Der dienstälteste hauptamtliche Bürgermeister Thüringens geht an diesem Mittwoch in den Ruhestand. Günther Köhler (Freie Wähler) wird im Laufe des Tages den Chefsessel im Römhilder Rathaus seinem Nachfolger Heiko Bartholomäus (CDU) überlassen, der am 24. Februar diesen Jahres zum neuen Bürgermeister in Bad Königshofens Partnerstadt gewählt wurde.
Karrierebeginn in der DDR
Köhlers lange Bürgermeister-Karriere begann schon vor der Wende - noch in der DDR, und zwar in Gleichamberg. Dort wurde er 1985 erstmals zum Rathauschef gewählt. Voraussetzung war damals der Eintritt in die SED. „Das war für mich nicht leicht, rückblickend war die Entscheidung aber richtig“, so Köhler. Im Gegensatz zu vielen seiner Amtskollegen wurde er nach dem Zusammenbruch der DDR nicht aus dem Amt gejagt, sondern genoss weiter das Vertrauen der Gleichamberger Bürger mit Wahlergebnissen von teils über 90 Prozent. „Ich habe in all den Jahren die Menschen immer gleich behandelt“, nennt der heute 68-jährige gelernte Baumaschinist dafür einen von mehreren Gründen.
Keine leichte Aufgabe
Die Veränderungen, die Wende und Wiedervereinigung mit sich brachten, waren „keine leichte Aufgabe“, wie er es ausdrückt. Vieles war Neuland , angefangen von den neuen bürokratischen Vorgaben über die Baugesetze bis hin zur Beantragung von Zuschüssen. Bis heute ist er seinem damaligen Amtskollegen Franz Hoffman aus Knetzgau dankbar dafür, dass er ihn in dieser schwierigen Anfangszeit unterstützt hat.
Neues Rathaus gebaut
Günther Köhler gelang es in den Folgejahren, aus dem verschlafenen Gleichamberg eine prosperierende Gemeinde zu machen. So fallen in seine Amtszeit der Bau des neuen Rathauses und der Sparkasse, die Ansiedlung von Ärzten und die Ausweisung eines Gewerbegebietes. Folglich war es kein Wunder, dass er im Jahr 2013, als Gleichamberg und andere Gemeidnen sowie die VG Gleichberge in der neu gebildeten Stadt Römhild aufgingen, auch dort zum Bürgermeister gewählt wurde.

Köhler geht erhobenen Hauptes
Sechs Jahre später zieht Köhler auch für diese Amtsperiode eine positive Bilanz. Vieles sei von ihm und dem Römhilder Stadtrat auf den Wege gebracht worden, darunter der Stadtumbau mit der Schlosssanierung oder erst kürzlich die Ausweisung eines großen Gewerbegebietes. „Ich übergebe eine gesunde Stadt an meinen Nachfolger und kann mich erhobenen Hauptes aus der Lokalpolitik zurückziehen“, so der Familienvater, der künftig mehr Zeit haben wird, sich um seine zwei Enkel, seine Jagd und sein Wildgehege zu kümmern.
Vor sechs Jahren Köhler unterlegen
Die Nachfolge von Günther Köhler wird Heiko Bartholomäus antreten. Der 46-jährige gelernte Automobilkaufmann wuchs in Römhild auf und lebt mit seiner Frau im Nachbardort Milz. Der zweifache Vater war bei der Bürgermeisterwahl vor sechs Jahren Köhlers Gegenkandidat, unterlag damals aber noch deutlich. Bei der Abstimmung vor wenigen Wochen hat es dann geklappt: Mit 53 Prozent Zustimmung setzte sich der CDU-Kandidat, der unter seinem Vorgänger stellvertretender Rathauschef war, bereits im ersten Wahlgang gegen zwei Mitbewerber durch.

Große Herausforderungen
Die Herausforderungen, die in den kommenden sechs Jahren auf ihn und den Stadtrat zukommen, bezeichnet Heiko Bartholomäus als groß. Dem Ziel, die 14 Römhilder Ortsteile zusammenzubringen, sei man in der vergangenen Legislaturperiode zwar näher gekommen. „Manches war aber in den sechs Jahren noch nicht zu schaffen, zumal es immer noch viele Zweifler gibt“, sagt Heiko Bartholomäus. Er hofft darauf, dass immer mehr Bürger mitziehen werden beim weiteren Aufbau eines gut funktionierenden Miteinanders. „Auch Lückenschlüsse im Radwegenetz und die Besinnung auf das, was uns verbindet, könnten zum Zusammenwachsen beitragen.“
Zusammenarbeit forcieren
Als größte finanzielle Herausforderungen bezeichnet Bartholomäus die Neugestaltung des Römhilder Viehmarktes, die Erschließung des neuen Gewerbegebietes und die weiteren Sanierungsmaßnahmen auf Schloss Glücksburg. Was die Städtepartnerschaft mit Bad Königshofen betrifft, könnte er sich für die Zukunft mehr gemeinsame Aktivitäten vorstellen. „Es wäre schön, wenn man die Zusammenarbeit forcieren könnte“, so Bartholomäus, der sich in seiner Freizeit in Römhilder Vereinen engagiert, darunter als Vorsitzender im Karnevalsverein.