Hans Schöneberg vom Ziegenhof in Irmelshausen erhielt die Staatsmedaille des Freistaats Bayern für seine Verdienste für den Öko-Landbau aus. Dazu gratulierte auch Landrat Thomas Habermann gemeinsam mit Maike Hamacher, Projektmanagerin der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld Bad Neustadt. Das sei eine hohe Auszeichnung und man sei im Landkreis stolz, solche Betriebe zu haben.
Hans und Anne Schöneberg berichteten von den Anfängen in Irmelshausen, wo sie ein kleines Fachwerkhaus gekauft hatten. Hans Schöneberg, eigentlich Landschaftsgärtner, wollte in seinem erlernten Beruf tätig werden, erkannte aber schnell, dass dies in Rhön-Grabfeld nicht sinnvoll ist, da es hier schon entsprechende Angebote gab. So kam die Idee einer Ziegenzucht mit dem Angebot, Ziegenmilch und Ziegenkäse zu vermarkten.
Anna und Hans wollten weg aus München
Die Idee, aufs Land zu ziehen, hatten Anne und Hans Schöneberg schon länger. Sie wollten weg von München und waren auf der Suche nach einem Hof. Über einen Bekannten in der Holzbildhauerschule in Bischofsheim kam man in Kontakt mit der Gärtnerei Luther und wurde auf Irmelshausen aufmerksam.
Die Besonderheit dieser Wohnungssuche lag darin, dass der Milzgrundort genau in der Mitte der beiden Heimatorte von Anne und Hans Schöneberg, nämlich Köln und Stuttgart lag. "Wir haben mit dem Zirkel auf der Landkarte je einen Kreis gezogen und da lag das Grabfeld genau in der Mitte." So zog man Anfang der 1980er Jahre in den Milzgrund. Bis sie im Dorf anerkannt wurden, ging allerdings einige Zeit ins Land. Die Idee der Schönebergs, eine Ziegenzucht aufzubauen, wurde belächelt.

Mit zwei Ziegen, Josef und Diabolo, begann Anfang der 1980er Jahre alles. Heute haben die Schönebergs bis zu 130 Ziegen, darunter 72 Melkziegen, und einen eigenen Stall für ihre Tiere. Wenn Hans Schöneberg sich an die Anfangsjahre zurückerinnert, nennt er die Streuobstwiese bei Eyershausen, die völlig verwildert war und damit ideal für seine Tiere. "Es war meine erste Landschaftspflegemaßnahme", erzählt er schmunzelnd.
Ziegen können ganz schön störrisch sein
Seine Frau Anne erinnert sich an die Größe der Ziegen und daran, dass sie doch recht störrisch waren. "Aber wir haben es gelernt, mit ihnen umzugehen." Heute gehört der Ziegenhof am Ortseingang von Irmelshausen zur Dorfgemeinschaft. In den Anfangsjahren besuchte man noch Bauernmärkte, um die Produkte an den Mann zu bringen.
Seine Frau Anne bezeichnet Hans Schöneberg als eine "starke Frau", die ihm drei Kinder geboren und den Rücken frei gehalten hatte. Er war in verschiedenen Verbänden aktiv. So war er Gründungsmitglied und Regionalsprecher im Biolandverband sowie im Gesamtvorstand von Bayern. Von 1998 bis 2011 gehörte er der Landesdelegiertenversammlung Bioland Bayern an und ist bis heute Bundesdelegierter.
Pionierarbeit für die ökologische Landwirtschaft
Hintergrund der Ehrung in München war der Auftakt der bayernweiten Bio-Erlebnistage, bei der 20 "herausragende Persönlichkeiten des bayerischen Ökolandbaus" bei einem Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz mit der Verleihung der Staatsmedaille des Freistaats Bayern geehrt wurden.

Hubert Heigl, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern, sagte in seinem Grußwort: "Die geehrten Personen haben in ihren Landwirtschafts- und Verarbeitungsunternehmen Pionierarbeit für die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft in Bayern geleistet. Sie haben bio- regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut, bei denen der Nutzen für alle Beteiligten und nicht der Profit eines Einzelnen im Vordergrund steht. Statt auf maximale Arbeitsteilung und Rationalisierung setzten sie auf Ganzheitlichkeit und Vielfalt."
Käsespezialitäten des Ziegenhofs Schöneberg
Zur Verleihung sagte Hans Schöneberg, dass er die Medaille nicht als alleinige Auszeichnung für sich sieht, sondern auch für seine Frau Anne. Nur gemeinsam habe man den Ziegenhof Irmelshausen aufbauen und zu dem machen können, was er heute darstellt.
Dieses Engagement stellte Landrat Thomas Habermann heraus und erfuhr im Gespräch, dass die Herde heute hauptsächlich aus Thüringer Waldziegen besteht. Hans Schöneberg berichtete von der artgerechten Haltung der Tiere, die Beweidung von Landschafts- und Naturschutzflächen und die eigene Weiterverarbeitung der Ziegenmilch in der handwerklichen Käserei. Mittlerweile gibt es auch Käsespezialitäten des Ziegenhofs Schöneberg.
Maike Hamacher lobte die Schönebergs mit den Worten: "Der Ausbau der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft braucht Vorreiter und Pioniere, die sich, wie die Familie Schönberg engagieren."