An zwei Stellen wurde in den vergangenen Wochen auf dem Veitsberg gegraben. Die Archäologen um Grabungsleiterin Dr. Petra Wolters und Studenten der Universität Jena wollten nach den letzten Grabungen 2013 der Anhöhe zwischen Bad Neustadt, Hohenroth und Salz weitere Geheimnisse entlocken. Der erste Grabungsschnitt zeigt eine Wall- und Palisadenanlage aus der Zeit nach Ende der Blüte der Pfalz im 10. und 11. Jahrhundert. An einer anderen Stelle, nur wenige Meter entfernt, dann die Sensation: Dort haben sich die Fundamentreste einer kleinen Kirche, einer vermeintlichen Pfalzkapelle im Lehmboden erhalten (wir berichteten).
"Jetzt ist bewiesen, dass wir es hier mit einem repräsentativen Zentrum aus der Zeit Karls des Großen zu tun haben", sagte Petra Wolters bei der Führung durch die jüngsten Grabungen zum Abschluss der diesjährigen Kampagne. Die kleeblattförmigen Fundamente im Boden lassen den Schluss zu, dass es sich hierbei um eine kleine Kapelle mit drei Apsiden handeln könnte, entstanden nach antikem Vorbild. Eine ähnliche Kapelle gab es in der Kaiserpfalz in Ingelheim am Rhein. Und weil eine Kapelle oder Kirche zwingend zu einer Kaiserpfalz aus Zeiten Karls des Großen und seiner Nachfolger dazugehört, sind für Petra Wolters nun die letzten Zweifel ausgeräumt, die es noch am Standort der einstigen Pfalz auf der Anhöhe über der fränkischen Saale gab. "Wenn die Könige im Mittelalter hier waren, dann waren sie hier", so Wolters. Detailgrabungen rund um die fünf mal sechs Meter große einstige Kapelle sollen in den kommenden Jahren erfolgen und weitere Beweise für die Kaiserpfalz Karls des Großen auf dem Veitsberg liefern.
Als repräsentativer Standort genutzt
"Wir haben hier einen der wichtigsten Orte des Frühmittelalters", sagte Dr. Peter Ettel, Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Jena, bei der Schlussbegehung der Grabungsstätte mit Vertretern der Anrainerkommunen. Ettel hob die Bedeutung des Veitsbergs am nordöstlichen Rand des Königreiches zur Zeit Karls des Großen ab dem Jahre 790 hervor. Mit der Eroberung und Expansion seines Reiches verlor die Pfalz auf dem Veitsberg aber schon zu Zeiten Karls an Bedeutung und wurde als repräsentativer Standort von karolingischen wie ottonischen Königen noch bis ins Jahr 948 genutzt.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Pfalz anderen Verwendungen zugeführt, abgebrochen, umgenutzt und später durch die Salzburg am gegenüber liegenden Berghang ersetzt. Heute sind die Reste der Kaiserpfalz nur nach ausdauernder archäologischer Arbeit im Erdboden zu entdecken. Wie beispielsweise eine kleine Keramikscherbe, die aus dem Rheinland auf den Veitsberg gebracht wurde und aus dem 8. Jahrhundert stammt. Oder die kleine Metallverzierung für ein Gefäß, oder, viel spektakulärer, der Reitersporn, der nach 1000 Jahren im Erdreich von den Archäologen gefunden wurde. "Der Reitersporn könnte eines der Highlights im entstehenden Pfalzmuseum in Bad Neustadt werden", sagte Professor Ettel und hob damit die Notwendigkeit eines solchen Museums in der Stadt hervor.
Stadt und Gemeinden profitieren
Bürgermeister Michael Werner hat bei den Grabungsarbeiten selbst Hand angelegt und geschaufelt. Gemeinsam mit seinen Kollegen Martin Schmitt (Salz) und dem 2. Bürgermeister Erwin Kruczek (Hohenroth) betonte Werner die Bedeutung der archäologischen Forschungen auf dem Veitsberg für die Geschichte der Stadt und der beiden Gemeinden. "Wir profitieren davon und tragen das Projekt auch weiterhin gemeinsam", sagte Michael Werner.

Die Abteilung Bodendenkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege beobachtet ebenfalls sehr interessiert, was auf dem Veitsberg zutage gebracht wird. Dr. Ivonne Weiler-Rahnfeld erteilte aber immer wieder geäußerten Wünschen größerer und umfangreicherer Grabungen auf dem Veitsberg eine Absage. "Wir arbeiten hier auch weiterhin minimalinvasiv", sagte Weiler-Rahnfeld. Allein schon deshalb, um auch künftigen Generationen mit noch moderneren Mitteln Gelegenheit zu bieten, weitere Erkenntnisse aus dem Boden des Veitsbergs zu gewinnen. "Das Ganze nimmt auch durch die kleinen Schnitte immer mehr Gestalt an."
Das erste Buch erscheint bereits im Herbst
"Für Bad Neustadt, Hohenroth und Salz sind die hier gewonnenen Erkenntnisse von unschätzbarem Wert", betonte die Kulturreferentin der Stadt, Anne Zeisner die Ergebnisse der jüngsten Grabungen. Wie hoch das Interesse der Bevölkerung am Veitsberg ist, war am Besuch von rund 100 Bürgerinnen und Bürgern bei der öffentlichen Führung klar abzulesen. In den kommenden Monaten, so Peter Ettel, werden insgesamt vier Publikationen rund um den Veitsberg veröffentlicht. Das erste Buch soll im Herbst dieses Jahres vorgestellt werden.
Die Archäologen werden in den kommenden Monaten die Erkenntnisse aus der sommerlichen Grabung im Labor und in der Schreibstube ausarbeiten. Auf der Website www.pfalz-salz.de gibt es stets aktuelle Informationen.