Bei den Grabungen zum Sparkassenneubau wurde eine eiserne Kassette gefunden. Der Inhalt gibt indes Rätsel auf. Weil er offensichtlich nicht vollständig ist.
In der Kassette wurden bei der Grundsteinlegung der Sparkasse Königshofen im Grabfeld am 25. Mai 1935 Dokumente hinterlegt. Dann wurde sie eingemauert. Dass der Inhalt des nun gefundenen Behältnisses nicht mehr vollständig, kann Gebietsdirektor Peter Lindemann nachvollziehen. Denn er hatte beim Umzug der Bank einen alten Zeitungsband gefunden, in dem niedergeschrieben ist, was alles in der Kassette sein sollte: Bilder der lokal führenden Männer des Dritten Reiches und des Landes Bayern, die Ausgabe des Bote vom Grabfeld vom 25. Mai 1935, ein Gedicht zum Richtfest von Heimatdichter Dietrich aus Aubstadt, ein Glückspfennig sowie ein Lichtbild des alten Sparkassengebäudes (früher Krone), eine kurze Schilderung des Werdegangs der Bezirkssparkasse und des Neubaues.
Bericht über Protestversammlung
Diese Dokumente hätten ebenso in der Kassette sein müssen wie Zeitungsnotizen über die Bezirkssitzung anlässlich des Kaufes des Hotels Adler Post und über die „aus diesem Anlass stattgehabte Protestversammlung“. Was weiterhin fehlt, sind Rechnungen der Distriktsparkasse Königshofen aus dem Jahr 1845. Vorhanden sind lediglich Bilanz und Rechnungsbericht der Bezirkssparkasse Königshofen von 1933 und 1934. Dafür sind unzählige Geldscheine in der Kassette, die in dem Zeitungsbericht nicht aufgeführt sind – insgesamt zwei Milliarden, 95 Millionen und 245 105 000 Reichsmark in verschiedenen Scheinen. Hinzu kommen 95 Reichsmark als Darlehen-Kassenscheine. Von besonderer Bedeutung sind kleine Scheine, das Notgeld aus den Städten Königshofen, Neustadt, Bischofsheim, Münnerstadt und Schweinfurt.
Ein Griff in die Schatulle?
Fragt man Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert, weshalb ausgerechnet Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus fehlen, vermutet er, dass diese Unterlagen wohl nach Kriegsende aus der Schatulle genommen wurden. Möglich sei dies, weil in dem Zeitungsbericht die genaue Lage der Kassette vermerkt wurde. Zitat: „Das Fest begann mit der Einmauerung einer kleinen eisernen Kassette, links am Haupteingang in Höhe des 1. Stockes.“ Es könnte also durchaus sein, dass die Unterlagen in der Zeit der Entnazifizierung aus der Kassette genommen und vernichtet wurden. Auch für Reinhold Albert mutet es komisch an, dass in der Kassette Geldscheine sind, die nicht erwähnt wurden, dafür aber die heiklen Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus entfernt wurden.
Ganz einfach dürfte dieses Unterfangen nach Meinung von Ingenieur Christian Leicht vom zuständigen Planungsbüro nicht gewesen sein. Denn die jetzt gefundene Kassette war tief im Mauerwerk versenkt. Dass ausgerechnet die Dokumente mit Namen und Bildern der „führenden Männer des 3. Reiches und des Landes Bayern“ – vermutlich auch aus Königshofen und Umgebung – beim Abriss verlorengegangen sind, ist aber eher unscheinbar.
Wichtig sind deshalb die Zeitungsausschnitte, die beim Umzug der Sparkasse entdeckt wurden und die Gebietsdirektor Peter Lindemann vorlegen kann. Darin ist nachzulesen, dass Zimmermann Schmitt den Richtspruch verlas, Maurer Glückstein das vom Dorfdichter Dieterich verfasste Gedicht vortrug. Als ein Höhepunkt wird erwähnt, dass es „Glückspfennige von der Sparkasse regnete“, die eigens für das Richtfest angefertigt worden waren. In der „Rosenau“ fand ein Festessen statt. Danach sagte Regierungsrat Panz Dankesworte an Oberregierungsrat Adolf Beckerle, langjähriger Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse, sowie an Ökonomie-Rat Eschenbach (Untereßfeld). Erwähnt werden in dem Bericht auch Sparkassenleiter Konrad Schön und Regierungsbaumeister Schmitz. Wörtlich heißt es: „Dass der Sparkassenneubau zustande gekommen ist, ist ausschließlich der zielbewussten Wirtschaftspolitik unseres Führers zu verdanken.“
Erste Anstalt 1841
Die Zeitung schreibt auch über die Geschichte der Sparkasse: „Die erste Anstalt, die mit der städtischen Schuldentilgung verbunden war, wurde am 15. September 1841 von den Einwohnern der Stadt ins Leben gerufen und von der Stadt eröffnet. Sie hatte die Zweckbestimmung, die Ersparnisse der Kinder aller Einwohnerklassen bis zum 18. Lebensjahr, sowie jene der Gesellen, Lehrlinge, Bedienten, Knechte, Mägde und Tagelöhner, auch anderer unbemittelter Personen aufzunehmen, zu verzinsen und auf Verlangen mit Zinsen und Zinseszinsen pünktlich zurück zu bezahlen.“
Weiter ist zu lesen. dass der städtische Kassentag der 15. jeden Monats gewesen ist. Die von einer Person gemachten Einlagen haben 60 Gulden nicht überschreiten dürfen und mussten mindestens einen Gulden betragen. Erst am 11. August 1845 wurde die Sparkasse des Bezirks Königshofen im Grabfeld ins Leben gerufen. Die Aufsicht hatte das königliche Landgericht.
Zeitungsbericht vom 20. September 1935 zur offiziellen Sparkassen-Einweihung Der Bote vom Grabfeld berichtet am 20. September 1935, dem Tag vor der offiziellen Einweihung: „Die Bezirkssparkasse Königshofen, ihr Neubau ruht auf den wohlfundierten Grundmauern des Vertrauens der Sparer, sie ist überdacht von den stahlharten Grundsätzen streng solider unparteiischer und gerechter Führung der Geschäfte, sie ist getragen von den Stützmauern einer kenntnisreichen und das Wohl der Sparer und der Geldnehmer des Bezirks sorgsam geförderter Verwaltung. Wer wollte unter solchen Umständen in die unerschütterliche Festigkeit der Kasse, die als rocher de bronce (eherner Fels) in Mitten des Grabfelds aufgerichtet ist, Zweifel setzen, wer sollte nicht im gläubigen Vertrauen zu solcher Kasse die Früchte seines Fleißes und eines für die Zukunft bedachten Spartums, die Spar-Groschen einem solchen Institute, das die Heimat erbaut hat und für die Heimat gebaut ist, anvertrauen wollen? Heil dem schönen Bau, heil dem Gemeinnutz der in diesem Werke verkörpert, sich offenbaren darf.“ Genannt werden dabei auch die Vorstände: 1845 bis 1859 Mahr, 1859 bis 1886 Klemm, 1886 bis 1891 Josef Wolfromm, 1895 bis 1927 Friedrich Rösch und ab 1931 Konrad Schön.