Die Pforten der Rhön-Kaserne öffneten sich am Freitag und Samstag für die Großübung der Feuerwehren aus dem Landkreis Bad Kissingen. Alle zwei Jahre nehmen diese Floriansjünger die Gelegenheit wahr, unter realistischen Bedingungen die gesamte Bandbreite ihres Einsatzspektrums zu üben. Rund 600 Feuerwehrleute, etwa 70 Helfer des Roten Kreuzes inklusive der Bergwacht, das Technische Hilfswerk und sogar die Polizei nahmen heuer an der Großübung teil.
„Ich habe mir einige Schwierigkeiten einfallen lassen, als ich das Übungsszenario für den Verkehrsunfall vorbereitete“, sagte Heinz Heimbuch von der Bad Brückenauer Wehr. Ein Quadfahrer war in diesem Übungsszenario auf einen Lkw aufgefahren. Hinter dem Quad verlor ein Pkw beim Stoppen die schlecht gesicherte Dachladung, weshalb sich eine Eisenstange durch den Oberkörper des Quadfahrers bohrte. Ein weiterer Pkw war dem Zusammenstoß ausgewichen und landete kopfüber in der Böschung. In erster Linie war die Rettung von Menschenleben gefragt. Bis der Notarzt eintraf, war die Umsicht der Feuerwehrleute von entscheidender Bedeutung.
Dieses Szenario war nur eine der acht Übungsstationen, mit denen die Einsatzkräfte konfrontiert wurden. Es galt auch, einen Werkstattbrand zu löschen, Opfer bei einem Betriebsunfall zu befreien, eine verschüttete Person zu retten, einen Waldbrand in den Griff zu bekommen, eine Wohnung zu öffnen und zu einem weiteren Verkehrsunfall an einem Gewässer auszurücken. Höhepunkt aller Übungsszenarien war auch heuer der Feuerwehreinsatz zu einem Brand in einem mehrstöckigen Gebäude in der Housing-Area.
„Der Einsatzleiter vor Ort muss anhand der von der Kommandozentrale grob geschilderten Situation entscheiden, wie vorzugehen ist“, erklärte Kreisbrandmeister Georg Helfrich. „Wir Schiedsrichter schauen uns an, wie der Einsatzleiter handelt und wie die einzelnen Trupps reagieren“, so Kreisbrandmeister Wolfgang Kenner. Grundsätzlich stehe bei jedem Einsatz die Personenrettung im Vordergrund, erläuterte Helfrich. Und die Sicherheit der beteiligten Einsatzkräfte sei stets im Auge zu behalten.
Etwas Neues haben sich die Vorbereiter der Übungsszenarien einfallen lassen. So gab es in den „brennenden“ Wohngebäuden nicht nur den künstlichen Rauch, sondern auch künstlichen Feuerschein. Der wurde per LED-Leuchten erzeugt, täuschend echt war das Flackern. Ein weiterer Höhepunkt waren die gefahrlosen, aber echt wirkenden Explosionen der Pyrotechnik. Neu war auch die fernsteuerbare Gasflamme, die aus einem Abfallcontainer kam.
Eine Meisterleistung lieferten die Helfer beim Schminken der Unfallopfer ab. So verpassten sie zum Beispiel dem Komparsen Franz Grosse eine klaffende Beinwunde, aus der ein Holzsplitter ragte. „Auch wenn ich das Unfallopfer nur spiele, zähle ich die Sekunden bis zum Eintreffen der Hilfe“, sagte er. Er sei heuer das erste Mal dabei als Komparse. „Wenn die Feuerwehr heranrückt, dann schreie ich, um mich als Opfer bemerkbar zu machen“, so Grosse. „Das Unfallbein ist mein Werk“, freute sich die ehrenamtliche Schminkerin Barbara Hartmann über ihre gelungene Arbeit. „Unfallschock, Verbrennungen, offene Brüche, Rauchgasvergiftungen, Platzwunden und noch viel mehr stehen auf unserer Schminkliste“, sagte sie.