In Unterfranken ist sie noch selten, die Tradition des "Stundengebetes" an den Fastnachtstagen. Seit mehr als 300 Jahren wird von Faschingssonntag bis Faschingsdienstag in der Klosterkirche von Bad Königshofen in verschiedenen Anliegen gebetet. Der Brauch, so geht aus Dokumenten hervor, stammt aus dem Mittelalter und wurde zu diesem Zeitpunkt in allen Klöstern durchgeführt. Der Hintergrund dafür dürfte in dieser Zeit auf das ausschweifende Fastnachtstreiben zurückzuführen sein, wobei die "Stundengebete als Sühne für Ausschreitungen" an den Faschingstagen gedacht waren.
Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert weiß, dass die katholische Kirche schon über Jahrhunderte der Fastnacht nicht negativ gegenüberstand. Aus alten Unterlagen geht hervor, daß Papst Sixtus IV. (1471-1484) die Gehälter der Universitäts-Lektoren mit drei Prozent besteuern ließ, um Karnevalsfeiern zu finanzieren. Einen Antrag, den Karneval zu verbieten, lehnte im 18. Jahrhundert auch Benedikt XIV. ab. Die Reformatoren hatten das vorösterliche Fasten abgeschafft und wollten daher auch nicht das vorangehende "äußerst unfromme Spektakel" dulden, wie Martin Luther es bezeichnete. Die Katholiken hingegen hielten an der Fastnacht fest.
Variantenreich ist die Herleitung des Wortes Karneval: "Domenica ante carnes tollendas" nannte die Kirche früher den "Sonntag vor der Fleischenthaltung". Die italienische Kurzfassung davon ist "carne vale" und bedeutet "Fleisch lebe wohl". Das Wort "Fastnacht" meint die Nacht vor dem Fasten. Gastmähler, Trinkgelage, Reiterspiele und Tänze gehörten im 13. und 14. Jahrhundert zu den Fastnachtsbräuchen. Im Spätmittelalter kamen Maskenumzüge hinzu. Die Kirche selbst, besonders in Klöstern, feierte das "carnelevamen", die "Fleischwegnahme", mit Festmählern und Unterhaltungen. Diesem Narrentreiben wurde dann vor mehr als 300 Jahren das Stundengebet auch in Königshofen durch die Kapuziner in der Klosterkirche entgegengesetzt.
Bad Königshofen war einst Faschingshochburg
Kaum zu glauben, aber Bad Königshofen war einst Faschingshochburg. Noch in den 1980er Jahren stiegen die Kapläne Petro Müller, heute Domvikar in Würzburg, aber auch Alfred Scheller (Auslandsseelsorger an der Costa del Sol/Spanien) beim Kolping- und Frauenbund-Fasching im Kurzentrum in die Bütt. Die Auftritte von Linus Eizenhöfer und Bürgermeister Clemens Behr, Pfarrer Karl Feser und Kaplan Stefan Beetz sind legendär und gehörten zu den Höhepunkten der einstigen Bad Königshofener Fastnacht. Allerdings beging man weiterhin auch die Stundengebete.
Als die Kapuziner Anfang der 1960er Jahre aus Königshofen abgezogen wurden, führte die Franziskanische Gemeinschaft die Stundengebete weiter. In den ersten Jahren übernahmen Pfarrer Schebler aus Saal und Pfarrer Guido Grünsfelder aus Sternberg die Predigten. Später konnten Kapuzinerpatres aus Altötting gewonnen werden. So ist es bis heute geblieben. In diesem Jahr spricht Gastprediger Bruder Konrad Schlattmann vom Kloster Schwarzenberg über "Die Sakramente als Begegnung Gottes mit uns Menschen". Es sind Tage des Gebets und der Besinnung unter dem Thema Begegnung Gottes mit uns Menschen. sagt Pastoralreferentin Alice Düchs.
Bruder Konrad Schlattmann predigt beim Eröffnungsgottesdienst am Faschingssonntag um 10 Uhr in der Stadtpfarrkirche. Mit der Eucharistischen Aussetzung am Nachmittag in der Klosterkirche durch Pfarrer Stephan Frank um 14 Uhr beginnen die Gebetsstunden. Um 15 Uhr ist täglich die Predigt mit Bruder Konrad, gefolgt von stündlich wechselnden Gebetsstunden und dem sakramentalen Segen zum Tagesabschluss um 16.30 Uhr. Der gleiche Zeitablauf ist am Rosenmontag und Faschingsdienstag. Am Aschermittwoch ist um 9 Uhr in der Klosterkirche Messfeier mit Auflegen des Aschenkreuzes und dem sakramentalen Abschluss Segen. Damit endet dann das diesjährige "40-stündige Gebet" in Bad Königshofen.




