Christopher Herbert fasst sich gerne kurz: „Wenn man es mit Herzblut und gut macht und sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruht, ist es gar nicht so schwierig!“ Mit diesen wenigen Worten beschreibt der 29-jährige Juniorchef von Edwins Fischerhütte das Erfolgsrezept seines Gasthauses. Dass er damit tatsächlich Erfolg hat, wurde jetzt zum wiederholten Mal deutlich.
Der renommierte Ginolfser Gastronomiebetrieb hatte mit mehr als 600 anderen Gasthäusern am Wettbewerb „100 beste Heimatwirtschaften“ des bayerischen Heimatministeriums teilgenommen und die Jury überzeugt. Die Fischerhütte wurde dieser Tage in München persönlich von Ministerpräsident Markus Söder, Heimatminister Albert Füracker und der Präsidentin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Bayern, Angela Inselkammer, als eine der 100 besten Heimatwirtschaften in Bayern ausgezeichnet.
Zwei von acht in Unterfranken
Doch Christopher Herbert und seine Frau Vanessa waren nicht die einzigen Vertreter aus Rhön-Grabfeld in München. Die mehr als zehnseitigen Bewerbungsunterlagen hatten auch die Verantwortlichen der Krone Schenke in Unsleben um Gertraud Balling und Michael Diestel abgegeben. Und auch sie erhielten jetzt die Einladung nach München. Die Krone Schenke wurde dort als zweiter Betrieb aus dem Landkreis und als einer von acht aus ganz Unterfranken mit dem Gütesiegel „Heimatwirtschaft“ ausgezeichnet.
Auch wenn beide Gasthäuser sehr unterschiedlich angelegt sind, Edwins Fischerhütte ist ein Familienbetrieb, während die Krone Schenke von einer Dorfgenossenschaft betrieben wird, werteten nicht nur die Gastronomen diesen Erfolg als Auszeichnung ihrer Arbeit. Auch Birgit Erb und Michael Gottwald zeigten sich hoch zufrieden, als Bürgermeister solch ausgezeichnete Gaststätten in ihrer Gemeinde zu haben.
Die Wirtschaft im Dorf lassen
Birgit Erb, die es sich nicht hatte nehmen lassen, die beiden jungen Ginolfser zur Auszeichnung nach München zu begleiten, würdigte, dass wer die Fischerhütte Edwin kennt, weiß, „dass hier Gastfreundschaft, regionaler Genuss und eine lebendige Dorfkultur groß geschrieben werden. Mit ihrem Kollegen Michael Gottwald war sie sich einig, dass die Fischerhütte wie auch die Krone Schenke damit zu den „Champions der Bayerischen Heimatwirtschaften“ zählen. Beide Häuser trügen dazu bei, „die Wirtschaft im Dorf zu lassen“, wie es Birgit Erb bezeichnete und damit auf den Hintergrund des Wettbewerbs zu sprechen kam.
In der bayerischen Staatsregierung sei man sich der Bedeutung der Gasthäuser für das dörfliche Leben und die Kultur sehr bewusst und wolle dem Wirtshaussterben mit verschiedensten Maßnahmen begegnen, betonte Oberelsbachs Bürgermeisterin. Es müsse weiter lukrativ sein, auf dem Land ein Gasthaus zu betreiben. „Ein Dorf, das keine Wirtschaft mehr hat, ist arm dran“, ergänzte das Unslebener Ortsoberhaupt. Und auch für Michael Diestel ist klar, dass eine Dorfwirtschaft ein Stück Regionalität, ein Stück Heimat ist.
Konkurrenz kein Thema
Auch die ausgezeichneten Gastronomen weisen auf die Bedeutung einer ausreichenden Zahl von guten Wirtschaften nicht nur für das Dorfleben, sondern besonders auch für die Tourismusregion und das Biosphärenreservat Rhön hin. „Regelmäßig müssen wir am Sonntagmittag Gäste wegschicken“, bedauern Vanessa Herbert und Gertraud Balling übereinstimmend, wohl wissend, dass es vielen ihrer Rhöner Kollegen ähnlich geht. Konkurrenz sei hier kein Thema.
Auch wenn klar sei, dass es enormes Engagement erfordere und manch schlaflose Nacht bedeute, eine Gastwirtschaft bei all den Problemen wie Bürokratie, Personalmangel oder ungünstigen Arbeitszeitregelungen zu führen, wie Michael Diestel erwähnte, es sei möglich, dies erfolgreich zu tun. Das bewiesen die nun ausgezeichneten Betriebe exemplarisch.
Regional, saisonal und frisch
Die Gäste wollen gute deutsche, regionale und saisonale Gerichte, die frisch zubereitet sind, erläutert Vanessa Herbert das Konzept der Fischerhütte, das so auch in der Krone Schenke gilt. Zudem müsse man dem Gast immer wieder etwas Neues anbieten und wenn es alte Speisen wie zum Beispiel Mehlklöße sind. Für beide Betriebe gilt auch, dass sie eng mit Landwirten vor Ort zusammenarbeiten – in Ginolfs mit dem Rhönschäfer und in Unsleben mit einem Ziegenbetrieb – und somit regionale Kreisläufe erhalten und zum Erhalt der Landschaft beitragen.
Und dann gibt es noch einen Punkt, den die Seniorchefin der Fischerhütte, Bettina Herbert, unwidersprochen hervorhebt. Ihrer Überzeugung nach gehört zu einem guten gastronomischen Betrieb die persönliche Ansprache, das sich kümmern um den Gast: Die wollten nicht abgespeist, sondern „betüddelt“ werden.
In diesem Sinne relativiert Christopher Herbert schließlich in seiner prägnanten Art den Wert der jüngsten Würdigung. „Die beste Auszeichnung ist für mich der Gast, der mit einem Lächeln das Gasthaus verlässt.“
Edwins Fischerhütte Horst Herbert setzte 2001 die Idee seines Urgroßvaters Edwin Omert um und errichtete an den Fischteichen an der Sonder in Ginolfs ein Lokal in moderner Architektur, in dem natürlich die Fische aus der eigenen Teichanlage eine besondere Rolle spielen. Seit 2012 sind Sohn Christopher und seine Frau Vanessa im Betrieb, den sie nach dem Tod von Horst Herbert seit 2017 gemeinsam mit Seniorchefin Bettina Herbert führen. Im Laufe der Jahre wurde Edwins Fischerhütte mehrfach ausgezeichnet: 2003 Goldener Fisch der Regierung von Unterfranken, 2006 drei Silberdisteln der Dachmarke Rhön, 2015 und 2017 drei Rauten „Ausgezeichnete bayerische Küche in Bestform“, Auch für die Auszeichnung von Oberelsbach als „Genussort“ im vergangenen Jahr spielte die Fischerhütte eine tragende Rolle.
Krone Schenke Als 2007 mit der Krone Schenke das letzte von vormals fünf Gasthäusern in Unsleben auch aufgrund des miserablen Gebäudezustands schloss, wollten die Bürger den Verlust nicht einfach hinnehmen. Nach längerer Vorbereitung gründete sich 2012 eine Dorfgenossenschaft, die das Anwesen erwarb. Mit viel Eigenarbeit wurde das denkmalgeschützte Gebäude in der Folgezeit renoviert und Ende 2013 mit Saal und Biergarten wiedereröffnet. Die Zuschüsse für die Renovierung waren mit der Auflage verbunden, den Gasthof auch weiterhin als Genossenschaft zu betreiben. Im Angebot sind vorwiegend regionale Gerichte mit Zutaten von örtlichen Anbietern. Zudem wird ein Kulturprogramm mit Jazz-Konzerten oder Wirtshaus-Singen organisiert. Nach einer – nicht zuletzt aufgrund der hohen Sanierungskosten – schwierigen Startphase erwirtschaftete die Krone Schenke 2017 erstmals einen Gewinn.