Es ist tatsächlich so, seit seinem Amtsantritt vor 14 Jahren hat Landrat Thomas Habermann zum ersten Mal eine komplett neue Straße seiner Bestimmung übergeben. „Es hat lange gedauert“, räumte der Kreischef ein, meinte aber damit die langwierige Vorplanung. Doch nun ist es so weit: Seit Montag steht die neue NES 20 dem Verkehr zur Verfügung.
Es war eine schwierige Geburt, deuteten die Redner bei der Übergabe der neuen Trasse zwischen Herschfeld und dem Kreisel vor den Toren Rödelmaiers an. Die ersten Planungsüberlegungen reichen bis 1995 zurück, schilderte Habermann.
Im Rahmen des Autobahnbaus nahm das Vorhaben konkretere Züge an, so dass 2006 die ersten Schritte im Genehmigungsverfahren eingeleitet worden sind.
Schwierige Verhandlungen
Als schwierig gestalteten sich die Grundstücksverhandlungen, die erst nach der Aufnahme eines Flurbereinigungsverfahrens zum Erfolg geführt hätten. Es dauerte fast noch zehn Jahre, bis 2015 das Ingenieurbüro Zehe die Trasse ausschreiben konnte. Noch im selben Jahr wurden die ersten Rodungen vorgenommen, um schließlich im Frühjahr 2016 mit den Erdarbeiten zu starten.
Die Planung sah eine knapp 1,7 Kilometer lange Trasse durch den Käfiggraben vor, die die alte NES 20 an den Kreisel beim Pendlerparkplatz neben der Straßenmeisterei verbindet. In der Senke musste ein Rundbogenbauwerk für die Ortsverbindungsstraße von Herschfeld nach Rödelmaier errichtet werden. Allein dieses Bauwerk verschlang rund 650 000 Euro. Wegen des tiefen Geländeeinschnitts mussten rund 130 000 Kubikmeter Boden bewegt werden. Außerdem wurden rund 2,5 Kilometer Erd- und Schotterwege erstellt. Die Gesamtbaukosten liegen bei fünf Millionen Euro.
Das Geld sei aber gut angelegt, betonte der Kreischef, schließlich erfülle die neue Straße mehrere Funktionen.
Von überregionaler Bedeutung
Als erstes diene die Trasse der Anbindung des Rhön-Klinikums. Der neue Campus sei von überregionaler Bedeutung und mit Einrichtungen in Würzburg zu vergleichen. Daher sei eine gute Erreichbarkeit Grundvoraussetzung für ein solches medizinisches Zentrum. Ähnliches gelte für die im Komplex integrierte Kreisklinik, die die Grundversorgung der Kreisbürger sichern soll. Mit der neuen Trasse sei die Einrichtung aus allen Richtungen gleich gut zu erreichen.
Verkehrsbelastung in den Dörfern
Als weitere Funktion soll sie der Entlastung Herschfelds dienen. In diesem Fall müsse die Zukunft zeigen, wie sich dieses Anliegen erfüllt.
Bürgermeister Bruno Altrichter ist sich auch nicht ganz sicher, wie sich die Verkehrsverhältnisse entwickeln. Er registriere eine stetige Zunahme des Verkehrs, die sich vor allem auf Bad Neustadts Durchgangsstraße zeige, die aber mehr oder weniger alle Straßen der Kreisstadt betreffe.
Ringen um die beste Lösung
Die Verkehrsbelastung sei auch für Rödelmaier ein Grund gewesen, in die Vorplanungen einzusteigen und um die beste Lösung zu ringen – was sich jedoch als aufwendiger Prozess erwiesen habe, erinnerte Rödelmaiers Ortsoberhaupt Michael Pöhnlein. Die Schwierigkeiten sind daher auch im Gedächtnis von Tragwegplaner Dieter Federlein und Trassenplaner Robert Zehe haften geblieben, wie sie beide bei der Feier berichteten.
Nach einem weiteren Grußwort von Wolfgang Lindner, der als Vorsitzender der Flurbereinigungsverfahren in dem Bereich die Grundstücksverhandlungen führte, und dem Segen durch Dekan Matthias Büttner und Pfarrer Hans Beetz durfte der symbolische Durchschneiden des Bandes nicht fehlen.