Die Orgelbaufirma Hey in Urspringen in der Rhön wird nach eigenem Bekunden „die größte Orgel der Welt“ bauen. Ab Mai 2012 soll sie das Wahrzeichen der Weltausstellung Expo in Yeosu in Südkorea sein. Bei einem internationalen Wettbewerb zogen die Rhöner Orgelbauer im Team von Professor Seung Pyo Hong, den Auftrag an Land. Sie überzeugten mit der Idee, zwei 70 Meter hohe Zementsilos, die auf dem Ausstellungsgelände stehen, mit einer überdimensionalen Harfe zu verkleiden.
In den Saiten der Harfe sollen die insgesamt 80 und bis zu zwölf Meter hohen Orgelpfeifen untergebracht werden. Wird die Orgel, die direkt am Meer in Südkorea steht, gespielt, kann man sie über mehre Kilometer hinweg hören, sagen die Orgelbauer Herbert, Christian und Thomas Hey. Die Orgel soll ins Guiness-Buch der Rekorde kommen und nach der Expo als Landmarke stehen bleiben und für Konzerte genutzt werden. Die Klänge der Hey-Orgel sind mit den tiefen Tönen von Schiffssignalen und den hellen einer Bootsmannpfeife zu vergleichen.
Schon im vergangenen Jahr fieberten Herbert Hey und seine Söhne Thomas und Christian der Entscheidung in Südkorea entgegen, nachdem der Animationsdirektor Seung Pyo Hong, das Rhöner Unternehmen besucht hatte. Über den Internetauftritt und bei weiteren Recherchen war Professor Hong auf die Firma aufmerksam geworden. Zu diesem Zeitpunkt baute das Unternehmen gerade eine Orgel für Korea.
Paukenschlag
Dass Hey den Auftrag erhielt, für die Expo 2012 eine überdimensionale Orgel zu bauen, die weithin sichtbar das Wahrzeichen der Weltausstellung sein wird, war ein Paukenschlag für das Rhöner Unternehmen. Herbert Hey und seine Söhne sind überglücklich. „So etwas ist im Leben eines Orgelbauers einmalig“, schwärmt Herbert Hey. Ein Höhepunkt in der mehr als 250-jährigen Geschichte der Rhöner Orgelbaufirma, die bei dem Auftrag eine Reihe von namhaften Konkurrenten hinter sich gelassen hat.
Thomas Hey hat den Prospekt der Weltausstellung, die am 13. Mai 2012 in Yeosu, direkt am Meer gelegen, eröffnet werden soll, vorliegen. Zwei rund 70 Meter hohe Betonsilos, die dort auf dem Gelände stehen, sollten verkleidet werden. Professor Seung Pyo Hong hatte die Idee, eine große Harfe um diese Türme zu gestalten und darin Orgelpfeifen zu platzieren. Dies stellt die Orgelbauer aus der Rhön vor große Herausforderungen. „Es soll das weltgrößte Instrument werden“, sagt Thomas Hey. Es ist eine Art Skulptur, die sich Sky-Tower nennt. Zwischen den Saiten der Harfe werden 80 Orgelpfeifen – zwischen 40 Zentimetern und zwölf Metern lang – eingebaut. Die Orgel wird pro Pfeife Lautstärken bis zu 105 Dezibel erreichen. „Mindestens fünf Kilometer weit ist sie dann zu hören“, schwärmt Thomas Hey. Schließlich muss ein großer Platz von der Orgel beschallt werden. Klar, dass in der Rhöner Orgelbaufirma schon an dem Großprojekt gearbeitet wird. Schließlich soll sie im August fertiggestellt sein und dann nach Korea gehen.
Die Orgelpfeifen werden mit einem enormen Winddruck angefahren. „Der Druck bei einer normalen Kirchenorgel ist ein Hundertstel eines Atü. Hier reden wir von sieben Bar“, erklärt Christian Hey. Er wirft einen Kompressor an und lässt eine Pfeife erklingen. Ein dumpfer Ton hallt durch die Werkhalle, gleich dem eines Schiffshorns. „Das war eine relativ kleine Pfeife. Wenn aber die tiefen Frequenzen kommen, da geht's dann wirklich zur Sache“, fügt Herbert Hey an.
Eine weitere Herausforderung sehen die Orgelbauer darin, dass das Rieseninstrument wechselnden Temperaturen, Wind und der salzhaltigen Luft des Meeres ausgesetzt ist. Deshalb werden spezielle Materialien für die Pfeifen genutzt, denn die Orgel soll auch nach der Weltausstellung stehen bleiben. Die Pfeifen sind aus Kupfer gefertigt, von Hand poliert und mit einem speziellen Überzug versiegelt. Die Trägerpfeifen, die die Hey-Orgel in dieser Skulptur quasi zwischen den Saiten der Harfe in die Höhe heben, werden aus Edelstahl gefertigt. „Der Sky-Tower soll für die Südküste Südkoreas zum Wahrzeichen werden.“
Konzertbühne im Meer
Sicher sei bereits, dass sie nach der Expo weiter für Konzerte genutzt wird und man in Korea dazu sogar eine Bühne im Meer bauen will. Bespielt wird die Orgel übrigens von einem normalen Orgelspieltisch, wie man ihn aus Kirchen kennt. Allerdings hat sie auch zahlreiche elektronische Möglichkeiten, die der Organist ausspielen kann.
Vor dem Aufstellen in Südkorea wird sie natürlich erst im August in Urspringen getestet. „Dazu muss eine eigene Starkstromleitung für den Kompressor gelegt werden“, sagt Thomas Hey. Vater Herbert ist stolz, dass das kleine Rhöner Unternehmen diesen Auftrag an Land gezogen hat. Die Jungen im Team – seine Söhne Thomas und Christian – haben die Riesenorgel entwickelt.
Und wie sind sie auf ihren Vorschlag gekommen? Thomas Hey verweist auf das Motto der Expo 2012, „The living ocean and coust“ – genau dieses Thema werde durch die größte Orgel der Welt in Klang umgewandelt. „Es imitiert quasi die Klänge der See, von dem tiefen Ton eines alten Schiffes bis hin zur Bootsmannpfeife, die sagt: Käpt'n an Bord.“ Nicht nur die Rhöner Orgelbaufirma kann stolz auf sich und den Auftrag sein, sondern der gesamte Landkreis Rhön-Grabfeld. Denn letztendlich ist diese Riesenorgel auf der Expo in Südkorea auch eine Werbung für die Rhön.
ONLINE-TIPP
Ein Bild vom Expo-Gelände im Internet: rhoengrabfeld.mainpost.de