Im Röll-Verlag Dettelbach erschien kürzlich ein Buch, verfasst von Kunsthistoriker Dr. Volker Rößner, mit dem Titel „Die Familie von Deuster – Ein Aufstieg im 19. Jahrhundert.“
Diese Familie war Ende des 19. und im 20. Jahrhundert unter anderem im Grabfeld und in den Haßbergen begütert. So besaß sie zum Beispiel von 1884 bis 1933 Schloss Sternberg.
Schlossherr Friedrich von Deuster stiftete in Königshofen den Luitpoldbrunnen am Marktplatz und einen prächtigen Kachelofen im Rathaussaal. Er wurde zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Die Deusters kamen 1757 aus der Pfälzer Gegend nach Kitzingen und verschrieben sich in der Folgezeit insbesondere dem Weinhandel, betätigten sich als Kaufleute und Bankiers. In den Haßbergen traten die Deusters 1840 auf, wo sie zunächst das Schloss in Ditterswind kauften, zahlreiche Güter in dieser Gegend folgten. 1884 wurde die Familie vom bayerischen König Ludwig II. in den Adelsstand erhoben.
Im selben Jahr kaufte Oskar von Deuster das Schloss in Sternberg. Er brachte den damals völlig heruntergekommenen Besitz wieder auf Vordermann. So wurde zum Beispiel ein prächtiger Schlosspark angelegt, dessen Attraktion der Hirschgarten mit weißem Damwild war.
Erbe des Besitzes in den Haßbergen und dem Grabfeld wurde Friedrich von Deuster (1861-1945). 1894 nahm er seinen Wohnsitz in Sternberg. 1896 heiratete er seine Cousine Justine Hertwig (1878-1970). 1896 kaufte Friedrich Schloss Trauttmansdorff in Meran-Obermais in Südtirol – heute ein viel besuchtes Tourismusmuseum mit einem prächtigen botanischen Garten. Es wurde für ihn und seine Familie für fast ein Vierteljahrhundert neben Sternberg seine zweite Heimat. Aus den Weinhändlern waren Ende des 19. Jahrhunderts adelige Privatiers und Großgrundbesitzer geworden, die neben Geldvermögen auch über 1000 Hektar Ländereien verfügten. Selbstverständlich taten sich die Deusters auch durch Stiftungen und Spenden hervor. Um die Wende zum 20. Jahrhundert besaß ausschließlich das Schloss in Sternberg in weitem Umkreis eine vom Schlossbesitzer von Deuster eingerichtete Wasserleitung.
Das Wasser wurde mittels einer Windturbine, einem weithin sichtbaren Windrad, das auf dem Büchelberg stand, über den Berg ins Dorf gepumpt. Dieses Windrad war über viele Jahrzehnte ein Wahrzeichen der Landschaft.
1905 erfolgte die Ernennung Friedrich von Deusters zum erblichen Reichsrat der Krone Bayerns, nachdem sein Onkel Oskar, der diesen Titel bisher trug, 1904 verstorben war. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 begann der Niedergang der alten Ordnung. Neben der Fehlinvestition in Kriegsanleihen, ging auch ein Großteil des im Ausland angelegten Kapitals derer von Deuster durch den Krieg verloren. Dazu kam die enorme Steuerbelastung.
Für Friedrich von Deuster endete mit dem Ersten Weltkrieg die glanzvollste Zeit seines Lebens. So verlor er den Besitz in Südtirol, das jetzt zu Italien gehörte. Seine Versuche, die enormen Verluste durch Kriegsanleihen, Inflation und Besitzverlust durch Spekulationen wettzumachen scheiterten. Der Schwarze Freitag an der Börse führte im Oktober 1929 zu einer weiteren finanziellen Misere. Verkäufe der fränkischen Ländereien waren die Folge.
Der einst von Friedrichs Onkel Oskar von Deuster so geschickt erarbeitete Familien-Fideikommiss, mit dem dieser 1887 geglaubt hatte, den Besitz für alle Zeiten der Familie erhalten zu können, war seit 1919 aufgehoben und damit gegenstandslos – eine andere Zeit war angebrochen.
Berühmtester Besucher im 20. Jahrhundert in Sternberg war Reichspräsident Paul von Hindenburg. Er weilte auf Einladung des Reichsrats Friedrich von Deuster im September 1930 für drei Tage auf Schloss Sternberg. Anlass waren Herbstmanöver der Reichswehr im nördlichen Franken sowie in Südthüringen.
Volker Rößners rund 100 Seiten umfassendes Büchlein ist reich bebildert. Es ist zum Preis von 19,80 Euro im Buchhandel erhältlich.