Geht dieser Abend in die Annalen der Dorfgeschichte der Großgemeinde Bastheim ein? Für Volker Hahn, den Dorfladen-Berater aus Seßlach, war es auf jeden Fall ein historischer Moment: "Heute haben Sie die wohl zahlenmäßig größte Firma im Besengau gegründet", lautete sein Fazit bei der Gründungsversammlung der stillen Gesellschaft zum "Dorfladen Besengau", die in der Besengau-Scheuer über die Bühne ging. Einstimmig hatten die versammelten Anteilszeichner am Doienstag dem vorliegenden Vertrag zugestimmt und damit "ihr Kind aus der Taufe gehoben".
Das Interesse am dritten Treffen zum Thema Dorfladen in der Scheuer war wieder riesengroß, der Saal bis auf den letzten Platz besetzt. Dabei wurde ein wichtiger Meilenstein gesetzt, um den Laden am 24. Oktober eröffnen zu können. Denn mit der Gründung können die stillen Gesellschafter, sprich die Bürger, Ortsvereine, interessierte Personen und Einrichtungen, nun auch ihre georderten Anteile zahlen und damit der Geschäftsführung den finanziellen Grundstock zum Handeln an die Hand geben.
Solides Startkapital
Bislang hat vorwiegend die Gemeinde in den Umbau des früheren VR-Bank-Gebäudes an der Hauptstraße in Bastheim investiert. Nun können auch die Geschäftsführer Renate Molzberger, Karin Hahn und Rolf Mörchel mit dem Geld der stillen Gesellschafter die Inneneinrichtung in Auftrag geben und Waren bestellen. Rund 90 000 Euro werden in den nächsten Tagen auf das Konto fließen. Eine solide Grundlage, mit der sich wirtschaften lässt.
Es gibt allerdings auch eine Menge an Investitionen für die Gemeinde und die Betreibergesellschaft zu stemmen, wie Heiko Dickas und Sebastian Räder, die Sprecher der Arbeitskreise "EDV und Marketing" sowie "Immobilie und Einrichtung" den Besuchern erläuterten. "Wir sind ein großer, einzigartiger Besengau", betonte Heiko Dickas und stellte dazu das neue Logo des Dorfladens vor, das diesen Gedanken aufgreift.
Nachhaltige Ausrichtung
Er erläuterte das Konzept des Ladens, das sich mit seiner regionalen, nachhaltigen Ausrichtung auch in der Gestaltung der Außenfassade wiederfinden wird. Zudem soll es Stofftaschen, Bäckerbeutel und Thermobecher mit dem Logo geben. Ein Kassensystem mit EC-Cash sowie ein WLAN-Angebot sind selbstverständlich, hieß es. Der Eingang wird von links außen in die Mitte der Straßenseite verlegt und barrierefrei zugänglich sein. Im Inneren wird der Kunde Bereiche für regionale, Bio- und unverpackte Produkte finden.
Für das Café sucht man noch passendes Mobiliar. "Wer auf dem Dachboden Tische, Stühle, Bänke, Schränke oder andere kleine Schätze gelagert hat, die noch gut in Schuss sind und nicht mehr gebraucht werden, soll sich bei uns melden", so die Bitte von Sebastian Räder, der das Laden-Layout mitsamt Thekenbereich präsentierte.
Staatliche Förderung in Aussicht
Dass all dies, Heizung, Kühlung, Automatik-Tür, Decke und Einrichtung nicht für ein Butterbrot zu haben sind, machte Klaus-Dieter Hahn deutlich. Der Gemeinde-Kämmerer und Sprecher des Arbeitskreises "Personal und Finanzen" wies darauf hin, dass rund eine Viertelmillion Euro von Gemeinde und Betreibergesellschaft aufgebracht werden müssen. Doch dank der in Aussicht gestellten Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung (Würzburg) könne man mit einem ansehnlichen Zuschuss rechnen.

Volker Hahn machte deutlich, dass sich der Laden finanziell tragen wird, wenn nur zwei Drittel der Bevölkerung ein Drittel der Lebensmitteleinkäufe im Dorfladen tätigt. "Das sind gerade einmal zwölf Euro in der Woche", unterstrich er. Mit Nicole Murche, Mandy Holzheimer und Petra Pertzel verfügt man bereits über ein Verkäuferinnen-Team, das allerdings bis zur Ladeneröffnung noch verstärkt werden soll.
Bevor die stillen Gesellschafter – sie werden laut Volker Hahn so bezeichnet, weil sie nicht ins Handelsregister eingetragen werden – die Bürgergesellschaft aus der Taufe hoben, erläuterte der Experte ausführlich die einzelnen Bestimmungen des Vertrages. Und betonte dabei, dass die stillen Gesellschafter zwar am Erfolg oder Misserfolg des Dorfladens partizipieren (im Erfolgsfall gibt es Einkaufsgutscheine), eine "Nachschusspflicht" allerdings nicht besteht.
Fünf Beiräte gewählt
Unter der Regie von Bürgermeisterin Anja Seufert wurden dann einstimmig Tobias Seufert, Sebastian Räder, Annette Behringer, Jutta Fatt und Peter Sauer zu Beiratsmitgliedern gekürt. Sie werden die nächsten drei Jahre die Geschäftsführung beraten und unterstützen. In ihrem Schlusswort sprach Anja Seufert den Projektgruppenmitgliedern ihren Dank und ihre Anerkennung aus: "Ihr seid schon eine eingeschworene Truppe geworden, die mit viel Engagement und Herzblut bei der Sache ist."
Nun, wo es auf die Zielgerade geht, appellierte das Ortsoberhaupt auch an die Bevölkerung, sich bei den anstehenden Arbeiten einzubringen und für Reinigungs-, Einräum- und handwerklichen Arbeiten zur Verfügung zu stehen. Natürlich sucht man auch noch Geldgeber. Schließlich soll das Ziel von 100 000 Euro gezeichneten Anteilen bis zum 24. Oktober erreicht werden. Dann winken 150 Liter Freibier, die Volker Hahn spendieren wird.