„Aquam foras, vinum intro“ (Raus mit dem Wasser, rein mit dem Wein) – ein Spruch der alten Römer – steht auf dem selbst entworfenen Etikett der Flasche „Johannes und Ottos Marke Eigenbau“, einer Halbliterflasche Solaris, eine erst 1975 gezüchtete Weißweinsorte.
Es ist der Jungfernwein von Otto Bieber und Johannes Hümpfner. Die Flasche ist in einer edlen Holzkiste verstaut. Immerhin handelt es sich um den ersten Strahlunger Wein seit über 100 Jahren, der einen Rhöner Gaumen erfreut.
Rund 1500 Reben
2014 kamen die Strahlunger durch Alfons Freibott auf die Idee, im Rahmen ihrer Dorfentwicklung den alten Mönchsberg als Weinberg wiederzubeleben. Drei Weinberge hatte der Ort einst und belieferte vor allem das nahe Kloster Maria Bildhausen. Aus anfänglich 600 Quadratmetern wurden 2500 Quadratmeter mit rund 1500 Reben.
2017 erfolgte die erste Weinlese. „Es wurden allerdings auch nur rund 180 Reben von den rund 1500 Reben gelesen. Und auch bei diesen wurde der Ertrag vorher stark reduziert, damit die ganze Kraft in den Wuchs des Stammes geht“, erklärt Hobby-Winzer Johannes Hümpfner, der auch stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde ist. Die anderen Reben sind noch nicht so weit und müssen sich noch entwickeln.
Vermarktung möglich
Den Strahlungern kam ebenfalls entgegen, dass sie durch einen Bescheid der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung für ihre Rebfläche sogenannte Neuanpflanzungsrechte erhalten haben. Diese ermöglichen es ihnen, den ausgebauten Wein nicht nur auszuschenken, sondern auch zu vermarkten. Ausgebaut wurde die weiße Sorte Solaris sowie Rotwein der Sorte Regent. 2018 werden Scheurebe und Müller-Thurgau folgen.
Nur 182 Flaschen
Der Jungfernwein ist eine Rarität. Gerade einmal 78 Flaschen wurden vom Solaris abgefüllt, 104 Flaschen vom Rotwein-Pendant. Ausgebaut wurde der Wein beim Weingut Schmitt in Bergtheim. Etwa 30 Rhön-Grabfelder, darunter auch Landrat Thomas Habermann, teilen sich die Strahlunger Rebstöcke. Der Solaris wurde trocken auf null Gramm Restsüße ausgebaut, der Regent auf sieben Gramm Restsüße.
Die 182 Flaschen werden im Privatbesitz verbleiben. Wenn an diesem Wochenende das Dorf zur Strahlunger Meile mit Kunsthandwerk und Genießerstraße lädt, wird noch kein Tröpfchen vom Mönchsberg ausgeschenkt. Beim nächsten Event 2020 sollen aber schon alle Weinliebhaber vom nördlichsten Weinberg Frankens kosten können.