Detlef Popp, Vizepräsident des Landgerichts Meiningen, geht in den Ruhestand. Ab dem 1. Juni wird sich der Mellrichstädter seinen Hobbys widmen und sich Zeit für die Familie nehmen.
Der Schritt in den Staatsdienst war für den 65-Jährigen, der in Thurnau bei Kulmbach in Oberfranken aufwuchs, geradezu vorgezeichnet. Vater Albert arbeitete als Verwaltungsbeamter, und die Sicherheit, die der Staat als Arbeitgeber zu bieten hat, wusste man im Hause Popp zu schätzen. Das Strafrecht hat Detlef Popp schon in jungen Jahren fasziniert, die Ermittlungsarbeit bei der Staatsanwaltschaft gefiel dem Mellrichstädter, der 1971 Abitur gemacht und anschließend an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg Rechtswissenschaften studiert hatte.
Laufbahn als Richter
Die Examensnoten passten, um eine Laufbahn als Richter einzuschlagen. 1976 legte Popp das erste juristische Staatsexamen ab. Seinen Referendardienst leistete er von 1976 bis 1978 beim Landgericht Würzburg. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen wurde er zum 1. Mai 1979 zum Richter ernannt. Seine Fälle bearbeitete er fortan am Amtsgericht Bad Kissingen und Hammelburg.
Ab 1980 führte ihn seine berufliche Laufbahn nach Schweinfurt, wo er bis 1983 als Staatsanwalt oberster Vertreter der Anklage war. Bis 1991 sprach er dann am Amtsgericht Schweinfurt und Gerolzhofen Recht. 1992 wurde Popp zum Richter am Landgericht Schweinfurt ernannt.
Aufbauarbeit leisten
Am 16. Februar 1994 wechselte er an das Landgericht Meiningen, am 23. Juni 1994 wurde er zum Vorsitzenden Richter ernannt. In Thüringen erlebte Detlef Popp spannende Zeiten: Nach der Grenzöffnung wurden Richter und Staatsanwälte gesucht, die an ostdeutschen Gerichten Aufbauarbeit leisten. „Die Euphorie unter den Kollegen damals, die jung und voller Tatendrang waren, war eine einschneidende Erfahrung“, erinnert sich Detlef Popp. „Es herrschte eine richtige Aufbruchstimmung“, so der Mellrichstädter, „es war einfach eine schöne Zeit.“
Kurios auch: Die Täter, über die es ein Urteil zu fällen galt, fragten oftmals nach, ob der Richter aus dem Osten oder dem Westen kommt – dies war dem alten System geschuldet, dem die Bürger im Osten nicht über den Weg trauten. Für kurze Zeit arbeitete der Mellrichstädter in Meiningen auch mit Thomas Habermann zusammen, damals junger Staatsanwalt, seit 2003 Landrat in Rhön-Grabfeld.
Die Opfer nicht vergessen
Der berufliche Aufstieg ließ in Thüringen nicht lange auf sich warten: Mit Wirkung zum 1. April 2001 wurde Detlef Popp zum Vizepräsidenten des Landgerichts Meiningen ernannt. Seine Maxime im Berufsleben war stets, dass es alle Beteiligten in einem Prozess verdienen, fair verhandelt zu werden. Wenngleich es in zweiter Instanz, den Berufungsfällen, um die reine Frage des Strafmaßes geht, war es ihm wichtig, dass die Opfer nicht vergessen werden.
Im Oktober vergangenen Jahres feierte Popp 40. Dienstjubiläum. Im Laufe seiner Amtszeit war er Zivil- und Strafrichter, Betreuungsrichter, Konkursrichter, Vormundschaftsrichter und Nachlassrichter beim Amtsgericht. Er weiß, wovon er spricht, wenn er sagt, dass die Gewaltbereitschaft heute deutlich höher ist als noch vor 15 Jahren. Auch mit Blick auf die Internetkriminalität stellt er eine Verrohung der Gesellschaft fest – eine Entwicklung, die ihm Sorge bereitet.
Als Prüfer im juristischen Staatsexamen hatte der Mellrichstädter in seiner Amtszeit gern ein Auge auf den Nachwuchs. Daneben ist Popp bis heute ehrenamtlich als Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins für Familien- und Jugendhilfe tätig.
Kreuzfahrt und Kunst
Seit 1976 ist er mit seiner Frau Elke verheiratet, er hat zwei erwachsene Töchter. Seit 1995 lebt Detlef Popp in Mellrichstadt, wo er sich nach der Grenzöffnung auf Empfehlung einer Kollegin „in der Mitte Deutschlands“ niederließ. Der 65-Jährige kann sich nun seinen Hobbys widmen, er ist Young- und Oldtimerfan und freut sich auf ausgedehnte Spaziergänge mit Familienhund Charly. Wenn seine Frau im August ebenfalls in Ruhestand geht, plant das Paar eine Kreuzfahrt in die Karibik.
Und vielleicht ist Detlef Popp bei der nächsten Kunstausstellung im Herbst in Mellrichstadt dabei: Er will sich nun nämlich verstärkt der Malerei widmen.