Lange bevor die Feuerwehr eine Übung durchführt, sitzen die Verantwortlichen zusammen, um Vorschläge auszuarbeiten, einen Ort für die Übungen zu suchen und die notwendigen Utensilien bereitzustellen. Dazu gehören Autos von einem Schrotthändler, ein leer stehendes Gebäude, ein Bereich, auf dem ein offenes Feuer möglich ist, aber auch der Hinweis an die Polizeidienststellen und die integrierte Leitstelle. Schließlich fahren bei einer Übung die Autos mit Blaulicht, teils mit Martinshorn durch die Straßen und es gibt Rauch. Auch der Übungsort, wie das Anwesen der ehemaligen Ziegelei Gernert und der genaue Zeitrahmen muss den Behörden und der Nachbarschaft gemeldet werden. So war das kürzlich auch beim Berufsfeuerwehrtag und einer großen Corona-Übung der Bad Königshofener Wehr.

20 Feuerwehrleute machten sich schon Wochen vor dem Berufsfeuerwehrtag Gedanken: Man einigte sich für die 24-Stunden Schicht auf neun Übungseinsätze. Vitus Büchs, Jugendwart der Bad Königshofener Feuerwehr, berichtete, dass der organisatorische Aufwand pro Übung enorm sei. "Es geht von A wie Anwohner informieren bis Z, das Zusammensein nach der Übung."
Was tun, wenn die Feuerwehr nicht rein darf?
Eine dieser neun Übungen fand im leer stehenden Wohnhaus einer ehemaligen Ziegelei in Bad Königshofen statt, die der zweite Kommandant Jochen Staub vorbereitet hatte. Für die Wehrleute war er der Hausbesitzer, der, obwohl es aus einem Fenster im ersten Stock rauchte, keinen Wehrmann in sein Haus lassen wollte. "Ihr macht mir bloß alles kaputt und es ist nicht so schlimm wie es aussieht." Erst nach Überzeugungsarbeit konnten die Jungfeuerwehrler ins Haus. "Auch solch eine Situation kann vorkommen und muss geübt werden", sagte Jochen Staub.
Zuvor hatte er eine Puppe an das Fenster gelegt, eine zweite in einem Schrank versteckt. "Es ist wichtig, dass die Feuerwehrleute bei einem Einsatz alles absuchen, und da gehört es auch dazu, in die Schränke zu schauen". Über sein Handy spielte er den Alarm eines Rauchmelders ein, sodass alles wirklichkeitsgetreu wirkte. Natürlich war auch eine Rauchmaschine im Einsatz, um, wie bei einem Ernstfall, die Sicht der Wehrleute einzuschränken. Natürlich hatte man vor der Übung die Erlaubnis beim Eigentümer, der Dreger-Immobiliengruppe eingeholt und die Nachbarn verständigt.
Ortskenntnis ist ungemein wichtig
Um eine Übung zu planen, muss man sich vor Ort auskennen, sagt Vitus Büchs. Deshalb gab es einige Tage zuvor eine Besichtigung. "Wir haben uns die Räumlichkeiten angeschaut und ausgetüftelt, was alles möglich ist." So kann man zum Beispiel den Innenangriff mit Wasser im Schlauch üben und erkennt, wie sehr man in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist. Da die Drehleiter im Einsatz war, zeigte Drehleitermaschinist Simon Weber den Jungfeuerwehrleuten, wie das Wenderohr am Korb befestigt und dann der Schlauch auf die Drehleiter gelegt wird.

Wenige Stunden später bereitete Gruppenführer Fabian Wolf mit Kollegen auf der ehemaligen Aubstädter Straße einen Verkehrsunfall mit zwei Wagen vor. Woher die Fahrzeuge nehmen? "Ein Kamerad stellte sein altes Auto zur Verfügung und die Firma Hartmann aus Merkershausen sagte, wie schon so oft zu, ein Auto beizusteuern." Diese wurden innen präpariert, eine Puppe ans Lenkrad gesetzt, das Fahrzeug verbeult und die Stoßstange abgerissen. "Es soll ja möglichst echt wirken", sag Fabian Wolf, während er auf die Motorhaube springt und Dellen in das Autoblech tritt.
Manche Vorschriften machen das Üben nicht einfacher
Vorausdenken hieß es auch, was die Standard-Jugendfeuerwehrhelme betrifft. Diese sind grundsätzlich ohne Schutzvisier. Das ist für die Arbeit mit Rettungsschere und -spreizer aber vorgeschrieben. Deshalb hatte die Bad Königshofener Wehr schon vor Jahren ein Kontingent an Schutzvisieren für die Jugendfeuerwehrhelme angeschafft. Gruppenführer Fabian Wolf: "Bei der Jugendfeuerwehr gilt der Grundsatz: Sicherheit vor Schnelligkeit. Das Tempo erhöht sich in der Regel mit zunehmender Erfahrung." Da beim Berufsfeuerwehrtag auch Nachteinsätze eingeplant sind, übernachteten die Jugendlichen im Feuerwehrhaus.

Die Großübung der aktiven Wehr mit 60 Feuerwehrangehörigen hatten die Kommandanten Jochen Krug und Jochen Staub mit den Wehren Bad Königshofen, Merkershausen und Untereßfeld ausgearbeitet. Angenommen wurde ein Gebäudebrand, bei dem fünf Personen im Wohnhaus der ehemaligen Ziegelei und im südlichen Scheunentrakt als vermisst galten. Eine Person wurde vom Fenster des Spitzbodens über die Drehleiter befreit, eine weitere Person lag unter Gebälk und Schutt, weshalb eine Einsturzsicherung mit Stützen und Brettern errichtet wurde.
Getestet und für "gut befunden" wurde ein Brunnen auf dem Gelände der Sparkasse, der für die Wasserversorgung der Drehleiter genutzt wurde. Er kann bei Bränden in der Innenstadt genutzt werden.