Puh: zweimal 20 Minuten! Wie die Puste einteilen, damit ich über die Spielzeit komme? „Langsam anfangen“. Der Vorsatz ist zwei Sekunden nach dem Anstoß vergessen. Einmal rauf, einmal runter, dabei einmal den Ball berührt. „Ich habe fertig“.
Vor 30 Jahren habe ich zum letzten Mal auf einem Platz gestanden. Jetzt ist er für das Turnier sogar geteilt worden, mithin sind die Strecken nur halb so lang – für jemanden, der die nötige Kondition hat. Du fährst doch auch fünf Stunden Fahrrad am Stück, und schon K. o.? Nein, das kann ja wohl nicht sein. Also doch einen Gang runterschalten, aber streng dich trotzdem an, es ist ja schließlich nur ein Spiel.
Aber bitte schickt keinen Angreifer auf meine Seite, dem ich dann hinterherhetzen muss. Irgendwie sind die Beine schwerer als früher und der Platz hat plötzlich Steigung! Gönnt mir ein kleines Päuschen, ich bin gleich wieder dabei! Keine Chance. Ein Querschläger landet bei dir, weg damit, nach vorne. Pass kommt sogar an. Irgendwie hat keiner aus der Mannschaft so recht einen Plan, wo er spielen soll, viel besser sieht es bei der Führungsriege unterfränkischer Ordnungshüter auch nicht aus. Das Ganze wirkt im Ganzen etwas stümperhaft – freundlich gesagt. Kein Wunder dann auch, dass bis zur Pause kein Tor fällt.
So schlecht war das gar nicht, will Willi Schmitt gesehen haben. Strahlungens Bürgermeister ist spontan zum Trainer erklärt worden. „Für die Zuschauer wär es aber schön, wenn ein paar Tore fallen“.
Aber erstmal geht es im gleichen Trott weiter und dann sollte der Wunsch doch noch in Erfüllung gehen. Da sind nämlich ein, zwei dabei, die könnten mal gekickt haben. Nicht grübeln! Einer davon kommt gerade auf dich zu – und links der andere. Wen denn nun? Am besten in der Mitte halten - 1 : 0. Schorsch Menninger tut ja sein bestes. „Jeder Ball, der nicht auf den Körper kommt, ist drin“, hatte er vorher noch gewitzelt. Nun, ja, da könnten Böse sagen, „dann haben wir ja nichts zu befürchten“. Nein, der Hollstädter Bürgermeister hält wirklich vorzüglich. Hätt' man ihm gar nicht zugetraut. Und einen Abschlag! Geht fast ins gegnerische Tor.
Erlösung: Spielerwechsel. Du pumpst, als ob du gerade die Eigernordwand im Dauerlauf erklommen hättest, dabei sind gerade drei Minuten nach dem Wiederanpfiff herum.
Bernd Weiß stellt sich gar nicht so dumm an. „Was, der spielt mit, der hat doch, glaub ich, noch nie einen Ball berührt“, behauptet ein Jugendfreund vor dem Turnier. Dafür macht er es gar nicht schlecht. Politiker können nicht nur über alles reden, der ein oder andere kann sogar kicken.
Georg Straub ist auch nicht zu verachten. Zwischenzeitlich war das2:0 gefallen, und er sorgt mit einem Treffer kurz darauf dafür, dass wir wieder Anschluss finden können. Dann sogar ein Elfmeter für uns. Gut und stramm geschossen vom Hohenrother, doch der Torwart, Mellrichstadts Dienststellenleiter Egon Sturm, hat den richtigen Riecher.
Klaus Ullrich hat es eigentlich auch drauf. Der musste allerdings schon bei der „Stadtmannschaft“ im Turnier mitspielen, ist daher konditionell ganz schön gefordert. Also wieder rein. Komisch, es geht besser. Liegt es vielleicht dran, dass es einfacher ist, den Raum zu decken – vor allem wenn dort keiner steht? Bleib mal schön hinten. Tore können doch die andern schießen. Christian Machon ist das zuzutrauen und auch René van Eckert hat durchaus Technik, trotz seiner Körperfülle. Auch Walter Weber, Heustreus Oberhaupt und selbst Polizist, fürchtet keinen Körperkontakt und setzt dem ranghöheren Thomas Gütlein, Bad Neustadts Inspektionsleiter, respektlos hart zu, dass der sogar grollend den Finger hebt. Der Beste, unser Benjamin könnte man sagen, Christopher Hüllmantel wirkt etwas auf verlorenem Posten. Erinnert an Ribéry, der allein die Trikolore nun mal nicht retten konnte.
Aber erst mal sind die anderen wieder dran. Diesmal sieht unser Keeper gar nicht so gut aus, lenkt den Fernschuss ins eigene Tor. Aber verziehen! Was er vorher herausgefischt hat, hätte für drei Spiele gelangt. 3:1. Ein Aufbäumen gibt es nicht mehr. Der Seniorenkader scheint am Ende der Kräfte. Der Schiedsrichter hat Erbarmen. Schluss. Spaß hat's gemacht, doch der Kater ist auch ohne Alkohol gewiss.