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Saal: Saal: Historische Orgel in Gefahr

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Saal: Historische Orgel in Gefahr

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    Die historische Orgel der Wallfahrtskirche am Findelberg in Saal an der Saale "liegt auf dem Totenbett", sagt Orgelbaumeister Herbert Hey aus Urspringen.
    Die historische Orgel der Wallfahrtskirche am Findelberg in Saal an der Saale "liegt auf dem Totenbett", sagt Orgelbaumeister Herbert Hey aus Urspringen. Foto: Hanns Friedrich

    "Hier muss schnellstens gehandelt werden, sonst ist die historische Orgel der Wallfahrtskirche am Findelberg nicht mehr zu retten - sie liegt sozusagen auf dem Totenbett."  Deutliche Worte, die Orgelbaumeister Herbert Hey von der gleichnamigen Orgelbaufirma in Urspringen verwendet. Regionalkantor Peter Rottmann aus Münnerstadt, Orgelsachverständiger der Diözese Würzburg, kann dies nur unterstreichen. Dass hier eigentlich sofortiges Handeln notwendig ist, zeigen die Fotos, die Peter Rottmann seinem mehrseitigen Gutachten beigelegt hat. In diesem sieht man verbogene Orgelpfeifen, andere, deren Spitzen eingebrochen sind, Schmutz, einen verendeten Vogel im Orgelgehäuse und einiges mehr. Auch der Holzwurm hat sich in den Holzpfeifen ausgebreitet. "Die Bilder sprechen für sich", sagt der Orgelsachverständige.

    Auf rund 120.000 Euro ist die Sanierung der Findelberg Orgel veranschlagt. Lediglich 40 Prozent kommen als Zuschuss von der Diözese Würzburg. Die Kirchenverwaltung hat deshalb eine Spendenbox in der Wallfahrtskirche aufgestellt.
    Auf rund 120.000 Euro ist die Sanierung der Findelberg Orgel veranschlagt. Lediglich 40 Prozent kommen als Zuschuss von der Diözese Würzburg. Die Kirchenverwaltung hat deshalb eine Spendenbox in der Wallfahrtskirche aufgestellt. Foto: Hanns Friedrich

    Dass dringend Handlungsbedarf besteht, weiß auch die Kirchenverwaltung und deren Vorsitzender Lothar Werner. Er spricht von Gesamtkosten in Höhe von 120 000 Euro, wobei noch einmal rund 20 000 Euro für die Begasung notwendig sind. Mittlerweile gibt es einen Finanzierungsplan, wonach rund 40 Prozent der Kosten als Zuschuss durch die Diözese Würzburg eingeplant sind. Der Rest muss durch Zuschüsse der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, des Landkreises Rhön-Grabfeld, vom Landesamt für Denkmalpflege und der Gemeinde Saal an der Saale aufgebracht werden. "Die restlichen Gelder müssen wir aus Eigenmitteln und durch Spenden finanzieren," sagt Lothar Werner. Deshalb ist auch bereits eine Spendenbox in der Findelbergkirche von Saal aufgestellt. Gedacht wird aber auch an Benefizveranstaltungen für die historische Orgel oder gezielte Kollekten.

    Gutachten des Regionalkantors liegt vor

    In seinem Gutachten nennt Regionalkantor Peter Rottmann das Jahr 1913, als das Orgelwerk von der Hofheimer Orgelbaufirma Eduard Hofmann eingebaut wurde. Der Orgelbauer verwendete damals das reich verzierte und vergoldete siebenteilige Gehäuse der Vorgängerorgel. Von dieser wurden einige Innenpfeifen wieder verwendet. Schon um 1780 gab es eine vermutlich einmanualige Orgel mit Pedal von einem bislang unbekannten Orgelbauer. 1968 wurde das Instrument durch Heinrich Hochrein (Münnerstadt) repariert, ebenso 1985. Im Jahr 2010 erfolgte die Stimmung und Reparatur durch die Firma Orgelbau Hey, ebenso in den kommenden Jahren auch die notwendige Wartung. Das prunkvolle Orgelgehäuse aus dem Spätrokoko stammt aus Bauzeit der Kirche und ist reichlich mit Muschelwerk und Girlanden geschmückt. An der mittleren Emporenbrüstung ist ferner ein holzgeschnitztes Wappen des Erhard Irtel, Abt vom Kloster St. Stephan in Würzburg, angebracht.

    Stark beschädigt und teils eingesunken sind die Prospektpfeifen, die auch nicht mehr im Original erhalten sind. Die Originalpfeifen wurden als Kriegsabgaben 1917 ausgebaut und durch Zinkpfeifen ersetzt.
    Stark beschädigt und teils eingesunken sind die Prospektpfeifen, die auch nicht mehr im Original erhalten sind. Die Originalpfeifen wurden als Kriegsabgaben 1917 ausgebaut und durch Zinkpfeifen ersetzt. Foto: Hanns Friedrich

    Schon im Jahr 2003 hatte Regionalkantor Peter Rottmann in der "Stellungnahme zur Orgelsituation in der Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Saal" auf die, wie er damals notierte "alarmierend großen Schäden durch Holzwurmbefall" hingewiesen und "baldiges Handeln, um das Instrument vor dem drohenden Untergang zu retten", empfohlen. Peter Rottmann meinte dazu: "In der Zwischenzeit ist nichts passiert, um den Verfall zu stoppen". Ganz im Gegenteil: Das wertvolle Instrument wurde sich selbst überlassen und befindet sich aktuell in einem desolaten Zustand. Der Verfall ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass es nur durch eine gründliche Sanierung gerettet werden kann. Betroffen sind die Windversorgung durch den Magazinbalg, der teils undichte Stellen aufweist und ebenso Holzwurmbefall. Ferner ist der Motor stark verölt. Hier besteht allerhöchste Brandgefahr. Die pneumatische Spieltraktur funktioniert zäh und unpräzise.

    Holzschädlinge haben ganze Arbeit geleistet

    Bei der Begutachtung stichprobenartig abgeschraubter Membranleisten zeigte sich, dass teilweise noch die originalen Membranen von 1913 vorhanden sind. Das Leder der Membranen ist durchgängig hart und brüchig, stark verschmutzt und durch Fraßgänge von Holzschädlingen beschädigt. Das gesamte Pfeifenwerk ist verstimmt.  Ganze Arbeit hat der Holzwurm beim Holzpfeifenwerk geleistet. Sämtliche, aus dem Ersatzmaterial Zink bestehende Prospektpfeifen, sind beschädigt, diverse Pfeifenfüße sind eingesunken. Die Eduard Hofmann-Orgel von 1913 ist mit dem noch ganz im Geist der Romantik verhafteten Klangcharakter, bis auf die Prospektpfeifen, vollständig original erhalten.

    Das Instrument ist somit ein herausragendes Beispiel erlebbarer Orgelgeschichte, an dem der orgelbautechnische Zeitgeschmack unmittelbar abgelesen werden kann. Peter Rottmann sagt: "Die wertvolle Denkmalorgel ist akut vom Untergang bedroht. Da auch der gesamte Kirchenraum von dem Schädlingsproblem 'Holzwurm' betroffen ist, sollte eine Begasung vorgenommen werden."

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