Bei der Kreistagsitzung am Dienstag in Fladungen wird Landrat Thomas Habermann das langjährige Mitglied des Kreistags, Sabine Stührmann (SPD), verabschieden. Die Kreisrätin hatte im Anschluss an die Wirtschaftsausschusssitzung ihr Rücktrittsgesuch an den Landrat übergeben. Ende 2017 hatte sie ihr Stadtratsmandat in Bad Neustadt zurückgegeben.
Landrat überrascht
Habermann reagierte überrascht auf ihren Rücktritt und äußerte sein Bedauern darüber. Er akzeptiere aber ihre Entscheidung, die sie sicherlich lange überlegt habe. Stührmann wurde 2002 in den Kreistag Rhön-Grabfeld gewählt. Sie war im Krankenhaus-, Wirtschafts- und Rechnungsprüfungsausschuss sowie stellvertretende SPD-Fraktionssprecherin. Nach den Worten der Kreisrätin handele es sich weder um eine dramatische Aktion, noch um einen spektakulären Rücktritt: „Nach 16 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit habe ich mich entschlossen, kürzerzutreten.“
Rückblickend sagte die SPD-Politikerin, dass sie schon kurz nach ihrer Vereidigung als Kreisrätin im Jahr 2002 von der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld um ihre Mitarbeit in der Vorstandschaft gebeten wurde. Ein Posten, den sie bis heute noch bekleidet. Nach der Wahl als Vorsitzende des Musikvereins Gartenstadt 2004 kam zu Beginn der nächsten Legislaturperiode das Stadtratsmandat hinzu. „Außerdem arbeite ich noch als Kassiererin und habe diverse Vorstandstätigkeiten im SPD-Ortsverein Bad Neustadt, wie auch im Kreisverband Rhön-Grabfeld.“ Stührmann ist auch ehrenamtliche Richterin am Verwaltungsgericht Würzburg.
Vielfach ehrenamtlich eingebunden
Als Stadträtin und Lebenshilfevorstand übertrug man ihr das Amt der Behindertenbeauftragten der Stadt Bad Neustadt. „So zog ein Ehrenamt immer weitere nach sich und die Tätigkeiten neben der großen Familie und der eigenen Berufstätigkeit wurden immer vielfältiger.“ Sie hat stets ihre vielfältigen Aufgaben mit viel Freude und Herzblut wahrgenommen, „diese Zeiten in meinem Leben möchte ich auch nicht missen!“, erklärte sie.
Schon vor ihrem Umzug in ein Bauernhaus nach Oberwaldbehrungen in diesem Jahr wollte sie ihren Lebensmittelpunkt mehr auf das private Umfeld legen. Das war der Grund, dass sie Ende 2017 zunächst ihr Stadtratsmandat in Bad Neustadt zurückgegeben hatte. Diesem Schritt folgen jetzt weitere wie eben auch die Niederlegung des Kreistagsmandats.
Vierfache Oma
„Solange ich denken kann, war ich ehrenamtlich aktiv: am Gymnasium in der Schülerzeitung Konturen und bei der Jungen Presse Bayern, als Mädchen im Krankenhaus als Sonntagshilfe, im Jugendzentrum in der Selbstverwaltung, als Juso in der SPD, als junge Mutter im Frauentreff Hexenschuss.“ An Zeiten ohne Ehrenämter kann sich Stührmann überhaupt nicht erinnern. Heute ist sie vierfache Oma, berufstätig und hat immer noch viele Aufgaben. Daher habe sie beschlossen, noch vor ihrem 60. Geburtstag ihre Ämter nach und nach abzugeben. Gerade das Kreistagsmandat sei schwer wahrzunehmen. Sitzungen und Termine fänden zu Tageszeiten statt, an denen die meisten Bürger arbeiten würden.
„Durch meine Familie, vor allem meinen Mann, und auch durch meine Arbeitgeber hatte ich immer Rückhalt und Unterstützung, aber es wäre deutlich einfacher gewesen, wenn Termine erst nach 16 Uhr stattgefunden hätten“, sagt die SPD-Politikern. Daher gehe sie zuversichtlich und ohne Bedauern in den „Ruhestand“. Weil das Ehrenamt für sie immer selbstverständlich war, wünscht sie keine offiziellen Verabschiedungen oder Ehrungen, sondern ist sich sicher, viele ihrer Weggefährten aller Parteien auch weiterhin regelmäßig bei den verschiedensten Anlässen zu treffen. Stührmann: „Ich brauche keine Dankesreden, ich möchte nur mein Leben etwas anders gestalten.“