Es ist ein absoluter Rekordsommer: Wochenlang herrschen Temperaturen jenseits der 30 Grad. Das setzt nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren zu. Die Taubenzüchter im Landkreis müssen jetzt besonders aufpassen: Die Hitze ist für ihre Schützlinge ein großes Problem.
Dieter Reinhard aus Kleineibstadt ist seit 1964 Taubenzüchter, heute beherbergt er 120 der Vögel. Aber selbst für ihn ist dieser Sommer eine ganz neue Erfahrung: „Das Wetter ist für den Menschen ein Problem, aber für die Tauben auch.“ Sie seien ja auch kleiner und vertrügen die Hitze nicht so gut. „So extrem war es noch nie, drei bis vier Wochen herrschte sogar ein Flugverbot“, sagt Reinhard.
Besondere Vorsicht geboten
Seit Juli verhängte der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter immer wieder ein Flugverbot. Erst am 8. August wurde das letzte aufgehoben. Den südlich gelegenen Regionalverbänden wurde aufgrund stärkerer Hitze aber weiterhin zu besonderer Vorsicht geraten -- und der Sommer ist ja noch nicht vorbei.
„Ab 30 Grad dürfen die Tauben nicht mehr fliegen“, erklärt Reinhard, „trotzdem brauchen sie ihre Flugstunde.“ Das sei bei der Hitze allerdings nur früh morgens möglich gewesen. Daher ist der Brieftaubenzüchter jeden Morgen um sechs Uhr aufgestanden, um seine Vögel rund anderthalb Stunden trainieren zu lassen. Tagsüber sei es auch ohne Verbot unverantwortlich, die Tauben fliegen zu lassen, da sie aufgrund der Hitze schnell notlanden müssten und es dann oft nicht mehr nach Hause schaffen würden.
Stress und Hitze problematisch
Ist es momentan nicht auch im Taubenschlag viel zu heiß? Dieter Reinhard winkt ab: „Die Tauben setzen sich in den Außenbereich des Schlags und sonnen sich.“ Wichtig wäre nur, sie keinem Stress auszusetzen. Dieser sei in Kombination mit der Hitze problematisch. Trotzdem müsse man auch selbst mithelfen, um die Tauben frisch zu halten: Viel baden und gut füttern lautet seine Devise.
Für Ersteres hat Reinhard sogar eine Badewanne eigens für seine Schützlinge gebaut. Das Wasser in der Wanne wirkt dreckig. Es ist mit einem grauen Film überzogen. Das sei jedoch ein gutes Zeichen: „Das ist Federstaub. Das heißt, sie haben sich gut gebadet, sind sauber und fit“, so Reinhard. „Man hat richtig Freude, wenn man sie da so sitzen sieht.“
Notlandung aus Erschöpfung
Überhaupt passen alle Züchter zusammen unheimlich auf, bevor die Tauben losgeschickt werden. Das sei laut Reinhard „das erste Gebot.“ Beim kleinsten Anzeichen von Problemen mit dem Wetter schaue der Flugleiter genau, ob die Tauben wirklich fliegen sollen, auch wenn kein Flugverbot herrscht. Trotzdem könne es sein, dass eine Taube aus Erschöpfung auch mal notlanden müsse, vor allem, wenn sie von Greifvögeln verfolgt wurde. Falls man selbst mal einen solchen Fall auf seinem Grundstück hat, sei es wichtig, das Tier mit Körnerfutter und Wasser zu versorgen sowie die Telefonnummer am beringten Fuß anzurufen. Bleiben die Tauben nämlich zu lange weg von ihrem Schlag, kann es sein, dass sie am Stress und an Heimweh verenden.
Bei Dieter Reinhard war das aber noch nicht der Fall. In der aktuellen Sommerhitze hat er auch noch kein krankes oder verletztes Tier zu beklagen. Greifvögel seien das größere Problem. Ansonsten passe er aber ganz genau auf: „Man hängt ja an ihnen.“ Und daher sorgt er weiter dafür, dass alle seine Tauben gut durch diesen besonders heißen Sommer kommen.