Ein stabiler Mischwald mit vorwiegend standortgerechten Laubgehölzen, ein stattlicher Bestand an Altbäumen und eine erfolgreiche Naturverjüngung: der Sondheimer Gemeindewald steht bemerkenswert gut da. Und er ist gut gewappnet für die Zukunft in Zeiten des Klimawandels. Das zeigte sich bei der Waldbegehung des Gemeinderates mit Revierförster Karlheinz Bauer und Wilhelm Schmalen, Forstdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bad Neustadt.
Sehr informativ sollte sie werden, die Exkursion der Bürgervertreter. Da der größte Teil der Gemeinderäte neu ist, gab man ihnen zu Amtsbeginn Einblick in den für die Gemeinde so wichtigen Forstbetrieb und besuchte neuralgische Punkte im Wald.
Forst verfügt über eine beachtliche Artenvielfalt
Immerhin rund 850 Hektar, davon etwa 720 Hektar Wirtschaftsfläche, umfasst der Gemeindewald. Dieser Forst sei in mehrfacher Hinsicht sehr wertvoll und verfüge über eine beachtliche Vielfalt, das fange schon bei den Böden an, so Behördenvertreter Schmalen. Karge Kalkverwitterungsböden gehören ebenso dazu wie die nährstoff- und wasserreicheren Basaltgründe der Rhön und schließlich die mineralischen Nassböden der Hochrhön. Entsprechend unterschiedlich sind die Wachstumszeiten und die vorkommenden Baumarten.

Erste Station der Gemeinderäte war die Waldabteilung "Dachsberg". "Die war immer ein Stiefkind", wusste Bauer zu erzählen. Als er vor 25 Jahren die Revierleitung übernommen hatte, habe es dort Unmengen an trockenstehenden Fichten und Kiefern gegeben. Er habe damals erst einmal "Entrümpelungshiebe" vorgenommen. Mit Neukulturen und einer zunehmenden Naturverjüngung hat man hier einen erfolgreichen Waldumbau hin zu einem größeren Bestand an Laubbäumen betrieben. Ganz wichtig dabei sei die konsequente Regulierung des Rehwildes, um die jungen Pflanzen vor Verbiss zu schützen, wie Bauer betonte.
Naturverjüngung im Fokus
Naturverjüngung lautet überhaupt das Zauberwort. Auf sie hat man laut Bauer in den letzten Jahren erfolgreich gesetzt und dabei der Gemeinde eine Menge Kosten für Neuanpflanzungen erspart. Gut 25 000 Euro müsse man nämlich für einen Hektar Neukulturen mit Pflanzungen, Schutz- und Pflegemaßnahmen rechnen. Gut die Hälfte des Sondheimer Gemeindewaldes habe man durch natürliche Verjüngung für die Zukunft gesichert. Und das sei wichtig, insbesondere im Hinblick auf die zunehmenden Schäden an Nadelgehölzen durch Trockenstress im Zuge des Klimawandels, wie Schmalen betonte. Wie gut sich der Wald durch natürliche Verjüngung entwickeln kann, konnte man auf der Tour unter anderem auch im Gebiet "Saales" oder am "Schweinskopf" erkennen. Die Bestände seien reich an Baumarten. "Umso gesicherter ist der Wald", stellte Forstdirektor Schmalen zufrieden fest.
Gut gewachsene, wertvolle Furniereichen stehen in der "Gewitterecke". Das ist das "Stettener Schatzkästchen", wie Bauer die Abteilung nannte. Sorgen bereitet hier allerdings das Buchensterben. Bei den betroffenen Bäumen vertrocknet innerhalb kurzer Zeit die Krone und die Rinde fällt vom Stamm ab. Die beiden Forstexperten vermuten den Buchenborkenkäfer in Verbindung mit Trockenheit als Ursache.
Besonders kränkelt in Teilen des Sondheimer Forstes die Esche. Das Eschentriebsterben aufgrund eines Pilzes bedroht nach den Worten Schmalens diese wertvolle Baumart, die sich in der jüngsten Zeit als standortgeeignet gut etabliert habe.
Wald liegt den Bürgern am Herzen
Der Wald liegt den Bürgern in Sondheim und Stetten sehr am Herzen. Die Befürchtung, es könne zu viel eingeschlagen werden, entkräftete Schmalen. Im Gegenteil. Insbesondere in den jungen Beständen hinke man dem Soll deutlich hinterher. Deshalb komme nach der Zwischenrevision der Forsteinrichtung in Betracht den Einschlag zu erhöhen.
Der Naturschutz habe im Gemeindewald einen hohen Stellenwert, wie Bauer und Schmalen anführten. So habe man in der Gewitterecke, einem Refugium für seltene Vogelarten, die Holzarbeiten in der Brutzeit gänzlich untersagt und die Wege für den Verkehr gesperrt.
Die Gemeinde ist auch Partner im Vertragsnaturschutzprogramm. Hierzu zeigte Bauer, der von Bürgermeister Thilo Wehner mit großem Lob für seine engagierte und umsichtige Arbeit bedacht wurde, am Ende der Exkursion stolz die Stettener "Methusalembäume" in der Nähe des Rhön-Park-Hotels. Uralte Buchen, um die 260 Jahre alt, die dickste mit einem Durchmesser von 1,86 Meter, stehen hier. Die imposanten Baumriesen sind ein wertvolles Biotop. Sie bieten Lebensraum für den Specht und viele andere Waldbewohner. Die Gemeinde verpflichtet sich, über zwölf Jahre nicht in den Bestand einzugreifen. Als Prämie gibt es vom Staat bis zu 195 Euro pro Baum. Insgesamt sind 200 solcher alten Baumriesen im Gemeindewald unter diesen Schutz gestellt, im Durchschnitt erhält die Gemeinde nach Auskunft des Revierleiters 125 Euro. Buchen können bis zu 500 Jahre alt werden und so gibt es Hoffnung, dass diesen "Methusalems", die im Übrigen noch einen sehr vitalen Eindruck machen, noch ein langes Baumleben beschert sein möge.