Manch einer mag sich die Frage gestellt haben, welchen Sinn weiß-rote Leitpfosten an den Straßen im Landkreis haben. Hat das gar etwas mit den fränkischen Farben rot-weiß zu tun? "Nein!" sagen Benjamin Bühner vom Tiefbauamt am Landratsamt Rhön-Grabfeld und Karsten Schilling, Leiter des Kreisbauhofs in Bad Neustadt. "Diese weiß-roten Pfosten sollen den dahinter stehende Leitpfosten schützen, der ein digitales Zählwerk beinhaltet." Es handelt sich dabei um ein bayernweit eingesetztes Verkehrsdatenmonitorin.
Immer wieder sei es nämlich vorgekommen, dass diese Leitpfosten, die von den "normalen" Leitpfosten nicht zu unterscheiden sind, durch Autos, die von der Straße abgekommen sind, beschädigt wurden. Und da kostet die Reparatur der beschädigten Technik dann schnell einmal einige tausend Euro. Bei 5000 Euro liegen die Anschaffungskosten für den Zählleitpfosten.
Im Landkreis Rhön-Grabfeld gibt es 80 Zählstellen, wobei immer nur vier in Betrieb sind. Wöchentlich tauschen Benjamin Bühner und Karsten Schilling den Zählleitpfosten gegen einen normalen Leitpfosten aus. Wie so ein Zählleitpfosten funktioniert, zeigt der Hauptstraßenmeister an der NES 20 neu. Akku und Technik befinden sich in einer Röhre im unteren Bereich. Von dort führen Kabel nach oben zu einer Radartechnik und Mikrofonen. Diese erkennt und registriert einen vorbeifahrenden Pkw, einen Bus, Schwerlastwagen und sogar Fahrräder.
Lkw klingt anders als Pkw
Dies geschieht eben akustisch, da ein Lkw anders als ein Auto klingt. Das Gerät registriert sogar, ob sich der Motor in einem Fahrzeug vorne oder hinten befindet. Die Abrollgeräusche registriert das Seitenradar und notiert, wie viele Achsen ein Gefährt hat. Erfasst wird auch die Geschwindigkeit. Das wird dann gespeichert und kann per App abgerufen werden.
Gezählt wird in den Monaten März bis Oktober. Übrigens: Einen solchen Zählleitpfosten zu entwenden ist sinnlos, denn die eingebaute Technik würde dies sofort melden, und per GPS kann sogar nachverfolgt werden, wo sich der Pfosten aktuell befindet. So muss Karsten Schilling denn auch beim Auswechseln zunächst per App den Zählleitpfosten deaktivieren, bevor er ihn durch einen normalen Leitpfosten ersetzen kann.
Dabei erinnert er an die früheren Verkehrszählungen, bei denen Leute an den Straßenrändern saßen und die vorbeifahrenden Fahrzeuge notierten. Das fand im Turnus von fünf Jahren statt. "Das haben wir nun auf allen Bundes-, Staats- und Kreisstraßen durch dieses digitale Zählsystem aktueller und genauer."
Auch den Lärm messen
Doch wofür ist so eine Zählung eigentlich gut? "Wir wollen damit herausfinden, wie sich der Verkehr entwickelt und auf welchen Straßen er zugenommen hat", erklärt Karsten Schilling. Um das herauszufinden, brauchen die Fachleute jede Menge Daten. Dazu gehört, dass die eingebaute Technik auch den Lärmpegel misst, den das jeweilige Fahrzeug verursacht, wobei dies dazu führen kann, dass an viel befahrenen Straßen ein Lärm-Schutz für angrenzende Wohngebiete gebaut werden muss. Optisch sind die Geräte von normalen Leitpfosten nicht zu unterscheiden. Der Verkehrsteilnehmer merkt also praktisch nichts von der Verkehrszählung. "Vorstellbar wie ein unsichtbares Lichtsignal, durch das das Fahrzeug rollt."
Noch einmal spricht der Hauptstraßenmeister das Rotationsverfahren an. "Wir erhalten wichtige Datengrundlagen." Menschliche Zähler zu finden sei zuletzt immer schwieriger geworden. Zudem war der organisatorische Aufwand enorm. Nachdem der Zähleitpfosten ausgetauscht ist, nimmt Karsten Schilling auch noch den weiß-roten "Sicherheitspfosten" mit, der dann an der neuen Zählstelle eingesteckt wird. Von der NES 20 neu geht es nach Wollbach, Heustreu, Braidbach und Lebenhan. Hier wird dann bis zum kommenden Dienstag gezählt.