"Ich darf sie ganz herzlich hier in der Wallfahrtskirche von Ipthausen begrüßen, in einer der schönsten Rokokokirchen Frankens..." So wird der Gast empfangen, der in der Ipthäuser Kirche 50 Cent in einen besonderen Kirchenführer wirft. "Hier hören sie Interessantes und Wissenswertes der Wallfahrtskirche Ipthausen" liest man auf einem schwarzen Schild. Darunter der Einwurfschacht und der Hinweis: 000.5 EUR. Heute würde man das als Audioguide bezeichnen, also ein Gerät, das Tonaufnahmen abspielen kann.
Ende der 1980er Jahre hatte der damalige Stadtpfarrer von Bad Königshofen, Linus Eizenhöfer die Idee hatte, solch einen elektronischen Kirchenführung einzurichten. Zwei Lautsprecher wurden installiert und sein Text auf Tonbandkassette aufgenommen. Über viele Jahre hinweg konnte man die Aufnahme abspielen, auch wenn sie nach und nach nicht mehr die beste Qualität aufwies. Es handelte sich schließlich noch um eine Tonbandaufzeichnung, allerdings schon auf einer Tonkassette. Damals ein Novum heute in Museen und Kirchen fast schon eine Selbstverständlichkeit.
Von Pfennig auf Cent
Jahre später, als die Technik immer weiter fortgeschritten war und die ersten CDs auf den Markt kamen, wurde auch der elektronische Kirchenführer umgerüstet und bei der Umstellung auf den Euro von 50 Pfennig auf 50 Cent umprogrammiert. Die Idee war dem Pfarrer gekommen, als er immer wieder in der Kirche Führungen anbot und er sich sagte, dass man so eine Führung doch einem jeden Besucher der Wallfahrtskirche anbieten sollte. Warum also nicht auf eine Tonbandkassette zurück greifen und diese mit den wichtigsten Informationen über die Wallfahrtskirche Ipthausen besprechen.

Eine Idee, die heute noch sehr gut bei Gästen ankommt, vor allem weil der Pfarrer in einer lockeren und interessanten Art und Weise das kleine Gotteshaus vorstellt. Zum Schluss gibt es noch ein Orgelstück, das Pfarrer Eizenhöfer selbst eingespielt hat. Die etwas andere Information per Lautsprecher bietet neben geschichtlichen Eckdaten auch spirituelle Denkanstöße. Am Ende bittet der Pfarrer die Besucher: „Verweilen Sie noch ein bisschen. Danken Sie Gott für Ihr Leben. Legen Sie Ihr Leben in Gottes barmherzige Hände und preisen Sie Gott in diesem Schatzkästlein der Kunst!"
Tagsüber immer geöffnet
Heute hat der Pfarrer direkt neben der Kirche im Pilgerhaus seine Wohnung. Bei Bedarf führt der Ruhestandspriester aber immer noch gerne Ankommende durch die Kirche. Ansonsten erfährt der Gast für 50 Cent alles Wissenswerte bei der rund 20-minütigen Kirchenführung. So, dass das Gotteshaus zwischen 1746 und 1754 im Stil des Rokoko gebaut wurde und als „eine der schönsten Dorfkirchen Frankens" bezeichnet wird. Seine große Beliebtheit verdankt das Kirchlein unter anderem dem prachtvollen Deckengemälde von Georg Anton Urlaub, das unverkennbar den Einfluss des berühmten Venezianer Malers Giovanni Battista Tiepolo verrät. Das inmitten der üppigen Rokoko-Einrichtung eher schlichte Ipthäuser Gnadenbild, eine Pietà aus der Zeit um 1650 in einer Nische an der rechten Seite, ist auch heute noch Ziel vieler Pilger und Besuchergruppen.
Neben zahlreichen Wallfahrten besuchen Familien, Kurgäste, Camper und Senioren die kleine Wallfahrtskirche Mariä Geburt. Was die Menschen nach Ipthausen zieht, ist nach Ansicht des langjährigen Pfarrers Linus Eizenhöfer der Typus der Schmerzhaften Mutter: „Wie Maria hat jeder Mensch heute seine persönlichen Nöte und Probleme. Und hier kann er abgeben, was er auf dem Herzen hat“, sagt Eizenhöfer. Zum Deckengemälde fügt er an: „Aus der unendlichen Lichtfülle kommt Jesus Christus als Retter und Sieger über das Kreuz in die Welt. Er reicht Maria das Zepter und dem Glaubenden die Hand. So kann das Heil Gottes, das vom Kreuz her kommt, auf alle Menschen ausstrahlen.“ Die Wallfahrtskirche Maria Geburt in Ipthausen ist tagsüber immer geöffnet.