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BAD NEUSTADT: Russische Kirche mit einem Alleinstellungsmerkmal

BAD NEUSTADT

Russische Kirche mit einem Alleinstellungsmerkmal

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    „Wo bin ich?“ Bei dem Gemäuer (oben) handelt es sich um ein Relikt der Vergangenheit. Unten: der russisch-orthodoxe Priester Fjodor Hölldobler gibt auch Orgelkonzerte.FOTO: Eckhard Heise
    „Wo bin ich?“ Bei dem Gemäuer (oben) handelt es sich um ein Relikt der Vergangenheit. Unten: der russisch-orthodoxe Priester Fjodor Hölldobler gibt auch Orgelkonzerte.FOTO: Eckhard Heise

    Die prachtvollen Turmspitzen sind beeindruckend. Das goldene Funkeln sticht auch in der gesamten Innenausstattung der Kirche heraus, die von den glänzenden Hauben überragt wird. Die Form des Kreuzes weist außerdem darauf hin, dass es sich um ein orthodoxes Gotteshaus handelt. Da es im Landkreis nur eine Einrichtung dieser Konfession gibt, gibt es auch nur eine Möglichkeit, wo die Aufnahme entstanden ist und wer mit dem Seelsorger gemeint ist, der dort die Verantwortung trägt: Die Kirche steht also in Bischofsheim und der russisch-orthodoxe Priester ist Fjodor Hölldobler.

    Verruchte Vorgeschichte

    Es lohnt sich, die religiöse Stätte einmal zu besuchen, weil sich das Gotteshaus einerseits sehr offen gibt und andererseits die Innenräume mit dem Stil hiesiger Kirchen kaum etwas zu tun haben. Und dann hat das Gebäude auch noch eine ganz seltsame Vorgeschichte, denn etwa bis in die 1970er Jahre war darin eine Disco untergebracht, „noch dazu eine äußerst verruchte“, erinnert sich Hölldobler.

    An diese Zeiten erinnert nun ganz und gar nichts mehr – aber auch kaum an eine Kirche. Vielmehr mutet der Gebetsraum wie ein großes gemütliches Wohnzimmer an: Alles ist mit Holz getäfelt, Hunderte Ikonen zieren die Wände, in allen Ecken brennen Kerzen, ein süßlicher Geruch von Bienenwachs zieht durch die Räume, Blattgold glänzt üppig.

    Ein Stock darunter die Bibliothek mit einer Einmaligkeit: der vielleicht einzigen Orgel auf der Welt, die in einem Beichtstuhl eingebaut ist. Dass die Königin der Instrumente auch noch gut klingt, unterstreicht der Priester mit einer musikalischen Kostprobe. Die Unterbringung der Orgel ist genauso unorthodox wie der Umstand, dass Hölldobler regelmäßig in der katholischen Kirche spielt und dort auch Konzerte gibt.

    Die Atmosphäre der Wärme setzt sich in der ebenfalls im Gebäude untergebrachten winzigen Sankt Nikolauskapelle und im gegenüberliegenden Gemeindehaus fort. Alles ist auch hier mit Holz getäfelt, ein schummriges Licht herrscht, es gibt mehrere winzige Räume für Andachten, einen bescheidenen Altar, wieder überall Blattgold und Ikonen.

    „Alles aus Spenden finanziert“, sagt der Priester. Die orthodoxe Kirche erhält bekanntlich keine Kirchensteuer und muss selbst sehen, wie sie über die Runden kommt. In erster Linie tue sie das durch den Verkauf von Opferkerzen, da die Besucher sehr gläubig seien.

    Gut zwei Stunden Gottesdienst

    Das zeigt sich auch in den russisch gesprochenen Gottesdiensten, die über zwei Stunden dauern. Geduldig stehen die Besucher die ganze Zeit - selbst die Kinder - und rühren sich keinen Mucks, beteuert Hölldobler, „und die Kirche ist immer voll“.

    Allerdings hat die Kirche in Bischofsheim auch einen großen Einzugsbereich, der bis nach Meiningen reicht. Die nächste orthodoxe Kirche ist in Bad Kissingen.

    Relikt der Vergangenheit

    Und bei dem Gemäuer, das auf unserem heutigen Rätselfoto abgebildet ist, handelt es sich ebenfalls um eine Kirche. Wie leicht zu vermuten ist, ist das Mauerwerk ein Relikt aus der Vergangenheit, das aber eine ganz merkwürdige Eigenschaft besitzt: Mitten durch den Turm am nördlichsten Zipfel des Landkreises verlief einst die innerdeutsche Grenze. Der Name des Gebäudes mutet darüber hinaus schaurig an. Der abgebildete Herr hat die Geschichte rekonstruiert und kann so einiges über die Stätte erzählen. „Wo bin ich?“, heißt es nun aber wieder. Die Antwort auf diese Frage gibt es am kommenden Freitag.

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