Der Fränkische Rechen und die Schwarze Henne auf rot-weißem Grund: Diese Variante der Frankenfahne bezeichnet das Henneberger Land.
Seit Anfang Juli weht eine solche Frankenfahne hoch über den Ruinen der Henneburg. Was sie bedeuten soll? „Südthüringen ist Fränkisch“. Und für diese historische Einsicht kämpft seit einiger Zeit der Verein „Henneberg-Itzgrund-Franken“.
Seine Mitstreiter waren es auch, die zum Monatsbeginn die Henneburger Frankenfahne hissten, auf dem Wahrzeichen dieses fränkischen Landstrichs, der aber zum Freistaat Thüringen zählt und insofern vom Mutterland abgeschnitten ist, wenn man es so deuten will.
Martin Truckenbrodt, Kay Stöcklein und Lothar Beck waren die Aktivisten der Henneburg-Aktion. Alle drei sind sie Südthüringer, was die Zugehörigkeit zum Bundesland betrifft. Ihr Herz aber pocht fränkisch.
Der Verein, an dessen Spitze Truckenbrodt aus dem Ort Frankenblick steht, hat rund 40 Mitglieder.
In den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen, Suhl, Bad Salzungen, Hildburghausen und Sonneberg werben sie für ein Bewusstsein von der fränkischen Identität ihrer Südthüringer Mitbürger.
Der Rennsteig ist für sie die natürliche ethnisch-kulturelle Wasserscheide zwischen den „echten“ Thüringern und den Franken im Thüringischen, die seit jeher wirtschaftliche und freundschaftliche Bande nach Südwesten gepflegt hätten.
Die Henneburg, Stammsitz des einst mächtigen Grafengeschlechts, dessen Herrschaftsgebiet sich bis in den Schweinfurter Raum ausstreckte, ist in Besitz der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Dort genehmigte man das Hissen der Flagge. Auch am Bismarck-Turm in Suhl hatten die Vereinsmitglieder schon Flagge gezeigt, für die Vereinsmitglieder ist Suhls Oberbürgermeister Jens Triebel ein „bekennender Franke“.
Viele Thüringer selbst mögen die Aktivitäten des Henneberg-Itzgrund-Franken-Vereins belächeln; was auch daran liegen mag, dass man Bestrebungen unterstellt, Südthüringen am liebsten Bayern zuzuschlagen.
Der Würzburger Hans Seib, Mitglied im Fränkischen Bund und beim Hissen der Frankenfahne vor Ort, rückt das gegenüber dem Meininger Tagblatt zurecht, das über die Aktion berichtet hatte. Der Franke habe mit Bayern eigentlich nichts am Hut, Franken werde „vom bayerischen Brauchtum überschwemmt“.
Abspaltungsbemühungen dementiert Vereinsvorsitzender Martin Truckenbrodt. Vielmehr gehe es darum, das Potenzial einer gemeinsamen Entwicklung mit dem fränkischen Teil Bayerns zu sehen und zu nutzen. Darum findet Truckenbrodt auch die Idee des Thüringischen CDU-Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann gut, eine Tourismusregion Henneberger Land im Mittleren und Oberen Werratal als Bindeglied zwischen Rhön, Thüringer Wald und Haßbergen zu etablieren.
Der Wirtschaftsraum der Metropolregion Mitteldeutschland erstreckt sich im Wesentlichen auf die Städte und Landkreise entlang der Bundesautobahn A4. Suhl und Nürnberg verbinde hingegen die innerfränkische A73. Kulturlandschaftlich ist die Stadt Suhl schon seit jeher Teil des Henneberger Landes und damit Frankens.
In Meiningen, wo auf der Stadtkirche die Henne und der Frankenrechen thronen, vermisst der Verein das Bekenntnis zum Fränkischen. „Meiningen sollte sich um die Ausrichtung des offiziellen Tags der Franken 2018 bewerben“, meint Thomas Tasler (28), stellvertretender Vorsitzender aus Jüchsen.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen www.henneberg-itzgrund-franken.eu