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BAD KÖNIGSHOFEN: Wenn das Jesuskind seinen Schuh verliert

BAD KÖNIGSHOFEN

Wenn das Jesuskind seinen Schuh verliert

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    Soll restauriert werden: Das Marienbild an der Klosterkirche in Bad Königshofen ist stark beschädigt.
    Soll restauriert werden: Das Marienbild an der Klosterkirche in Bad Königshofen ist stark beschädigt.

    Das Bild der Muttergottes an der Nordseite der Klosterkirche in Bad Königshofen gibt Rätsel auf. Bei einem Vortrag hatte es jüngst Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert als eine Besonderheit bezeichnet. Denn er vermutet, dass es etwa 700 Jahre alt sein könnte. Bei näherer Betrachtung stellte sich dann heraus, dass die Glasscheibe beschädigt ist. Möglicherweise war auf die Gottesmutter geschossen worden (wir berichteten).

    Und nachdem der Verein für Heimatgeschichte Philipp Sebald, der zu diesem Zeitpunkt Bürgermeister Thomas Helbling vertrat, den entsprechenden Hinweis gegeben hatte, wurde schnell gehandelt. Schon am darauffolgenden Tag entfernte der zuständige Bauhofleiter die Glasscheibe. Das kleine Loch darin lässt vermuten, dass mit einem Luftgewehr auf das Bild geschossen worden und dadurch die Glasscheibe zerborsten war. Dies ließ Feuchtigkeit in den Innenraum des Gehäuses und führte zu den jetzt aufgetretenen Schäden: Die Seitenwände der Nische und das historische Bildnis zeigen deutliche Abplatzungen.

    Aber gerade diese enthüllen möglicherweise auch ein Geheimnis und nähren eine spannende Vermutung: Es scheint, als ob hinter der Gottesmutter ein zweites Bild ist, das durch eine aufgeklebte Ikone verdeckt wird. Außerdem sind an den Seiten verschiedene Schriftzeichen zu erkennen.

    Eine spezielle Besonderheit liegt zudem darin, dass das Jesuskind auf diesem Bild einen Schuh verloren hat: Er löst sich gerade vom Fuß des Kindes und fällt nach unten.

    In schlechtem Zustand befinden sich auch die seitlichen Verzierungen: Die Ornamenttapete hat sich gelöst.

    Um mehr über das historische Bild zu erfahren, wurde die Würzburger Restauratorin Renate Bonfig um Unterstützung gebeten: Vor allem geht es auch um das scheinbar im Hintergrund befindliche, erste Bild auf dem bemalten Holzuntergrund.

    Kulturdirektor Klaus Reder vom Bezirk Unterfranken hat spontan zugesagt, bei einer Restaurierung des Marienbilds einen Zuschuss über die Unterfränkische Kulturstiftung zu gewähren.

    Zuschuss der Kulturstiftung

    Das Marienbild mit dem kleinen Sakramentshäuschen dürfte aus dem Kloster Johanniszell in Sulzfeld sein. Dessen Steine wurden vor 350 Jahren zum Bau der Klosterkirche in Königshofen im Grabfeld verwendet. Ob das Bild auch so alt ist, kann derzeit noch nicht gesagt werden.

    Beim Festgottesdienst zum 500. Geburtstag der Heiligen Teresa von Avila entdeckte Kreiskulturreferent Hanns Friedrich eine nahezu identisch aussehende Ikone. Sie stammt von einem Redempdoristen-Orden und wurde von der Pfarrei vor einigen Jahren erworben, weiß Küsterin Andrea Bayer zu berichten.

    Was es damit auf sich hat? Im Zusammenhang mit einer Ikonenausstellung in Nordrhein-Westfalen erläuterte deren Ausstellungsinitiator Karl-Heinz Mündtrath: Das Motiv „Schreckhafter Jesus verliert Schuh“ könnte ein Bezug sein auf die späteren Leidenswerkzeuge.

    „Das Kreuz und ein Engel mit Speeren könnten ihm Angst eingejagt haben“, meint Mündtrath. Bekannt sei aus dieser Zeit, dass ein Mensch, der keine Schuhe hat, im Orient ein Sklave war.

    Weitere Erkenntnisse werden mit Spannung erwartet.

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