Michael Löhr staunte nicht schlecht, als er bei der Gartenarbeit auf einem Blatt eine ungewöhnlich große und farblich mit einem besonderen Muster versehene Raupe entdeckte. Seine Anfrage bei Hubert Kornbrust vom Bund Naturschutz ergab, dass dies fast eine kleine Sensation sei. Denn eine solche Raupe, die später zum Totenkopfschwärmer wird, gebe es nur selten.
Markante Zeichnung als Schmetterling
Die gelbe Raupe mit einem filigranen Flechtmuster und einem Wurmfortsatz am Hinterteil wird ein Schmetterling, der eine markante Zeichnung auf dem Rumpf trägt, die an einen Totenkopf erinnert, erfuhr der engagierte Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Bad Königshofen-Ipthausen. „So etwas habe ich noch nie gesehen, vor allem, was die Größe, das Aussehen und die Farbgebung betrifft.“ Dann zeigt er, wie sich die Raupe am Stengel eines Blattes festkrallt und fortbewegt.

Beim Blick auf das Gesicht der Raupe verwundert es nicht, dass das Insekt vielen Menschen unheimlich ist, vor allem, wenn der Falter geschlüpft ist. Deshalb ist es vielen Menschen unheimlich ist. Dazu trug möglicherweise auch der Thriller "Das Schweigen der Lämmer" bei, in dem der Falter eine Rolle spielt.
Mit einer Flügelspannweite von bis zu elf Zentimetern ist der Totenkopfschwärmer die größte Nachtfalterart, die in Deutschland vorkommt. Eine weitere Besonderheit: Der Totenkopfschwärmer kann piepsende Töne erzeugen. Hauptverbreitungsgebiet dieses Schmetterlings sind die Tropen Afrikas. Als Wanderfalter fliegt er von dort bis nach Mittel- und Nordeuropa. "Dass er in hiesigen Gefilden auftaucht, ist allerdings eine Seltenheit", sagt Hubert Kornbrust, ehemaliger Biologielehrer am Gymnasium Bad Königshofen und langjähriges Mitglied des Bunds Naturschutz. Er plante und konzipierte in mehr als einjähriger Arbeit einen Biberlehrpfad entlang der Fränkischen Saale bei Bad Königshofen um. Von daher war es „goldrichtig“, dass Michael Löhr den einstigen Biologielehrer kontaktierte und ihm per Handy ein Bild der ungewöhnlichen Raupe schickte.
Bei Gefahr fängt der Schmetterling das Pfeifen an
Sein Name, der deutsche wie der wissenschaftliche (Acherontia atropos), erinnert an den Tod. Der Falter trägt nämlich auf der Brust eine totenkopfähnliche Zeichnung, die ihm in fast allen europäischen Sprachen den Namen "Totenkopf" eingebracht hat.
Der Lebensbereich des Totenkopfschwärmers umfasst einen weit größeren Raum, als man glaubt. Ein Teil lässt sich in Süddeutschland nieder, der andere in der Eifel und am Rhein oder auch in Thüringen. Der Falter ist im Freien kaum zu entdecken. Seine Zeichnung, wie auch die Farbe der Oberflügel, die in der Ruhestellung dachartig über die Unterflügel gelegt werden, bieten eine vorzügliche Tarnung. Bedrängt man das Tier, gibt es einen lauten Pfeifton von sich. Der Totenkopf ist der einzige europäische Falter, der dies fertigbringt. Er tut es allerdings nur bei Gefahr. Der Ton ist dem Gequieke einer Maus ähnlich.

Man kann sich vorstellen, wie abergläubische Menschen in Angst und Schrecken geraten, wenn ein mit einem "Totenkopf" gezeichneter Schmetterling nachts in einen Wohnraum eindringt. Ein so großes und kräftiges Insekt wie der Totenkopf braucht reichlich Nahrung. Er saugt den Saft blutender Bäume oder dringt in einen Bienenstöcke ein, um Honig zu naschen. Raupen sind meist an der Kartoffelpflanze, zu finden und fressen nur bei Nacht. Tagsüber halten sie sich versteck. Sie werden bis zu 15 cm lang, sind entsprechend dick und treten in drei voneinander sehr verschiedenen Arten auf: Zitronengelb, grün und olivbraun.
Zum Verpuppen in ein Erdkokon
Sind die Raupen zum Verpuppen reif, so stellen sie das Fressen ein, bestreichen sich den Leib, soweit sie ihn erreichen können, mit einer eigenen Flüssigkeit und kriechen erst dann 15 bis 20 cm tief in die Erde. Hier bauen sie sich eine Höhle, deren Wände sie glätten und mit Speichel durchtränken, wodurch eine Art Erdkokon entsteht, der aber ziemlich brüchig ist. Darin verwandelt sich die Raupe in 8 bis 14 Tagen in eine braune glänzende Puppe von ziemlicher Größe. Die meisten Puppen der Art schlüpfen, wenn sie nicht der Winterkälte oder Feinden zum Opfer gefallen sind, erst im nächsten Frühjahr, in den Monaten April bis Juni.
Mittlerweile hat Michael Löhr die Totenkopfraupe wieder in die Nähe seiner Kartoffelpflanzen zurückgesetzt. „Dort ist sie aber nicht mehr zu sehen, wahrscheinlich ist sie in die Erde gekrochen.“ Interessant wäre es natürlich, sowohl für Michael Löhr als auch für Hubert Kornbrust, wenn aus der Raupe ein Falter werde und der dann nicht nur im Löhr´schen Garten umherrschwirrte.