Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Mellrichstadt
Icon Pfeil nach unten

MELLRICHSTADT: Umstellung auf Öko-Betrieb: Erst die dritte Ernte ist bio

MELLRICHSTADT

Umstellung auf Öko-Betrieb: Erst die dritte Ernte ist bio

    • |
    • |
    Der Mellrichstädter Landwirt Johannes Klüber möchte Ende des Jahres seinen Hähnchenmaststall zu einem Öko-Aufzuchtstall für Bio-Junghennen (siehe Symbolbild) umbauen.
    Der Mellrichstädter Landwirt Johannes Klüber möchte Ende des Jahres seinen Hähnchenmaststall zu einem Öko-Aufzuchtstall für Bio-Junghennen (siehe Symbolbild) umbauen. Foto: Foto: Christoph Assmann/Berlin

    Das ist unkonventionell: Auf dem 170 Hektar großen Hof der Klübers in der Mellrichstädter Mühlstraße betreibt Mutter Renate ökologischen Landbau. Sohn Johannes bewirtschaftet seine Äcker konventionell und hat zwischen Mellrichstadt und Sondheim einen Hähnchenmaststall.

    Es konnte schon mal vorkommen, dass die Mama morgens ihren Sprössling scherzhaft fragte, „was spritzt du den jetzt schon wieder?“, wenn der 32-jährige Johannes sich auf den Weg zu seinen Feldern machte. Das wird jetzt wohl ein Ende haben. Klüber plant, Ende des Jahres seinen Hähnchenmaststall zu einem Öko-Aufzuchtstall für Bio-Junghennen umzubauen. Und: Er will Öko-Bauer werden.

    Veränderung stand an

    Die Entscheidung hat er sich nicht leicht gemacht, denn die Zukunft seiner kleinen Familie mit Ehefrau Julia und Töchterchen Lara muss ebenso gesichert sein wie die seines Betriebs. Es standen Veränderungen am Hof an, erzählt er in einem Gespräch mit dieser Redaktion. Zurzeit betreibt er die Hähnchenmast in einem für bis zu 39 000 Tiere genehmigten Stall. Sein Vertragspartner, sagt er, ist die Firma Wiesenhof. Weil der Landwirt bei der Initiative Tierwohl mitmacht, hält er derzeit weniger Hühner. Ende des Jahres läuft der Vertrag aus. Der Landwirtschaftsmeister stand vor der Entscheidung, ob er die Hähnchenmast vergrößert oder etwas anderes macht.

    Letztendlich hat er sich für die Biolegehennen-Aufzucht entschieden, weil er sie für zukunftsfähiger hält als weiterzumachen wie bisher. „Es findet ein langsamer Wandel statt“, sagt Klüber. „Die Verbraucher sind bereit, mehr Geld für ökologisch produzierte Lebensmittel zu bezahlen.“ Er plant, den Stall und den Ackerbau künftig nach den Richtlinien des Bioverbands Naturland zu betreiben.

    Küken bleiben 17 Wochen

    Bisher wurden im Stall hinter dem Sonnenland Eintagesküken bis zur Schlachtreife aufgezogen. Nun sollen die Küken bis zu einem Alter von 17 Wochen aufgezogen werden, danach werden die Tiere an Legehennenhalter verkauft.

    Der Umbau des Stalls muss den Richtlinien des Naturland-Verbands entsprechen: Zu Anfang sind die frisch geschlüpften Küken in einem Bereich des Stalls, in dem es konstant 35 Grad warm ist, weil die Tiere ihre Körpertemperatur noch nicht selbst halten können. Im anderen Teil des Stalls, Wintergarten genannt, gibt es offene Wände. So wird gewährleistet, dass die älteren Küken sich an das Außenklima gewöhnen. Volieren auf drei Ebenen gewährleisten, dass die Tiere sich bewegen und beschäftigen können.

    Dünger für die Felder

    Ein Kotband im Außenbereich befördert die Ausscheidungen der Tiere in eine neu geplante Kotlagerhalle. Der Kot landet entweder als Dünger auf den Feldern oder wird zu einer Biogasanlage gebracht.

    Während der Umstieg auf Bio-Legehennen relativ zügig umgesetzt werden kann, braucht Klüber für die Umstellung seiner Felder auf den ökologischen Ackerbau einen langen Atem. Der Landwirt muss auf vielfältigere Fruchtfolgen umstellen, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und der Einsatz genmanipulierter Organismen sind nicht erlaubt.

    Lernen durch Misserfolg

    Renate Klüber hat diese Phase schon hinter sich und kann ihrem Sohn mit Rat und Tat zur Seite sehen. Rückblickend fand sie die Anfangsjahre ebenso anstrengend wie lehrreich. Die Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft hat Kurse besucht und sich fortgebildet. Seit 2012 gibt es beispielsweise das Landesprogramm „BioRegio Bayern 2020“. Dieses Programm macht Angebote in den Bereichen Bildung, Beratung, Förderung, Vermarktung und Forschung. Auch wenn sie am Anfang manches durch Misserfolge lernen musste, hat sie den Umstieg nicht bereut, sagt Renate Klüber heute.

    Einen langen Atem braucht's auch finanziell: In den beiden Umstellungsjahren muss oft eine finanzielle Durststrecke überwunden werden, weil die Erzeugnisse noch nicht als Bio-Produkte vermarktet werden können, der Aufwand aber höher ist. Erst die dritte Ernte ist bio. Finanzielle Einbußen werden vom Staat teilweise ausgeglichen durch Umstellungsförderungen, sagt Naturland-Pressesprecher Markus Fadl.

    Berater helfen bei der Umstellung

    Jedem Landwirt, der seinen Betrieb nach den Richtlinien des Naturland-Verbands umstellen möchte, wird ein Berater zur Seite gestellt. Mit ihm kann der Anwärter darüber sprechen, wo auf seinem Hof die spezifischen Hürden liegen und wie er diese überwinden kann. Der Berater hilft beim Erstellen eines Umstellungsfahrplans oder eines Anbauprogramms und lotet Vermarktungsperspektiven aus.

    „Wir stellen nur um, wenn eine Vermarktung gewährleistet ist“, erläutert Fadl. Wenn ein Landwirt sich entscheidet, seinen Betrieb nach den Richtlinien des Naturland-Verbands umzustellen und der Vertrag unterschrieben ist, wird der Betrieb einmal jährlich von einem unabhängigen Kontrolleur unter die Lupe genommen. Auf Basis dieses Berichts erfolgt denn die Zertifizierung durch Naturland.

    Bis er nur noch bio produziert, hat Johannes Klüber noch einen weiten Weg vor sich. Die ersten Schritte hat er schon gemacht: Seit Neuestem steht ein Striegel im Maschinenpark. Öko-Landwirte nutzen dieses Gerät, um Unkraut auf dem Acker zu Leibe zu rücken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden