Die Anwesenheit einer Mitarbeiterin des Landratsamts, die für die Abfallbeseitigung verantwortlich ist, machte schon rein äußerlich deutlich, dass die Materie, mit der es der Zweckverband für Boden- und Bauschuttentsorgung Saaletal zu tun hat, immer komplizierter wird. Auch der Inhalt der Zusammenkunft ließ keinen Zweifel, dass die neue Deponieverordnung viele Fragen aufgeworfen hat, die noch zu beantworten sind.
Schon in der Behandlung der formellen Punkte der Sitzung fiel auf, dass die angelieferte Erde und der nicht wiederverwertbare Bauschutt auf dem Steinbruchgelände der Firma Steinbach erheblich zurückgegangen ist. Um ein Viertel, also auf 30 000 Tonnen ist im Vorjahr das Aufkommen gesunken. Dieser Rückgang trug dazu bei, dass der Haushalt ein Defizit von fast 60 000 Euro aufwies, das nur durch einen Griff in die Rücklagen ausgeglichen wurde.
Viel wesentlicher für den Fehlbetrag waren jedoch die Untersuchungen der Deponie. Dabei seien eine Vielzahl von Bohrungen gesetzt worden, mit denen einerseits die Abdichtung andererseits die Bestandteile der Deponie ins Auge gefasst wurden. Die Ergebnisse seien äußerst erfreulich gewesen, da keinerlei Beanstandungen verzeichnet worden seien, so Steinbach. Da das Minus durch diese Sonderbelastung verursacht wurde und nicht im laufenden Betrieb zustande kam, wurde aber keine Gebührenerhöhung in Betracht gezogen.
Viel unangenehmer sei aber die Zunahme des Kontrollaufwands, so Steinbach. Anlieferer größerer Mengen müssen jetzt Nachweise über die Qualität des Bauschutts vorweisen. Liegen nachvollziehbare Gutachten nicht vor, müssen die Entsorger abgewiesen werden und ihr Material beispielsweise nach Wirmsthal liefern. Auf seinem Gelände dürfe nur unbelasteter Bauschutt eingelagert werden, da die Einrichtung die Deponieklasse Null aufweist.
Auch bei Kleinanliefern herrsche große Unsicherheit, meldeten sich gleich mehrere Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden zu Worte. „Was sollen wir den Leuten sagen“, erkundigten sie sich. „Trennen“ sei das wichtigste, empfahl Steinbach. Die Zeiten, in denen der Schutt eines eingerissenen Stalles auf einer Ladefläche landet, seien vorbei, betonte der Steinbruchbetreiber. Doch der Sälzer Bürgermeister Bernhard Müller verlangte nach einer Broschüre, die den Bürgern genau sagt, wo sie ihren Bauschutt entsorgen können.
Die Entsorgung werde umso problematischer, weil im Landkreis keine Deponie der Klasse 1 – für leicht belasteten Bauschutt –- vorhanden ist, monierten die Bürgermeister. Bei den Möglichkeiten einer Aufstockung zeigte sich die Unsicherheit auf dem Gebiet. Während der Deponiebetreiber beteuerte, dass der Aufwand gar nicht so hoch, sondern mit relativ einfachen Mitteln zu bewerkstelligen sei, warnte Geschäftsführer Michael Weiß vor den Anforderungen. Offensichtlich gebe es noch keine genauen Richtlinien, wie eine Abdichtung auszuführen sei, er rechne aber mit größeren Schwierigkeiten. In jedem Fall müsse aber der Landkreis die Regie übernehmen, wandte Verbandsvorsitzender Altrichter ein.
Die Entwicklung auf dem Gebiet zeichnet sich auch darin ab, dass plötzlich das Interesse einer Mitgliedschaft im Verband enorm groß ist. Da bis Mitte vergangenen Jahres fast alle kommunalen Deponien geschlossen werden mussten, war es kein Wunder, dass gleich sechs Gemeinden die Aufnahme in den Verband beantragten. Alle Antragsteller gehören der NES-Allianz an, stellte Altrichter fest. Da das Gelände genügend Kapazitäten aufweist, hatte das Gremium keine Bedenken gegen den Eintritt der weiteren Mitglieder Münnerstadt, Burglauer, Hollstadt, Schönau, Unsleben und Wollbach.