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BISCHOFSHEIM: Vom „Druiden“ zum Radikalen

BISCHOFSHEIM

Vom „Druiden“ zum Radikalen

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    Als „Burgos von Buchonia“ und „Neffe des vor 2500 Jahren verstorbenen Zauberers Merlin“ hat Burghard B. wohl eher spöttische Blicke auf sich gezogen, als er vor Jahren in der Rhön und in Bischofsheim aktiv war. Unter anderem bot der als Druide gewandete Mann Führungen durch die Rhön an.

    Als jetzt sein Konterfei über alle Nachrichtensender flimmerte, dürfte vielen die damals mit ihm unterwegs waren, das Lächeln gefroren sein: der ehemalige Bischofsheimer und selbst ernannte Druide ist als mutmaßlicher Kopf einer rechtsradikalen Vereinigung bei einer bundesweiten Razzia in Schwetzingen (Baden-Württemberg) festgenommen worden.

    Der Mann, der bis etwa 2010 in Bischofsheim wohnte, fiel im Internet schon seit geraumer Zeit wegen volksverhetzender Äußerungen auf, die sich in erster Linie gegen Juden und Muslime richteten. Der Gruppe wird auch ein Kontakt zu den Reichsbürgern und anderen rechtsradikalen Vereinigungen nachgesagt. In Bischofsheim scheint der Beschuldigte in dieser Hinsicht jedoch nicht aufgefallen zu sein. An seinem Anwesen hatte der 65-Jährige keltische Traditionen und Rituale gepflegt und dazu Kurse und Wanderungen angeboten. Auch diese Redaktion hatte mehrfach über die natürlichen Heilpraktiken des Mannes berichtet, der aufgrund seiner hünenhaften Gestalt, seiner weißen Haare und seines Vollbart auch rein äußerlich an einen keltischen Druiden erinnerte. 

    Bischofsheims Touristinfo-Leiter Gerhard Nägler ist jedenfalls überrascht von den Enthüllungen. Er habe den Festgenommenen aber auch kaum gekannt, lediglich beim jährlichen Stadtfest sei er mit von der Partie gewesen, weil er dort Bogenschießen vorgeführt habe.

    Der ehemalige Bürgermeister Udo Baumann wollte erst gar nicht glauben, dass der Festgenommene und der selbst ernannte Druide dieselbe Person sein sollen. Außer durch seine äußerliche Erscheinung und sein Praktizieren keltischer Rituale sei der 65-Jährige nie aufgefallen und seiner Ansicht nach völlig harmlos gewesen. „Nie hätte ich ihn damals mit rechtsradikalem Gedankengut in Verbindung gebracht“. B. hat sogar für die SPD als Stadtrat kandidiert, bevor er etwa 2010 der Stadt den Rücken gekehrt hat. Allerdings soll es Warnungen gegeben haben, ihn in die Liste aufzunehmen.

    Auch im weiteren Umfeld scheint B. durch rechtsradikale Aktivitäten nicht auffällig gewesen zu sein. Maria Enders, eine ehemalige Bekannte und Verkäuferin von Honig, den B. zum Brauen von Met verwendete, hat nach eigenen Angaben ebenfalls keinerlei Beobachtungen in dieser Hinsicht gemacht. Sie habe ihn allerdings auch schon vor einigen Jahren aus den Augen verloren und nichts weiter über dessen Schicksal erfahren.      Vorbehalte hatte dagegen Matthias Wild, der ehemalige Betreiber des Hauses der kleinen Wunder in Bischofsheim. Er kannte B. wegen seiner auffälligen Aktivitäten auf esoterischem Gebiet. Als er damals über das Arbeitsamt eine Hilfskraft suchte habe man ihm B. vorgeschlagen. Wegen dessen rassistischer Äußerungen habe er jedoch eine Anstellung abgelehnt.

    Bei der Festnahme jetzt  sollen 200 Polizeibeamte bei zwölf Hausdurchsuchungen im Einsatz gewesen gegen sechs Verdächtige, denen die Bildung einer rechtsextremistischen Vereinigung vorgeworfen wird. Die Gruppe soll im Frühjahr 2016 Angriffe gegen Juden, Asylsuchende und Polizisten geplant haben. Nach Medieninformationen richtete sich ein Einsatz gegen die Wohnung des ehemaligen Bischofsheimers in Schwetzingen. Bei den Durchsuchungen sollen auch Waffen, Munition und Sprengstoff gefunden worden sein.

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