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NORDHEIM: Ladenschluss bei Elfi

NORDHEIM

Ladenschluss bei Elfi

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    Schweres Ende: Ab Januar wird Elfi Weber nicht mehr in ihrem Nordheimer Lebensmittelladen stehen. Sie schließt ihn, weil die Kosten die Einnahmen übersteigen.
    Schweres Ende: Ab Januar wird Elfi Weber nicht mehr in ihrem Nordheimer Lebensmittelladen stehen. Sie schließt ihn, weil die Kosten die Einnahmen übersteigen. Foto: Foto: Steffen standke

    Jeden Morgen betritt Elfi Weber um 6.30 Uhr ihren Laden: Ware sortieren, Zeitschriften ergänzen, angegangenes Obst auslesen. Um 8 Uhr öffnet sie. Die nächsten Stunden bis 18 Uhr verbringt die Nordheimerin im Geschäft, abzüglich einer zweistündigen Mittagspause. Und nach Ladenschluss macht sie die Bücher. Diese Routine wird Elfi Weber bald durchbrechen. Zum Jahreswechsel schließt sie ihr Geschäft. Ein Schritt, der ihr sehr weh tut.

    Fast 33 Jahre führte Weber ihren Edeka-Laden in der Von-der-Tann-Straße; sie hatte ihn zum 2. Januar 1983 von ihren Schwiegereltern Rita und Erich Weber übernommen.

    Jetzt ist die Nordheimerin 58. Von der Gesundheit her wäre es noch gegangen; doch der Grund für die Schließung ist so nüchtern wie einfach. „Die Ausgaben haben die Einnahmen überholt.“

    Dahinter steckt eine Spirale, die inzwischen viele Einzelhändler erfasst hat: Die Menschen werden älter und vor allem auf dem Lande weniger. Und die Gewohnheiten haben sich geändert.

    Die Jüngeren kaufen lieber in großen Supermärkten. Billiger ist es dort nicht unbedingt, aber das Angebot breiter gefächert. Man fährt hin, macht den Großeinkauf, lädt alles ins Auto und fährt wieder heim. Warum noch zum heimischen Dorfladen gehen?

    Ob die Kunden kommen oder nicht: Die festen Kosten hat der Geschäftsmann immer. Und zum Beispiel der Strom für die ständig laufenden Kühltruhen ist in den vergangenen Jahren immer teurer geworden.

    Elfi Weber ist den Menschen nicht böse. So ist der Lauf der Zeit. Über Jahre hat sie sich einen Stamm an Kunden aufgebaut. Die halten ihr auch kurz vor dem Ende die Treue. Doch die 58-Jährige sagt: „Ich bin gemeinsam mit ihnen älter geworden.“ Und leider wurde die Zahl der Stammkunden zuletzt immer kleiner. Manch Nordheimer, der gern bei ihr einkaufte, lebt nicht mehr.

    Mancherorts wird an die Bewohner appelliert, dort verstärkt einzukaufen, wenn ein Dorfladen auf der Kippe steht oder gar wiedereröffnet wurde. Im Nordheim fand nie eine Solidaritätsaktion zum Erhalt von Elfis Dorfladens statt. Elfi Weber hätte sie vielleicht auch gar nicht gewollt.

    Mit dem Gedanken zu schließen trug sie sich seit mehr als zwei Jahren herum. Er bereitete ihr viele schlaflose Nächte. Schließlich „prägte der Laden mein halbes Leben“, sagt die gelernte kaufmännische Angestellte.

    Aber er war noch mehr, nämlich der Punkt für viele Nordheimer, sich zu treffen und auszutauschen. Elfi Weber bekam so viel vom Leben im Dorf mit – und konnte ihrerseits viel an Information an ihre Kunden weitergeben. Das ist heute noch so. Die meisten sind hier beim „Du“.

    Klar stellten Weber und ihr Mann Günter Überlegungen an, aus der Abwärtsspirale auszubrechen, den Laden zu modernisieren, ihn eventuell zu erweitern. Das scheiterte an den Finanzen und am vorhandenen Platz.

    Ein schwacher Trost: Mit ihrer Geschäftsaufgabe trifft es Elfi Weber nicht allein. In den umliegenden Orten schlossen in den vergangenen Jahren einige Tante-Emma-Läden, aber auch Bäckereien und Metzgereien. Mit dem Rewe-Markt in Ostheim erwischten es sogar einen Großen. Der Konkurrenzdruck war offensichtlich zu stark.

    Die meisten Stammkunden kaufen jetzt etwas mehr ein als sonst, hat die 58-Jährige beobachtet. Sie wollen vorsorgen, weil sie nicht wissen, wie es nach dem Jahreswechsel aussieht.

    Eine ältere Frau hat unter anderem Salat, Rotkohl im Glas, Café und Puderzucker geordert. „Das Problem ist: Wenn man kein Auto hat, dass man auf die jungen Leute angewiesen ist“, sagt sie mit besorgter Miene.

    Jetzt braucht sie nur wenige Minuten von ihrem Haus zum Dorfladen. Doch ab Januar ist sie womöglich aufgeschmissen. Der Gedanke, dass sie im Stich gelassen werden könnte, gefällt ihr ganz und gar nicht.

    Elfi Weber hat noch nicht nachgedacht, was sie nach dem 31. Dezember 2015 machen will. „Ich will das erst mit Würde abschließen und zu mir kommen, dass ich den richtigen Weg finde.“ Auch über die weitere Verwendung der Geschäftsräume haben sie und ihr Mann noch nicht entschieden. Wollen sie sie vermieten? Zunächst werden sie wohl leer stehen.

    In diesen Tagen sprechen ihr viele, die in den Laden kommen, Mut zu. Sagen, dass sie es schaffen wird. Eines weiß die Nordheimerin jetzt schon: Die Gespräche mit den Kunden, das Gefühl mitzubekommen, was im Dorf passiert, wird sie auf jeden Fall vermissen.

    Am Ende übt sich Elfi Weber in Galgenhumor: „Ich muss mir nun am Wochenende einen Zettel schreiben, was ich noch einzukaufen habe.“ Bisher konnte sie die Dinge ja in ihrem eigenen Laden besorgen.

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