden. Gleiches Bild einst und heute: Das Textilhaus Krapf, Möbel Werner, Bäckerei Mauer, Foto Hemmerich, Schuh Rambacher, Drogerie Haag und Schlimbach.

    Es war einmal, kann man bei Werbeanzeigen wie Alois Ruck, Spenglerei, Sanitär- und Elektro-Installation in Saal sagen, bei Karl Heller, einst Autohaus und Shell Station mit Fiat Service, Gustav Blum, Schreinerei oder Kurt Hertwig, Bestattungsinstitut, Taxi und Mietwagenverkehr, alle einst in Königshofen im Grabfeld.

    Interessant: 78 Inserate gab es damals in der Saaler Festschrift im Jahr 1974. 46 Geschäfte oder Betriebe existieren davon heute nicht mehr.

    Das und vieles mehr findet sich in den Festschriften, die heute leider immer weniger werden, wie der Bezirksheimatpfleger feststellt. „Es ist eine langjährige, gute Tradition, die leider einschläft.“ Grund dafür ist das Internet, Facebook, E-Mail, aber auch das Smartphone über das Einladungen verschickt werden. Was bleibt sind lediglich die Festvorträge, in denen dann die wichtigsten Daten genannt werden.

    Für Klaus Reder ist es deshalb wichtig, die alten Festschriften zu bewahren und für den Bezirk, Bereich Heimatpflege, zu digitalisieren. Damit sind historische, schriftliche Unterlagen von einst, die sowohl Brauchtum, Geschichte oder auch Gewerbe einer Gemeinde, einer Stadt oder die Aktivitäten eines Vereins festgehalten haben, gesichert.

    Eine Festschrift ist für Klaus Reder damit mehr als nur ein Heftchen mit Bild- und Textdokumenten. „Es ist ein lokales geschichtliches Lexikon.“

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