Wer am Wohnhaus von Vilmar Herden unterhalb des Bad Neustädter Flugplatzes vorbeigeht, dem fallen vielleicht verschiedene, größere und kleinere Steine auf. Beachtung wird diesen wohl kaum jemand schenken. Für Vilmar Herden allerdings sind es interessante Zeugen einer steinzeitlichen und mittelalterlichen Vergangenheit, die er auch mit der Kaiserpfalz in Verbindung bringt. Spontan hebt er einen Stein auf und zeigt auf Markierungen, die bewusst dort eingebracht wurden. Ein Stein mit einem Loch in der Mitte, das sichtlich bearbeitet ist, oder ein Stein, den Vilmar Herden in die Kaiserzeit datiert. Viele Steine stammen aus gepflügten Äckern oder haben eine Messingmarke.
"Es ist ein archäologisches und ein mineralogisches Museum", erklärt Herden. Seit zweieinhalb Jahren hat sich der Rentner diesem Hobby zugewandt, nachdem seine Frau gestorben war. Er selbst hatte sieben Jahre Archäologie in Weimar studiert, "und da ich jetzt Witwer bin, habe ich mir gedacht, ich schau' mir mal meine Gegend, in der ich wohne, genauer an". Auf einem Tisch hat er unzählige Steine, und zwar von Faustkeilgröße bis immer kleiner aufgereiht. Auch Tonscherben liegen dort. Die fand er vor einigen Jahren mit dem bekannten Heimatforscher Josef Wabra. Allerdings sei das Landesamt für Denkmalpflege nicht interessiert gewesen. "Bezahlt haben die Leute damals mit besonderen Steinen, aus denen man heute Schmuck herstellen würde", weiß der Hobbyarchäologe.
Schminksteine aus der Steinzeit
Dann nimmt er zwei kleine Steine in die Hand, reibt sie gegeneinander und kann damit seine Handfläche bemalen. Seiner Meinung nach sind diese Schminksteine aus der Steinzeit. Alle in den vergangenen Jahren gesammelten Steine sind von unterschiedliche Größe und längst nicht mehr zählbar. Geht man mit Vilmar Herden von seiner überdachten Terrasse zu einem langen Balkon, zeigt er dort auf Blumenkästen. Die sind allerdings nicht bepflanzt, sondern fein säuberlich mit Steinen ausgelegt. "Das ist Malerei aus der Steinzeit, die sogenannte Wortmalerei", sagt Herden und, "man kann sogar Buchstaben erahnen." Dann zeigt er Steine, die nach innen gewölbt sind. Er meint, dass damit wohl versucht wurde, Gold zu schmelzen, das in kleinsten Mengen in Steinen vorhanden war. Schmelzreste sind noch sichtbar.
Es gibt Steine, die wiederum gemarkt sind. Was es damit auf sich hat, erklärt der Hobbyarchäologe. "Solche Steine wurden für Wurfmaschinen genommen und verschossen und damit der Besitzer sie wieder fand, gabs eben eine Marke." Vilmar Herden wollte sich im Museum in Würzburg kundig machen und erfuhr dort, dass es sich wohl um sogenannte Windschliffe handeln könnte. Von bearbeiteten Steinen wollte das Museum nicht sprechen. Steine mit einer Aushöhlung könnten dazu gedient haben, Feuer mit einem Holzstab und Holzresten zu entfachen. Auch Steinzeitmesser und Pfeilspitzen findet man in seiner Sammlung. Ganz klar, dass man für solche Funde ein Auge haben muss.
Dann kommt er auf die Kaiserpfalz und die Ausgrabungen am Veitsberg zu sprechen. Dazu nimmt er die von Ludwig Benkert 1985 mit der Stadt Bad Neustadt herausgebrachte Stadtchronik in die Hand. Dort ist zu lesen, dass die Kaiserpfalz zwischen Salz und Niederlauer an einer wasserumspülten, stark befestigten Stadt, liegt. Das ist für ihn Beweis genug, dass die Kaiserpfalz nicht am Veitsberg bei Hohenroth, sondern bei Salz zu finden ist. Dabei beruft er sich auch auf seine vielen Funde, die dies seiner Meinung nach deutlich machen.


