Es ist eine ungewöhnliche Idee, die der evangelische Pfarrer Lutz Mertten beim Sonntagsgottesdienst in der evangelischen Kirche vorstellte. „Der Luther ist da, bei uns in der Kirche,“ sagte der Pfarrer und zeigte seiner Gemeinde eine lebensgroße Figur des Reformators. Ein Jahr lang steht er ab sofort in der evangelischen Kirchengemeinde zum Ausleihen zur Verfügung. „Man kann ihn mitnehmen und ich würde mich freuen, wenn er nach diesem Gottesdienst gleich jemanden gefunden hätte, der ihn für eine Woche bei sich aufnimmt.“
Ein schöner Pappkamerad
Hintergrund der ungewöhnlichen Ausleihaktion ist das Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“, das mit dem Reformationstag begonnen hat. „Der Luther“ ist ein, wie Pfarrer Lutz Mertten sagte, schöner Pappkamerad, der im wahrsten Sinn des Wortes „zum Mitnehmen“ ist. „Luther to go“ hat der Pfarrer denn auch seine Aktion getauft.
Alle reden über Luther, aber ihm einmal hautnah, in Lebensgröße zu begegnen, das habe doch was. Wer will, der kann die Figur zum Kegelverein, ins Fußballstadion oder auch nur einmal zu einem gemütlich Fernsehabend mit dabei haben. „Wir machen das möglich“, lacht Lutz Mertten. Einfach mitnehmen? Das geht natürlich nicht. Für eine Spende von 9.50 Euro ist der lebensgroße Luther zu haben.
Für jede These zehn Cent Leihgebühr
Warum gerade 9.50 Euro, das erklärte Mertten seiner Gemeinde: Ganz einfach, für jede der 95 Thesen sind das zehn Cent. Ein annehmbarer Preis, möchte man meinen wenn man bedankt, was die Forderungen einst die Kirche gekostet haben.
Der Mitnehm-Luther ist zwar aus Pappe, aber die Aktion ist es ganz gewiss nicht, sondern eine einmalige Chance sich mit dem Reformator ablichten zu lassen oder ihm einen Ehrenplatz bei Familienfeiern zu geben. Natürlich möchten Pfarrer Mertten und die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde wissen, wo Luther denn in jeweils zu Gast ist. Deshalb sollte man ein Foto mit dem Ehrengast machen beim Kegeln, beim gemeinsamen genossen Festagsbraten, beim Rasenmähen oder zu welcher Gelegenheit auch immer. Nur unter die Dusche sollte man ihn tunlichst nicht mitnehmen.
Ein Foto machen mit Gast auf Zeit
Wer möchte, schickt dieses Foto an die evangelische Kirchengemeinde. Dort wird es, wenn nichts dagegen spricht, auf der Homepage veröffentlicht. Ein ganzes Jahr lang kann man die Pappfigur ausleihen und fotografieren.
Das originellste Bild am Ende des Luther Jahres preisgekrönt, verspricht der evangelische Pfarrer und hebt die Vorzüge des Pappkameraden, mit dem man auch nicht Gefahr läuft, dass er einem die Leviten liest. Eigentlich lasse der alles mit sich machen, schmunzelt Mertten. Auf die Idee gekommen ist das Pfarrerehepaar Tina und Lutz Mertten, als ihnen unlängst ein Katalog der Zeitschrift Komm ins Haus flatterte. „Da wurde eben dieser Luther aus Pappe angeboten“, sagt Tina Mertten auf Nachfrage dieser Zeitung.
Wer Martin Luther zu sich nach Hause einladen möchte, sollte sich in einer Liste eintragen, die in der evangelischen Kirche ausliegt. Man kann sich also sozusagen den Reformator vorbestellen und dann jeweils am Sonntag nach dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche abholen. Pfarrer Lutz Mertten schmunzelnd: Mal sehen ob es klappt und die Aktion „Luther to go“ angenommen wird.
Im Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ wird es natürlich noch einige andere Aktionen geben. Das komplette Jahresprogramm ist noch in der Planung. Dazu verweist Mertten auf die doch hohe Arbeitsbelastung mit Pfarrstellen in Bad Königshofen und Sulzdorf, sowie weiteren Aufgaben in den Gemeinden, die das alles etwas einengen. Fest steht immerhin die Fastenpredigtreihe zu den lutherischen Bekenntnisschriften und ein ökumenischer Kinderbibeltag zu Luther am Buß- und Bettag 2017.