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MELLRICHSTADT: Kennzeichen gemerkt: 15-Jähriger vereitelt Entführung

MELLRICHSTADT

Kennzeichen gemerkt: 15-Jähriger vereitelt Entführung

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    Jung und clever: Jonas Mahr aus Mellrichstadt (Mitte) erntete an der Mittelschule nicht nur Lob von Schulleiter Egon Bauß (rechts), Sozialpädagoge Martin Beck und dem Mellrichstädter Polizeichef Elmar Hofmann (von links), auch Mutter Theresa Mahr ist stolz auf ihren Sohn. Er hat den entscheidenden Tipp geliefert, dass ein 40-Jähriger, der mutmaßlich ein Mädchen in Mellrichstadt entführen wollte, gefasst wurde.
    Jung und clever: Jonas Mahr aus Mellrichstadt (Mitte) erntete an der Mittelschule nicht nur Lob von Schulleiter Egon Bauß (rechts), Sozialpädagoge Martin Beck und dem Mellrichstädter Polizeichef Elmar Hofmann (von links), auch Mutter Theresa Mahr ist stolz auf ihren Sohn. Er hat den entscheidenden Tipp geliefert, dass ein 40-Jähriger, der mutmaßlich ein Mädchen in Mellrichstadt entführen wollte, gefasst wurde. Foto: Simone Stock

    Klasse gemacht! Auf Jonas Mahr ist die Schulfamilie der Mittelschule Mellrichstadt mächtig stolz. Der 15-Jährige hatte der Polizei den entscheidenden Hinweis auf den Täter gegeben, der am 25. Oktober eine Schülerin auf dem Nachhauseweg angegriffen hat und mutmaßlich entführen wollte. Der Mellrichstädter Polizeichef Elmar Hofmann überraschte den Neuntklässler am Donnerstag im Unterricht und lobte die Pfiffigkeit des jungen Mannes. Als kleine Überraschung ließ er zwei Kinokarten für Jonas springen.

    Der Fall hatte in der ganzen Region für Entsetzen gesorgt: Ein 40-Jähriger aus Suhl hatte an besagtem Oktobertag um 13.15 Uhr eine Schülerin, die auf dem Verbindungsweg zwischen der Sonnenlandstraße und dem Malbachweg unterwegs war, angesprochen und versucht, das Mädchen in sein Auto zu zerren. Als die Zehnjährige schrie und sich vehement wehrte, schlug ihr der Täter ins Gesicht, schnappte sich ihr Handy und flüchtete.

    Jonas Mahr, der ebenfalls auf dem Verbindungsweg Richtung Thüringer Siedlung lief, wurde aufmerksam, als der Täter auf der Hälfte der Strecke mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbei Richtung Malbachweg fuhr, an der Brücke wendete und wieder auf ihn zuraste. „Er kam ins Driften, und ich musste ausweichen“, erzählt der Schüler. Dem 15-Jährigen, der in seiner Freizeit gerne Polizeiserien im Fernsehen sieht, kam das Spanisch vor. „Ich dachte gleich, der hat etwas ausgefressen.“

    Kennzeichen führt zum Täter

    Jonas schaltete blitzschnell, merkte sich Kennzeichen und Autotyp. „Ich habe mir die Nummer auf dem Nachhauseweg immer wieder vorgesagt“, so der Neuntklässler. Als im Zuge der Ermittlungen zwei Beamte am 27. Oktober in die Schule kamen und die Schüler befragten, ob sie etwas Verdächtiges gesehen haben, gab Jonas den entscheidenden Tipp. Aufgrund seiner Angaben am Vormittag konnte die Polizei den Täter noch am gleichen Tag festnehmen.

    Heldentat: Leicht verlegen nahm Jonas Mahr (vorne, Zweiter von links) im Kreis seiner Kameraden an der Mittelschule das Lob von Polizei-Dienstellenleiter Elmar Hofmann (links), Schulleiter Egon Bauß und Sozialpädagoge Martin Beck (Dritter und Vierter von links) entgegen. Hofmann spendierte dem 15-Jährigen zwei Kinokarten, weil er die Polizei bei der versuchten Entführung in Mellrichstadt auf die richtige Spur geführt hatte.
    Heldentat: Leicht verlegen nahm Jonas Mahr (vorne, Zweiter von links) im Kreis seiner Kameraden an der Mittelschule das Lob von Polizei-Dienstellenleiter Elmar Hofmann (links), Schulleiter Egon Bauß und Sozialpädagoge Martin Beck (Dritter und Vierter von links) entgegen. Hofmann spendierte dem 15-Jährigen zwei Kinokarten, weil er die Polizei bei der versuchten Entführung in Mellrichstadt auf die richtige Spur geführt hatte. Foto: Simone Stock

    Elmar Hofmann, Dienststellenleiter der Mellrichstädter Polizei, zeigte sich schwer beeindruckt von der Cleverness des jungen Mannes und lobte ihn vor seinen Kameraden. „Geht mit offenen Augen durchs Leben, und wenn euch etwas merkwürdig vorkommt, meldet euch bei der Polizei. Den Dingen nachzugehen, ist unser Job“, appellierte Hofmann an die Schüler. Durch Jonas' Pfiffigkeit wurde vielleicht Schlimmeres verhindert, sagte er, denn der Täter hätte erneut versuchen können, ein Mädchen zu entführen.

    Viel Aufklärungsarbeit

    Schulleiter Egon Bauß und Martin Beck, Sozialpädagoge an der Mittelschule, freuten sich, dass der Fall dank Jonas so schnell aufgeklärt werden konnte. In den Tagen nach dem Vorfall hatten alle Lehrer sowie Schulpsychologen viel Aufklärungsarbeit betrieben und mit den Schülern Gespräche geführt. Die Kinder wurden zudem instruiert, wie sie sich im Falle eines Angriffs verhalten sollen. Zu guter Letzt habe man sich darum bemüht, dass wieder Ruhe an der Mittelschule einkehrt, so Bauß.

    „Ich dachte gleich, der hat etwas ausgefressen.“ Jonas Mahr sah den mutmaßlichen Entführer und merkte sich das Autokennzeichen

    Klar, dass Jonas Mahr der Held der Stunde ist. „Es gibt Dinge im Leben, die sind genauso wichtig wie das Lernen“, sagte Egon Bauß zu den Neuntklässlern, als Elmar Hofmann dem 15-Jährigen im Kunstunterricht einen Besuch abstattete, um ihn für seine Aufmerksamkeit zu loben und mit zwei Kinokarten zu überraschen. Jonas war völlig ahnungslos und sichtlich verlegen, als er vor seinen Kameraden mit Lob überschüttet wurde. Auf das Schulmotto „Du machst dein Ding!“ anspielend, lobte Bauß: „Jonas hat die Augen offengehalten und blitzschnell geschaltet. Toll gemacht.“

    Familie ist stolz auf den Sohn

    Mutter Theresa Mahr, die ebenso wie ihr Mann Jürgen mächtig stolz auf den Sohnemann ist, war ebenfalls an die Schule gekommen. Sie freute sich über die Auszeichnung des 15-Jährigen und ließ die Kameraden daran teilhaben: Für die Schüler hatte sie eine ganze Ladung Schokoküsse dabei.

    Es sind Aktionen wie diese, die zeigen, dass man an der Mittelschule zurück zur Normalität finden möchte, wenngleich dies nicht ganz einfach ist. Die gute Nachricht: Wie es scheint, hat das junge Mädchen, das Ziel des Angriffs wurde, den Vorfall recht gut verarbeitet. Den Eindruck hat auch Polizeichef Elmar Hofmann, der Kontakt zu der Familie hält. Die Zehnjährige habe damals vollkommen richtig reagiert, sie habe laut geschrieben, sich gewehrt und war vor dem Täter weggelaufen – ein weniger couragiertes Mädchen wäre vielleicht zu dem Mann ins Auto gestiegen.

    Täter wohl zufällig in Mellrichstadt gelandet

    Laut Elmar Hofmann war es wohl reiner Zufall, dass der Täter überhaupt in Mellrichstadt gelandet ist – „er hätte auch in jedem anderen Ort zuschlagen können“. Nach Auswertung der Fahrzeugdaten habe der 40-Jährige Mellrichstadt nicht schon Tage vor dem Anschlag ausgekundschaftet – dieses Gerücht kursierte zuweilen in der Stadt. Wie der Mann auf den Schulberg und den Verbindungsweg in die Thüringer Siedlung aufmerksam wurde, wisse man nicht. Der Täter, der in Würzburg in Untersuchungshaft sitzt, schweigt sich aus.

    Elmar Hofmann ist es in dem Zusammenhang wichtig, darauf hinzuweisen, „dass wir in einer sehr sicheren Region leben“. Ohne den Vorfall verharmlosen zu wollen, betont Hofmann, sind schwere Kriminalfälle im Dienstbereich und in ganz Unterfranken glücklicherweise eher selten zu verzeichnen. Er rät besorgten Eltern dazu, die Kinder zu instruieren, wie man sich Fremden gegenüber verhält, macht aber auch deutlich, dass man zurück zur Normalität finden sollte. „Seid wachsam, aber nicht ängstlich“ ist das Motto, das Hofmann ausgibt.

    Schöne Überraschung

    Für das junge Mädchen aus Mellrichstadt gab es am Donnerstagmittag übrigens auch eine schöne Überraschung: Vertreter des Vereins Weißer Ring, der Kriminalitätsopfer unterstützt, übergaben ihr einen ansehnlichen Betrag für ein neues Handy. Ihr eigenes war nach dem Angriff nicht wieder aufgetaucht.

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