Eines steht schon fest: Ein neues Sommermärchen wie 2006 wird es nicht werden. Nicht nur, weil die Fußball-Weltmeisterschaft, die am Sonntag, 20. November, mit dem Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Ecuador beginnt, im Winter in der Wüste (eigentlich wäre Spätherbst richtig) stattfindet. Öffentliches und gemeinsames Zuschauen, wie es das Public Viewing darstellt, ist im Freien schon wegen der niedrigen Temperaturen wenig attraktiv.
Zudem haben die Berichte über Todesfälle und miserable Lebensbedingungen der Gastarbeiter beim Bau der Stadien und die strafrechtliche Verfolgung sexueller Minderheiten in dem muslimisch geprägten Staat nicht wenigen die Vorfreude verdorben.
Deutschland gegen Spanien drinnen und draußen in Sulzdorf
Allen Widrigkeiten zum Trotz gibt es aber die ein oder andere offizielle Gelegenheit, gemeinsam mit anderen die Spiele zu verfolgen. Etwa am 27. November in Sulzdorf auf dem Adventsmarkt, wenn die Deutsche Elf um 20 Uhr gegen Spanien antritt. Dann soll die Begegnung auf einer Außenleinwand und im Gemeindezentrum zu sehen sein, wie Bürgermeisterin Angelika Götz gegenüber dieser Redaktion erklärt.
Von weiteren WM-Aktionen in ihrem Zuständigkeitsbereich wisse sie aber nichts. Auch in den Rathäusern von Höchheim, Trappstadt, Herbstadt, Aubstadt, Saal und Wülfershausen ist nichts bekannt hinsichtlich Aktivitäten zur WM. Was nicht heißt, dass nicht hie und da Menschen zusammenkommen werden, um Fußball zu schauen. Offizielle Veranstaltungen gibt es nach dem gegenwärtigen Recherchestand im Grabfeld aber nur wenige.
Im Sportheim in Sulzfeld soll fast jedes Spiel zu sehen sein
Eine Ausnahme macht Sulzfeld, wo Bürgermeister Jürgen Heusinger ankündigt, dass im Sportheim so weit wie möglich jedes Spiel gezeigt werden soll. Dass die WM im Winter ausgetragen wird, gefalle niemanden und dass bei der Fifa alle korrupt waren, wisse man schon länger. "Aber deswegen wollen wir uns nicht den Spaß am Fußball verderben lassen", so Heusinger weiter, der sich auf das gemeinsame Fernsehschauen mit Freunden freut.

In der Frakentherme gibt es keinen Fußball, im TSV-Sportheim nur nebenbei
Lang ist es her, als noch in der Frankentherme in Bad Königshofen Public Viewing veranstaltet wurde. Geplant ist auch in diesem Jahr nichts. Geschäftsführer Werner Angermüller beschleicht auch ein komisches Gefühl, wenn er daran denkt, dass die Weltmeisterschaft im Advent stattfindet. Aber diese Dinge seien schon bei der Vergabe entschieden worden. Einen Boykott aus moralischen Gründen befürwortet er nicht.
Ansonsten müsste man sich schon fragen, warum das öffentlich-rechtliche Fernsehen dann überhaupt Spiele übertrage. Auf offizielle Veranstaltungen zur WM verzichtet auch der TSV. Zu den Öffnungszeiten des Sportheims am Donnerstag und Sonntag könnten die Spiele nebenbei am Bildschirm verfolgt werden. Aber das Sportheim eigens für Spiele öffnen wolle man nicht, erklärte Vorsitzender Thorsten Eckart.
Eigentlich warten die Fans jetzt auf die Dart-Weltmeisterschaft
Einen sicheren Hafen in Sachen Fußball-WM bietet die Sportsbar der Familien Hahn und Suffa in Bad Königshofen. In den Kino-Sälen laufen zwar keine Übertragungen aus Doha und den anderen Spielorten in der Wüste, weil da schon die Verträge mit den Filmverleih-Firmen dagegen sprächen. Aber in der Sportsbar könnten die Spiele, außer mittwochs zum Ruhetag, gesehen werden, sagt Mario Suffa.
Dort treffen sich immer mal die Mitglieder des Bayern-Fanclubs, um Bundesligaspiele zu sehen. "Da ist dann mehr los als bei der Nationalmannschaft", schmunzelt Suffa, der kein allzu großes Interesse an der Fußball-WM erwartet. Die hätte man lieber woanders und im Sommer ausrichten sollen. Denn jetzt sei eigentlich die Zeit für die Dart-Weltmeisterschaft, für die es viele Fans gebe.
Ob fußballweltmeisterlich geschmückt wird, ist noch nicht entschieden
Ob Suffas Frau Barbara den Saal heuer zu dem fast vierwöchigen Fußball-Spektakel ebenso weltmeisterlich schmückt wie sonst üblich, wenn sich die besten Mannschaften des Planeten alle vier Jahre bei dem Turnier messen, wird sie erst kurzfristig entscheiden. Noch mit Schrecken denkt sie an die WM 2018 in Russland, wo Deutschland so schmählich nach der Vorrunde ausgeschieden ist. Da hat sie nämlich, wie sie zugibt, vor lauter Enttäuschung alle Fähnchen weggerissen.
Gibt es im Grabfeld noch irgendwo Public Viewing, von dem nichts in dem Artikel steht? Diese können Sie gerne der Redaktion über redaktion.rhoen-grabfeld@mainpost.de melden.