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EUßENHAUSEN: Neue Stromtrasse: Stadtchef abgeschnitten vom Informationsfluss

EUßENHAUSEN

Neue Stromtrasse: Stadtchef abgeschnitten vom Informationsfluss

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    Um eine Stromtrasse durchs Elmbachtal zu verhindern, hat die Eußenhäuser Bürgerinitiative der Bundesnetzagentur eine alternative Trasse vorgeschlagen. Bürgermeister Eberhard Streit wurde darüber nicht informiert, weder von den Initiatoren noch von der Bundesnetzagentur. Unser Bild stammt von einer Demonstration im März 2017 in Eußenhausen.
    Um eine Stromtrasse durchs Elmbachtal zu verhindern, hat die Eußenhäuser Bürgerinitiative der Bundesnetzagentur eine alternative Trasse vorgeschlagen. Bürgermeister Eberhard Streit wurde darüber nicht informiert, weder von den Initiatoren noch von der Bundesnetzagentur. Unser Bild stammt von einer Demonstration im März 2017 in Eußenhausen. Foto: Foto: Simone Stock

    Als Bürgermeister Eberhard Streit beim Sued-Link-Infotag in Heustreu am Dienstag einen Blick auf die Vorschlagskorridore für die unterirdischen Stromtrassen warf, erlebte er eine böse Überraschung: Eingetragen war im Gemeindebereich von Eußenhausen neben den beiden bereits bekannten Trassenkorridoren ein weiterer, von dem er nichts wusste – das Trassenkorridorsegment 341.

    „Ich fühle mich hinter die Fichte geführt“, so Streit. Er ist verärgert, enttäuscht, etwas resigniert und hat in Sachen SuedLink den Glauben an ein offenes, transparentes Verfahren verloren, sagte er in einem Gespräch mit dieser Redaktion.

    Es kam noch schlimmer

    Doch es sollte noch schlimmer kommen: Als Streit den Stadtrat am Donnerstag über diese Vorgänge informierte, sagte Helmut Dietz, Ortsprecher von Eußenhausen, dass der Vorschlag für die neue Trasse von der Interessengemeinschaft Elmbachtal komme.

    Diese Information ließ den Bürgermeister erst einmal sprachlos zurück, bis ihm ein resigniertes „ich fall' vom Glauben ab“ entschlüpfte. Ihm war die tiefe Enttäuschung und Brüskierung, dass die Bürgerinitiative ihn nicht über ihren Vorschlag informiert hat, durchaus anzumerken.

    Das Vorgehen der Bürgerinitiative führte zu erbosten Reaktionen am Ratstisch. „Das ist eine Sauerei“, sagte einer. Streit war Profi genug, diese Diskussion an diesem Punkt zu beenden. Wie er in dieser Sache weiter verfahren wird, war in der Stadtratssitzung nicht zu erfahren.

    Es war nicht das erste Mal

    In Sachen Bundesnetzagentur will er aber am Ball bleiben. Denn nicht zum ersten Mal wurde der Bürgermeister vom Informationsfluss in Sachen Vorschlagstrassen abgeschnitten und erfuhr beispielsweise erst aus der Presse von Entscheidungen, die Mellrichstadt und seine Stadtteile unmittelbar betreffen.

    Die neue Trasse hat das Fass nun wohl zum Überlaufen gebracht. „Ein Bürgermeister, der von neuen Plänen nichts weiß, hat keine Chance, sich eine Meinung zu bilden, sich mit seiner Verwaltung zu beraten, Expertise einzuholen und sich mit den Betroffenen in Verbindung zu setzen“, sagt Streit.

    Vertrauen geht verloren

    Seine Wandlung vom geneigten Befürworter zum skeptischen Begleiter dieses Projekts beschreibt Streit so: Als Ingenieur habe er durchaus Verständnis für dieses Energiekonzept. Am Anfang sei er davon ausgegangen, dass die Trasse gewählt wird, die ökologisch und ökonomisch am besten ist. Durch die Informationspannen der vergangenen Monate gehe dieses Vertrauen verloren.

    Sobald sein Frust verraucht ist, will Streit sich inhaltlich mit der neuen Trasse auseinandersetzen. Im Raum Mellrichstadt gab es bisher zwei Korridore, die zurzeit daraufhin untersucht werden, ob sie als Stromtrassen taugen: Der Korridor 110 führt von Thüringen kommend hinunter ins Elmbachtal. Der Korridor 111 führt über Schwickershausen und Mühlfeld. Beide Korridore vereinigen sich in Mellrichstadt.

    Vorschlagskorridor 341

    Aufgenommen in die Untersuchung wurde nun die Nummer 341: Sie kommt von der Schanz. Der 1000 Meter breite Korridor ist auf weiten Strecken identisch mit dem Verlauf der Straße von Henneberg nach Eußenhausen.

    Dass Bürgermeister Eberhard Streit über diesen neuen Untersuchungskorridor nicht informiert war, hat Elisabeth Benecke, Tennet-Referentin für Bürgerbeteiligung, beim Infomarkt in Heustreu erfahren. Warum die Bundesnetzagentur es nicht für nötig gehalten hat, den Bürgermeister der betroffenen Kommune über die neue Entwicklung zu informieren, weiß auch sie nicht.

    Pläne sind relativ neu

    Aber, erläutert sie, die neuen Pläne gebe es erst seit wenigen Wochen. Benecke erklärt, wie es zu der neuen Variante kam: Nach den Antragskonferenzen im vergangenen Jahr hatten Kommunen, Verbände oder Privatpersonen die Möglichkeit, alternative Korridore vorzuschlagen. So kam es zur Variante 341. Die Bundesnetzagentur reichte diese Variante an SuedLink weiter. Dort wurde nach einer „Grobprüfung“ beschlossen, die Vorschlagstrasse in die Untersuchung einzubeziehen.

    Die Beteiligungsreferentin bot in einem Gespräch mit dieser Redaktion an, die Pläne in Mellrichstadt vorzustellen. Ob Streit auf dieses Angebot eingeht, ist nicht bekannt. Er erwartet, dass die Bundesnetzagentur nun auf ihn zugeht, und ihm detaillierte Informationen geben, damit er seinen Job als Bürgermeister machen kann.

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