Im modernen Leben funktioniert fast nichts mehr ohne PC, Tablet oder Smartphone. Eine Mailadresse zu besitzen, ist ein Muss geworden, denn Behörden, Banken und Versicherungen kommunizieren zunehmend digital. Familien und Freunde tauschen sich in sozialen Netzwerken aus, Auskünfte über Fahrpläne und Öffnungszeiten erhält man übers Internet. Was aber machen Menschen, die aus verschiedensten Gründen den Anschluss ans digitale Leben verpasst haben?
Das Projekt "zusammen digital" soll hier Abhilfe schaffen. Initiiert wurde es vom JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, gefördert wird es durch das Bayerische Staatsministerium für Digitales. 30 Kommunen sind bayernweit daran beteiligt, darunter auch Bad Königshofen.
Junge "digital Natives" helfen Menschen, die den digitalen Anschluss verpasst haben
Das Prinzip ist ganz einfach. Junge Menschen, die als "digital natives" mit digitalen Technologien aufgewachsen und in ihrer Nutzung versiert sind, helfen Menschen, die Probleme damit haben. Den Antrag, um an dem Programm teilnehmen zu können, stellte die Stadt Bad Königshofen, die Organisation vor Ort liegt bei Renate Knaut. Mit der Schranne ist eine geeignete Räumlichkeit vorhanden, die den geforderten barrierefreien Zugang ermöglicht.
Über das Jukunet fanden sich junge Menschen, die Interesse hatten, als Berater tätig zu werden. Hierfür wurden sie von medienpädagogischen Fachkräften ausgebildet. In der Schulung erlernen sie pädagogische Grundlagen der Vermittlung von Inhalten und den Umgang mit Menschen. Als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement werden die Jugendlichen zweimal jährlich zu einem Jugendtreffen eingeladen und sie erhalten ein Zertifikat.
Meist sind es ältere Mitbürger, die sich von den zwölf aktiven Beratern helfen lassen
Cedrik Lotspeich (17) und Timo Fei (27) gehören zum Team der 12 aktiven Berater in Bad Königshofen. "Es macht uns großen Spaß", berichten sie, "und es kommt auch etwas zurück von unseren Klientinnen und Klienten." Meist seien es ältere Mitbürger, die den Service nutzen, es gebe aber gelegentlich auch jüngere Personen, die mit Fragen kommen.
Der meiste Beratungsbedarf besteht beim Umgang mit Handys. Häufig kommen die Klienten mit eher einfachen Fragen und manche schämen sich ein wenig dafür. Verwandte und Freunde, die um Hilfe gebeten wurden, hatten oft zu wenig Geduld. An diesem Punkt macht sich die Ausbildung bezahlt und die Freude ist auf beiden Seiten groß, wenn der Groschen dann gefallen ist.
Auch mit dem Laptop kommen viele und lassen sich zeigen, wie man Programme installiert und bedient oder den Digitalen Ausweis einrichtet. Helfen können die jungen Berater eigentlich immer.
In diesen Bereichen ist der Beratungsbedarf am größten
Erika Werner (81) aus Bad Königshofen war schon öfter da. Regelmäßig besucht sie die Angebote der Stadt für Seniorinnen und Senioren, ganz besonders freut sie sich über die Nachhilfe am Handy. Gerade lernt sie, SMS zu schreiben, Fotos zu erstellen und zu verschicken. "Das Handy kann im Alltag nützlich sein und hat mir schon geholfen, in einem Notfall schnell Hilfe zu holen", erzählt sie. Eigens für die ältere Klientel werden ein paar Smartphones und Tablets vorgehalten, die man sich für eine kurze Zeit zum Üben ausleihen kann, bevor ein eigenes Gerät angeschafft wird.

Renate Knaut ist zufrieden mit der Nutzung des Angebots. Ganz offensichtlich ist der Bedarf groß. Gerne würde sie noch mehr Menschen erreichen und kann sich vorstellen, auch mobile Beratungstermine etwa in Seniorenheimen einzurichten. Anfragen nimmt sie gerne entgegen.
Die jugendlichen Berater sind hochmotiviert und die Klienten verlassen die Beratungstheke glücklich, weil ihnen durch die neu erworbenen Fähigkeiten eine Teilhabe am digitalen gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird. Und wenn neue Fragen auftauchen, kommen sie einfach wieder. Freitags und samstags von 15 bis 16.30 Uhr finden die Beratungen in der Schranne statt. Sie sind ohne vorherige Anmeldung nutzbar und kostenfrei.