Eine Musiktradition, die auf 200 Jahre zurückblickt, hat Seltenheitswert. Grund genug für den Musikverein Wegfurt am kommenden Wochenende, 8. und 9. Juni, einmal "kräftig auf die Pauke zu hauen." Höhepunkt dabei ist der große Festzug am Sonntag ab 13 Uhr mit dem Massenchor.
1974, bei der Feier zum 150-jährigen Bestehen, waren es laut Chronik über 1100 Musikerinnen und Musiker, die in 35 Musikkapellen dem Wegfurter Geburtstagskind ein besonderes Ständchen brachten. "Das ist natürlich nicht zu toppen", sagt Vorsitzender Sebastian Wappes, aber auch heute hat der aktive Musikverein mit aktuell 22 Musikerinnen und Musikern sowie neun Jungs und Mädels in der Ausbildung viele Auftritte, etwa bei dörflichen Ereignissen, Standkonzerten oder kirchlichen Festen. Musikalische Höhepunkte nennt der Vorsitzende die Auftritte in Gau-Bischofsheim bei der Bischofsheimer Kerb, beim Weisbacher Oktoberfest und bei "Der Berg ruft" in Sandberg oder beim Brauhausfest in Oberstreu.

Dass die Musik in Wegfurt schon immer eine bedeutende Rolle spielte, zeigt sich beim Blick in die Chronik. Daraus geht hervor, dass Musiker bereits vor der ersten schriftlichen Erwähnung 1824 in Wegfurt vor allem bei Gottesdiensten aufspielten. Kirchenrechnungen zufolge übernahmen Musiker die musikalische Gestaltung bei Gottesdiensten, bevor die Kirche 1725 eine Barockorgel bekam.
"Sicher ist, dass Mitte des 19. Jahrhunderts Johann Mölter, der 1824 geboren wurde, die Musikkapelle von seinem Vater Adam Mölter übernahm. In seine Fußstapfen trat später sein Sohn Ludwig Mölter, der wiederum von seinem Cousin Fabian Mölter Unterstützung bekam. Unterlagen zufolge waren es damals fünf bis acht Musiker", so Sebastian Wappes. Instrumente waren Trompeten, eine Basstrompete, eine Klarinette, ein oder zwei Tenorhörner, eine Kontrabasstuba und später auch eine große Trommel.

Bereits um 1900 waren die Wegfurter Musiker weit über die Landkreisgrenze hinaus bekannt. Sie spielten bei der "Hesse-Kirmes", der "Martini-Kirchweih" und auch sonst bei Festen auf. Anton Greb gelang es "trotz Kriegs- und Nachkriegsjahren immer wieder eine Blasmusik zu kirchlichen und weltlichen Anlässen zusammenzustellen, oftmals auch mit der Unterstützung von Musikanten aus den Nachbargemeinden," heißt es in der Chronik.
1962 entstand eine DJK-Musikkapelle. Ausgestattet mit neuen Instrumenten nahm man als einer der ersten Mitglieder des Nordbayerischen Musikbundes an Wertungsspielen teil und feierte erste Erfolge. Ein Markstein in der Entwicklung der Rhöner Volksmusik war das Bläsertreffen 1966. Es war nämlich das erste Musikfest im Landkreis Bad Neustadt. Ein Höhepunkt war 1971, als der DJK-Musikkapelle-Wegfurt, als erste von Unterfranken, die Pro-Musika-Plakette vom Bundespräsidenten verliehen wurde. Die offizielle Überreichung übernahm am 16. Mai 1971 im Neuhaussaal in Regensburg der Bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel. Drei Jahre später wurde das 150-jährige Bestehen auf dem Gelände der DJK Sportanlage gefeiert. Damals wurde auch die bodenständige heimatliche Tracht angeschafft. Felix Zimmermann, ein Mann aus den eigenen Reihen, leitet bis heute die Kapelle.
Programm des FestwochenendesAm Samstag, 8. Juni, ist um 17 Uhr Bieranstich mit der Trachtenkapelle Frankenheim. Ab 20.30 Uhr spielen "Per Blechs" und um 23 Uhr tritt die Rhöner Band "Die Gaudi Crew" auf. Ab zwölf Jahren kann man dabei sein.Der Sonntag beginnt um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst am Festplatz am Sportheim. Ab 10.30 Uhr spielen die Weisbacher Musikanten und um 13 Uhr startet der große Festzug mit anschließendem Massenchor. Um 14.30 Uhr kommt die Blaskapelle "Klingend Blech" und ab 18 Uhr sind die Sandberger Musikanten zum Tagesabschluss zu hören.Quelle:
