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MELLRICHSTADT: Weigel Hochdrucktechnik ist insolvent

MELLRICHSTADT

Weigel Hochdrucktechnik ist insolvent

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    Hightech aus Mellrichstadt: Lediglich mit Wasserdruck werden vom Peel Jet Fahrbahnmarkierungen entfernt.
    Hightech aus Mellrichstadt: Lediglich mit Wasserdruck werden vom Peel Jet Fahrbahnmarkierungen entfernt. Foto: Archivfoto: Peter Federlein

    Grund: Das Unternehmen, das ein Hochdruck-Wasserstrahlverfahren zur Entfernung von Fahrbahnmarkierungen sowie zur Erhöhung der Fahrbahngriffigkeit entwickelt hat, ist in der Krise. Am 1. September wurde das Insolvenzverfahren am Amtsgericht Schweinfurt eröffnet.

    20 Mitarbeiter sind betroffen, die nun um ihre Arbeitsplätze bangen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Matthias Reinel aus Würzburg bestellt.

    Seit 30 Jahren entwickelt, produziert und vertreibt die Weigel Hochdrucktechnik GmbH & Co. KG in Mellrichstadt kunden- und bedarfsorientierte Hochdruckwasserstrahlsysteme, heißt es auf der Homepage der Firma. Warum sie in wirtschaftliche Schieflage geraten ist, erklärt sich laut Insolvenzverwalter vor allem durch das sehr spezielle Geschäftsgebiet des Unternehmens. „Es fällt aber schwer, nur einen Grund für die Insolvenz auszumachen. Vielmehr ist es ein ganzes vielschichtiges Bündel“, so Reinel auf Nachfrage unserer Redaktion.

    Das Mellrichstädter Unternehmen ist im Sonderfahrzeugbau tätig, entwickelt Maschinen zur Beseitigung von Fahrbahnmarkierungen und Gummiabrieb sowie zur Erhöhung der Fahrbahngriffigkeit. Der Track Jet von Weigel Hochdrucktechnik wird an Flughäfen und US-Airforce-Stützpunkten in aller Welt eingesetzt – die Maschine entfernt den von Flugzeugfahrwerksrädern abgeriebenen Gummi von den Landebahnen. Mit dem Peel Jet ist diese umweltschonende Technik auf öffentlichen Straßen einsetzbar. Alte Fahrbahnmarkierungen und Gummiabrieb werden einfach wegradiert, mittels Hochdruck-Wasserstrahl. Für diese Entwicklung wurde die Mellrichstädter Firma gefeiert. Von den 20 Angestellten ist etwa die Hälfte weltweit unterwegs für Montage, Schulung und Betreuung der Technik.

    Zu den „Peel Jet Competence Days“ auf dem Weigel-Firmengelände Am Galgenturm 2 kamen im Frühjahr 2013 noch 65 Interessenten aus aller Herren Länder, unter anderem aus Saudi-Arabien, Algerien, Griechenland, Spanien, den Niederlanden, Großbritannien, Polen, Tschechien, Zypern und Neuseeland. „Die Auftragsbücher sind voll“, freute sich damals Firmenchef Bernd Weigel. Insgesamt 50 dieser Systeme (jeweils im Wert von bis zu 700 000 Euro) sind weltweit im Einsatz, wie er sagt. „Das Jahr 2013 war das erfolgreichste in der Geschichte der Firma“, teilt der Geschäftsführer auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Unter anderem wurden acht Komplettsysteme abgesetzt.

    Ein Jahr später nun die Schieflage. „Bei solchen Projektgeschäften ist die Finanzierung schwerer zu planen als bei anderen Unternehmen“, bringt Rechtsanwalt Reinel die Problematik auf den Punkt. „Die Maschinen werden über einen Zeitraum von rund neun Monaten gefertigt“, hat er sich ein Bild vom Auftragsstand bei Weigel Hochdrucktechnik gemacht. Ein Zeitraum, in dem die Firma Investitionen, Material und die Gehälter der Mitarbeiter vorfinanzieren muss.

    In der jüngeren Vergangenheit hatten sich nun laut Reinel Aufträge verzögert, was letztendlich das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die Firma hatte Liquiditätsprobleme, musste den Gang zum Amtsgericht antreten.

    Die Produkte, die Weigel Hochdrucktechnik herstellt, sind zweifellos technisch und qualitativ hochwertig, möglicherweise aber nicht entsprechend rentabel. „Es ist ein schwieriges Marktumfeld“, so der Insolvenzverwalter, „gerade was den Flughafenbereich betrifft.“ Und bei sehr speziellen Geschäften sei eben auch die Finanzierung schwierig.

    Firmenchef Bernd Weigel beschreibt die Situation folgendermaßen: „Als sich abzeichnete, dass das Geschäftsjahr 2014 umsatz- und ertragsmäßig 2013 übertreffen könnte, wurden intensive Gespräche mit Banken geführt, deren Ziel es war, die Vorfinanzierung der Produktion der zu erwarteten Aufträge sicherzustellen. Die Produktionszeit solcher Maschinen beträgt bis zu neun Monate. Entsprechend hoch ist der Vorfinanzierungsbedarf. Das Hausbankenkonsortium sah jedoch keine Möglichkeit, die dazu erforderlichen Kreditlinien entsprechend aufzustocken und empfahl vielmehr, sich mit externen Kapitalgebern wegen Beteiligungen in Verbindung zu setzen.“ Dieser Empfehlung ist Weigel gefolgt. „Leider konnten diese Verhandlungen nicht in dem zur Verfügung stehenden Zeitraum abgeschlossen werden. So war die Geschäftsleitung rechtlich gezwungen, den Insolvenzantrag zu stellen“, heißt es in der Mitteilung weiter.

    Das Amtsgericht Schweinfurt hatte daraufhin am 4. Juli die vorläufige Insolvenzverwaltung durch Rechtsanwalt Matthias Reinel angeordnet. „Löhne und Gehälter sind nicht im Rückstand“, versichert Weigel. Der Geschäftsbetrieb werde von ihm als Geschäftsführer in enger Abstimmung mit Rechtsanwalt Reinel ohne Einschränkungen weitergeführt. Verhandlungen mit potenziellen Investoren laufen planmäßig weiter.

    Insolvenzverwalter Reinel sieht bei der derzeitigen Auftragslage jedoch ein Problem. Zwar werden noch Aufträge angenommen, aber immer mit dem Verweis auf das Insolvenzverfahren und die Suche nach Lösungen, macht er deutlich. Nach derzeitigem Kenntnisstand kommt für den Insolvenzverwalter zur Fortführung des Betriebs eine übertragene Sanierung in Betracht, das bedeutet, ein anderer Rechtsträger übernimmt den Geschäftsbetrieb. Dies könne die bisherige Geschäftsführung sein oder aber ein externer Dritter.

    Geschäftsführer Bernd Weigel will den Kopf nicht in den Sand stecken: „Es besteht Anlass zur Hoffnung, dass der Standort Mellrichstadt und die dort installierten Arbeitsplätze erhalten werden können“, sagt er.

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