Es stellte sich als ein guter Gedanke heraus, den die Naturschutzwartin des Rhönklub-Zweigvereins Mellrichstadt bei einer Wanderung über den Goldsteig (Kammvariante) hatte. Über alle wichtigen Gipfel des Bayerischen Waldes führt dieser Weg. Vom Hohen Bogen bis zum Dreisessel.
Schnell wurde die Idee umgesetzt und die drei hervorragenden Gipfel, Lusen, Rachel und Arber, herausgesucht, ein wanderfreundliches Hotel gefunden und ein Termin bestimmt. Schon war die Voraussetzung für eine schöne, wenn auch fordernde Wanderfahrt mit viel aufklärenden Informationen über das durch den Borkenkäfer verursachte Waldsterben im Zentrum des Bayerischen Waldes geschaffen. Die auf 30 Personen festgelegte Wanderfahrt war ausgebucht.
Am Ziel angekommen, machte die Gruppe einen Abstecher zur Wallfahrtskirche beim Hlg. Blut in Neukirchen. Dann dominierten für drei Tage die Wanderschuhe und es gab noch die prächtige Natur des Bayerischen Waldes. Der erste Tag gehörte dem Lusen, ein schöner Berg mit dem einmaligen weithin leuchtenden Geröllgipfel.
Mitten im Wald, nach einem Bachlehrpfad entlang der Kleinen Ohe, erwartete die Wanderer an der verträumten Martins Klause – Klausen sind Wasserrückhaltebecken für die Holztrift – Werner Kirchner, Leiter der Nationalpark-Dienststelle Altschönau. Er hieß die wissbegierigen Wandererherzlich willkommen, zumal seine Wurzeln in Stetten in der Rhön liegen.
Auf dem Weg zum Gipfel , zum Teil sehr steil oder schmal, malerisch bis zur bekannten, gefürchteten und geliebten Himmelsleiter hinauf zum Lusen, erläuterte er ausführlich den Weg des Waldes vom Windbruch der heftigen Stürme der 80er und 90er Jahre, von dem daraus resultierenden Borkenkäferbefall und nun Absterben des Bergwaldes. Der Kampf für die Idee, nicht mehr in die natürliche Waldentwicklung einzugreifen, die erstmalige Chance zu ergreifen, einen „Urwald für unsere Kinder und Kindeskinder“ entstehen zu lassen, lief nicht ohne harte Fronten ab. Das haben alle im Fernsehen und in der Presse verfolgen können. Aber schon jetzt konnten die Mellrichstädter den neuen heranwachsenden Bergwald bewundern.
Kalte Ostluft, die eine fast unbeschränkte Fernsicht bescherte, empfing die Gruppe auf dem Lusengipfel. Warm eingepackt genoss man die Herbstsonne und den Blick, der erst vom Alpenkamm mit dem Dachsteingletscher und im Westen vom Doppelgipfel des Watzmanns beschränkt wurde.
Am Dienstag führten wieder steile, steinige, wurzelige Wege durch die intakte Waldzone bis zur bizarren Welt des abgestorbenen Waldes, diesmal ganz markant in der Gipfelzone des Rachels. Buchenau, Waldschmidhaus, Gipfel, Rachelkapelle, Rachelsee, Racheldiensthütte - ein langer, schöner Weg durch prächtige, herbstlich gefärbte Natur. Auch am Abend wurde, wie am Vortag, wieder bei flotter Waldnermusik alle Müdigkeit abgeschüttelt, gesungen, getanzt und geschunkelt.
Am letzten Tag die große Acht-Tausender-Tour. Vom Ecksattel zum großen Arber, eine Herausforderung, die über acht Gipfel über der 1000-Meter-Grenze führte. Es war Nebel, der die herbstliche Natur von einer ganz anderen, aber auch schönen Seite zeigte. Eine zweite Gruppe zog den Weg um den Arbersee vor, der sich bei diesem Nebelzauber einfach fesselnd zeigte. Der steile Aufstieg zum Gipfel des Arbers – dort trafen sich beide Gruppen – zeigte noch mal die ganze Farbenpracht der herbstlichen Natur.
Wie immer am letzten Abend packten die Mellrichstädter die eigenen Instrumente aus, sangen Rhönlieder, lachten, schunkelten, bis auch der letzte müde ins Bett fiel.
In Regensburg, dem Kulturstopp auf der Heimfahrt, gab es eine fesselnde Führung, die ins lebendige Mittelalter führte. Auf der Heimfahrt wurden die zwei Wanderfahrten für 2016 vorgestellt.