Wohl kaum einer in Bad Königshofen hatte der Statue des knienden Aloysius, die einst im Chorraum der Stadtpfarrkirche stand, große Bedeutung beigemessen. Im Zuge der Kirchenrenovierung 1968 verschwand sie, wie so viele andere Kunstgegenstände und auch Altäre, in einer Scheune am heutigen Pfarrgemeindehaus.
Als Linus Eizenhöfer Stadtpfarrer von Bad Königshofen wurde, rettet er 1995 zum Beispiel zwei große Altarbilder von Oswald Onghers und sorgte auch dafür, dass im Rahmen der neuerlichen Innenrenovierung Reste des Chorgestühls, der Taufstein und auch der Kanzeldeckel wieder in den Kirchenraum kamen.
Die beiden Seitenaltäre stehen heute in einer Kirche in der Nähe von Hammelburg. Pfarrer Josef Treutlein hatte die geschnitzten Altäre aus dem Keller des Pfarrgemeindehauses geholt und in seiner damaligen Pfarrei Hammelburg wieder herrichten lassen.
Im Depot der Stadtpfarrei befinden sich heute weitere Gegenstände aus dem Kirchenraum, darunter eine Herz-Jesu-Statue, ein Betstuhl, Fahnenstangen und auch die Statue des knienden Aloysius. Hier gibt es nun neue Informationen, nachdem die Enkelin des Münchner Künstlers Georg Busch, Roswitha Busch-Hofer, zur Zeit ein Buch über diesen Künstler schreibt.
Im Rahmen ihrer Recherchen stieß sie auch auf die Homepage des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld und die dortigen Informationen über diese Statue. Ihre 'Recherchen ergaben, dass Georg Busch die Statue nicht geschaffen hat. Sie kann belegen, dass 1940 der damalige Stadtpfarrer Adam Pfeuffer dem Münchner Bildhauer Georg Busch den Auftrag für eine Aloysius-Statue gab.
Gipsabguss vom Tonentwurf
Busch kam aber erst 1943 dazu, mit den Arbeiten zu beginnen, starb aber im gleichen Jahr über dem Entwurf. Es existiert heute noch der Gipsabguss vom Tonentwurf des noch nicht bekleideten Aloysius in dieser Stellung. Auch der mit der Weiterarbeit beauftragte Bildhauser Rudolph starb über den Arbeiten. Die Witwe von Georg Busch beauftragte schließlich den Münchner Bildhauer Hans Faulhaber, der das Werk vollendete. Das heißt, er hat das vorgegebene Modell dann in Holz geschnitzt. Unklar ist nur, wer die farbige Fassung des Aloysius erstellte.
Die Enkelin hat in den Unterlagen auch einen Brief gefunden, den der 81-jährige Georg Busch kurz vor seinem Tod am 8. Oktober 1943 an seinen Sohn im Feld schrieb: „Bei mir wechselt das Arbeiten mit dem Zwange, wieder auszuruhen. ... Den Hl. Aloysius, der ganz gut gedeiht, und den Kreuzweg für das Bochumer Josefs-Hospital möchte ich noch machen. Sonst nehme ich nichts mehr an“
Roswitha Busch-Hofer fügt in einem Schreiben an den Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld noch an: „Die Ausführungen von Geistlichem Rat Adam Pfeuffer zur Königshofener 'Abendrot-Kirche' in seinem Kondolenz-Brief an Witwe Busch gehen unter die Haut. Er schrieb damals: „O Kirche von Königshofen, wie wirst Du berühmt, weil Du die Abendrot-Kirche der Künstler bist.“ Mehrfach starb ja ein Künstler bei der Kirchenausstattung der Stadtpfarrkirche, zum Beispiel bei Arbeiten am Auferstehungsaltar und am Hochaltar.
Aloysius-Sonntage
In Bad Königshofen weiß man heute, dass Adam Pfeuffer die Statue des Heiligen Aloysius schnitzen ließ, weil es damals noch die Aloysius-Sonntage gab. Das, so weiß Eizenhöfer, seien sechs Sonntage im Juni und Juli gewesen, wo die wöchentliche Schülerbeichte Pflicht war.
Der Bildhauer Georg Busch hat große Werke geschaffen, so unter anderem das Bronzegrabmal für Erzbischof Franz Joseph von Stein in der Frauenkirche von München und auch verschiedene Grabmäler im Münchner Friedhof.
Busch wurde von Papst Leo XIII 1893 und 1918 vom Bayerischen König ausgezeichnet und von Papst Benedikt XV. 1921 zum päpstlichen St. Silvesterritter ernannt. Busch schuf auch den Berliner Hausaltar für den späteren Papst Pius XII und den Herz-Jesu Altar in Bonn.