Mobile Medien in der Umweltbildung? Handy, Tablet & Co contra Naturerfahrungen?
Joachim Schneider, pädagogischer Fachbetreuer in der Umweltbildungsstätte Oberelsbach ist überzeugt, dass beides Hand in Hand gehen und sich gegenseitig ergänzen kann. In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg hat er ein Spiel entwickelt, speziell auf die Umweltbildungsstätte und das Biosphärenreservat Rhön zugeschnitten, das am Handy oder Tablet und zugleich in der Natur gespielt werden muss.
„Finde Vielfalt“ heißt das Projekt der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, das mehrere Projektebenen umfasst. Zunächst gibt es da das GeoGame „Der grüne Schatz“ bei dem es darum geht Pflanzen mit ihren Besonderheiten kennenzulernen und in der Natur zu finden. Das Spiel wendet sich an Grundschulkinder bis zwölf Jahre und ist bestens bei einem Sonntagsspaziergang von der ganzen Familie zu spielen.
Ob Heilpflanzen, Giftpflanzen oder essbare Pflanzen – mit dem Smartphone können Eltern und Kindern auf Schatzsuche gehen. Das Spiel schlägt verschiedene Pflanzen vor, die in der Natur zu suchen sind. Mit dem Smartphone wird ein Foto gemacht und in eine virtuelle Schatzkiste gepackt. Das Spiel findet sich auf der Internetseite: biodivlb.jimdo.com/
Für die Umweltbildungsstätte hat Joachim Schneider ein Spiel entwickelt, welches ältere Schüler anspricht und GPS-basiert auf einem Rundweg zu Stationen rund um Oberelsbach führt. Im Gelände sind verschiedene Aufgaben zu erledigen. In der dazugehörigen Geschichte geht es um Felix Förster, der den großen Familienbesitz wirtschaftlich und ökologisch verträglich verwalten möchte. Ihm gegenüber stehen die „Wirtschaftsfraktion“ und die „Öko-Freaks“. Der Auftrag lautet nun die Natur, den Lebensraum der Wildkatze und damit die Wildkatzen zu erhalten und wenn möglich zu vermehren und zugleich Geld zu verdienen.
Gar nicht so einfach, immer wieder müssen Entscheidungen getroffen werden. Immer wieder gilt es biologische Vielfalt und wirtschaftlichen Ertrag im Blick zu haben. Hinzu kommen sogenannte „Dilemma-Aufgaben“, bei denen es kein falsch oder richtig gibt, bei denen aber dennoch eine Entscheidung für die eine oder andere Seite getroffen werden muss.
Spielfeld ist die Natur
„Die Schüler sollen dabei unterstützt werden, Entscheidungen zu treffen und auch begründen zu können“, erklärte Joachim Schneider. „Es geht nicht nur ums Punktesammeln, sondern um Nachdenken und mit Situationen auseinandersetzen.“ Das Spielfeld ist die Natur, an den Stationen vor Ort erfahren die Schüler erst die Aufgaben, da muss ein Lockstab für eine Wildkatze gefunden werden oder Fragen sind zu beantworten.
Damit die Schulklassen das Spiel reibungslos spielen können, wurden eigens Tablets angeschafft, die mit in die Natur genommen werden können. Informationen über das Biosphärenreservat und Naturzusammenhänge werden mit kleinen Minispielen vermittelt. „Die Verbindung zwischen Outdoor und Technik kommt bei den Kindern an. Es geht nicht darum, einfach nur am Handy herumzuspielen“, betonte Schneider.
Begleitet wird die Spielentwicklung durch die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg. Die Umweltbildungsstätte Oberelsbach ist neben fünf Jugendherbergen, die einzige Einrichtung, die an dem Projekt beteiligt ist. Natürlich nur mit Einverständnis der Eltern, werden die Schüler nach ihren Spielerfahrungen befragt, nach Bewertung von Inhalten, abgefragt werde auch Verständnis von Naturbezügen – ob das Spiel eben nur ein Spiel ist oder auch Wissen und Inhalte vermittelt werden.
„Technik nutzen und raus gehen“, das sei den Schülern durchweg sehr wichtig. Im Team werden die Aufgaben gelöst, so dass auch die soziale Komponente und Kommunikation nicht zu kurz komme.
Seit Sommer 2015 werde das Spiel an der Umweltbildungsstätte immer wieder gerne gebucht. Die Testphase mit Datenerhebung läuft bis Sommer 2016 um mindestens 400 Schüler befragen zu können. Sehr gut komme auch an, dass die Schüler sich in Gruppen und ohne Lehrkräfte in der Natur bewegen dürfen. Das Gelände, auf dem das Spiel ablaufe, sei übersichtlich und gut einsehbar, so dass dies auch problemlos möglich sei. „So ein Spiel ist eine gute Möglichkeit Technik und Umweltbildung zusammen zu nutzen“, fasste Joachim Schneider zusammen, der das Spiel Geschäftsführer Bernd Fischer vorstellte, der sich über die Bereicherung und das neue Angebot der Umweltbildungsstätte freute.