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BAD KÖNIGSHOFEN: Papst Gregor II. kannte schon die Graffelti

BAD KÖNIGSHOFEN

Papst Gregor II. kannte schon die Graffelti

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    Die Karte, die die Ausmaße des Grabfeldgaues um das Jahr 822 zeigt. Damals war Bonifatius als Missionar im Grabfeld aktiv.
    Die Karte, die die Ausmaße des Grabfeldgaues um das Jahr 822 zeigt. Damals war Bonifatius als Missionar im Grabfeld aktiv. Foto: Repro: Hanns Friedrich

    „Sie, hier im Grabfeld können stolz auf ihre Heimat sein, denn selbst der Papst in Rom, nämlich Gregor II. kannte im Jahr 738 schon die Graffelti“, sagte Oberstudiendirektor a.D. Manfred Firnkes bei seinem Vortrag im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen.

    Dorthin hatte der Verein für Heimatgeschichte im Rahmen der 1275-Jahrfeier eingeladen. 738 taucht zum ersten Mal der Name Graffelti auf. Es muss also damals schon eine Siedlungslandschaft Graffelt/Grabfeld gegeben haben. „Diese Graffelti werden zusammen mit den Bewohnern von fünf anderen Gauen Hessens und Thüringens von keinem Geringeren als Papst Gregor II. persönlich in einem Brief angesprochen. Dieses Papstschreiben ist die früheste Verbindung zwischen dem 'Vatikan' und dem Grabfeld. Dies noch, bevor vier Jahre später erstmals in einer Urkunde der Name Cunigishaoba in pago Graffelti auftaucht.

    Der Papst hatte natürlich keine geografische Vorstellung, wo genau dieses Grabfeld lag, welche Nachbargaue angrenzten, welche Siedlungen es gab oder wie groß sein Umfang war. Umso genauer wusste der Mann Bescheid, der dem Papst dieses Wissen in seinem Schreiben vermittelte. Dieser Mann war Bonifatius, in dessen Briefen Manfred Firnkes diesen Nachweis gefunden hat.

    Ein großes Grabfeld

    Ein „Aha-Erlebnis“gab es auch für die Zuhörer, als Firnkes die Grenzen des Grabfeldgaues vorstellte. Dieses reichte entlang der Fulda bis in die Gegend von Hersfeld. Im Norden war die mittlere Werra zwischen Vacha und Breitungen die Außengrenze, weiterhin der Rennsteig mit einem offenen Grenzgebiet, das sich im Osten an der Itz und am oberen Main verlor. Im Süden zog sich das Grabfeld rechts des Mains den Haßgau entlang bis Schweinfurt, Geldersheim und Obbach.

    In diesem Großgau Grabfeld errichtete der angelsächsisch-englische Missionar Bonifatius sein kirchlich spirituelles Zentrum über ganz Ostfranken und das königlichem Schutz anvertraute Kloster Fulda. Dessen Geschichte beginnt 744, also knapp nach der urkundlichen Erstnennung des Königshofes im Grabfeld. Firnkes stellte heraus, dass das Grabfeld ein Teil Thüringens war. In dieses Gebiet brachte der „Apostel der Deutschen“ den christlichen Glauben. Indirekt, als Folge seiner Klostergründung, wird zum ersten Mal der pagus Graffelti von Bonifatius erwähnt. Der Referent nennt daher nicht zu Unrecht Bonifatius den „Apostel des Grabfeldes“, weil hier sein eigentlicher Wirkungsbereich lag. Im von ihm gegründeten Kloster Fulda ist er auch begraben.

    Übrig geblieben sind heute das fränkische und das thüringische Grabfeld. Von dessen früher Besiedlung zeugen archäologische Funde. Zeugnisse einer durchgehenden Siedlungsdichte einer bäuerlichen Bevölkerung verschiedener Stämme und Völker. Seitens der Archäologie gibt es für die Zeit von 538-738 nichts, was durch parallele schriftliche Überlieferung untermauert werden könnte. Manfred Firnkes: „Das liegt daran, dass es bisher in unserem Gebiet keine systematischen, großflächigen Ausgrabungen gegeben hat und vermutlich nicht geben wird.

    “ Auch schriftliche Quellen aus dieser Zeit sind spärlich und geben sich nur mit wichtigen Ereignissen der Reichsgeschichte ab. Dort wird das Grabfeld nicht erwähnt.

    Umso wertvoller sind für Firnkes daher für das Grabfeld die ersten drei schriftlichen Zeugnisse, die zeitlich nur durch vier Jahre getrennt, absolut vertrauenswürdig sind. Dazu gehört das Schreiben Bonifatius an den Papst aus dem Jahr 738 mit der Nennung der Graffelti. Hinzu kommen die zwei zusammengehörigen, aber inhaltlich unterschiedlichen Urkunden mit hochoffizieller Aussagekraft, die mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht in das Jahr 741, sondern in das Jahr 742 gehören. In diesen beiden Urkunden ist zum ersten Mal Königshofen direkt aufgeführt, jeweils als Chuningishaoba in pago Graffelti, „Königshofen im Gau Grabfeld“.

    Für den Referenten ist übrigens sicher, dass der Name „Graffelti“ schon vor 738 und 742 existierte, etwa um 531/537. Da nämlich könnte auch Königshofen schon existiert haben, als die Franken das thüringische Königreich eroberten und unter ihrer Verwaltung neu strukturierten.

    Firnkes beruft sich dazu auf den Namensforscher Polenz, der die Endsilbe „feld“ als vorfränkisch bezeichnet.

    „Das hieße, dass das Grabfeld schon unter den thüringischen Königen so hieß, und Königshofen schon zu Thüringerzeiten bestand. Folglich war das Grabfeld ein Teilgebiet des fränkischen Thüringen. Dass in diesem Bereich ein Herzog mit Regierungssitz an der Südgrenze der fränkischen Provinz Thüringen, im „Castellum Wirtziburg“ amtierte, wird urkundlich für das Jahr 704 belegt. Nach 716 kam es zu einem Machtwechsel. Das beweisen erhaltene Urkunden aus dem Jahr 742. Sie sind nicht mehr vom Herzog Thüringens, sondern von dem karolingischen Hausmeier Karlmann ausgestellt und betreffen auch das grabfeldische Thüringen, exakt ausgedrückt, das Grabfeld im von Karlmann regiertem Gebiet. Karlmann, der Sohn Karl Martells, hat 741/742 zwei Urkunden ausstellen lassen. Sie enthalten seine Schenkungen an die von Bonifatius 741/742 neu errichtete und für den Südteil Thüringens zuständige Diözese Wirtziburg. Darin aufgeführt sind die 25 Kirchen und ein Kloster.

    Basilika im Gau Grabfeld

    Die Urkunde von 822, in der Königshofen erwähnt wird, wurde am 19.Dezember 822 in der Königspfalz Frankfurt ausgestellt. Sie ist in der Amts- und Kanzleisprache Latein abgefasst, misst 36,5 x 66 Zentimeter und ist angesichts des Textumfanges eng geschrieben und nicht immer einfach zu lesen. Erstmals haben die Besucher des Vortrags von Firnkes, den original Text erfahren. Die Rede ist da von einer „Basilika im Gau Grabfeld zu Ehren des Heiligen Martin im Ort Essfeld“ und von der „Basilika zu Ehren des heiligen Petrus in dem Ort der Königshofen heißt.“ Erneut bestätigt sich, dass das Grabfeld einst über die heutige Rhön hinaus reichte, die, so besagen historische Karten, „östliches Grabfeld“ waren.

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