Zum zweiten Mal nach kurzer Zeit wird das Kollegium der Grundschule Ostheim seine sieben Sachen packen, um eine neue Unterkunft zu beziehen. Diesmal allerdings nur ein paar Meter entfernt vom Schulhaus in Willmars, das die 140 Schüler vor einem Jahr bezogen hatten. Die ersten Container stehen bereits, in zwei Wochen etwa sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Bürgermeister nennt Gründe
Die gesamte Angelegenheit habe sich etwas unglücklich entwickelt, fasst Ostheims Bürgermeister Ulrich Waldsachs zusammen. Das Ostheimer Schulhaus wird zurzeit generalsaniert. Anfänglich sei aber nur eine energetische Sanierung der Grundschule Ostheim ins Auge gefasst worden. Diese Arbeiten hätten bei laufendem Betrieb stattfinden können. Etwa gleichzeitig sollten auch die Klassen, die bis dahin am Standort Willmars untergebracht waren, nach Ostheim verlegt werden.
Unter diesen Voraussetzungen hatte die Gemeinde Willmars der Herbert-Meder-Schule eine Zusage erteilt, weil diese einen Ausweichstandort suchte. Die Schule in Unsleben soll ja bekanntlich ebenfalls umfangreich saniert werden.
Für Willmars kam kein Wortbruch in Frage
Den Überlegungen der Ostheimer Stadtführung machten jedoch Schulamt und Regierung einen Strich durch die Rechnung. Angesichts der beabsichtigten Arbeiten käme nur eine Generalsanierung der Grundschule Ostheim infrage, hieß es, und die Kinder müssten in einer Ersatzunterkunft untergebracht werden. Und da war es, das Dilemma: Willmars hatte der Meder-Schule bereits die Zusage erteilt, ein Wortbruch wäre unverantwortlich gewesen.
So zog vor knapp einem Dreiviertel Jahr die Grundschule Ostheim komplett ins Schulgebäude von Willmars. Die Räume dort reichten noch nicht einmal aus, so dass im Gebäude, in dem auch das Rathaus untergebracht ist, weitere Klassenzimmer eingerichtet wurden. Doch der Umzug fand schon mit dem Wissen statt, dass zum Ende des Schuljahrs das Quartier gewechselt werden muss. Ein Jahr lang werden die Kinder nun in Containern unterrichtet.
40 Container werden aufgestellt
Am vergangenen Montag begann nun die Errichtung der behelfsmäßigen Bleibe. Insgesamt werden laut Architekturbüro Messerschmidt 40 Großbehälter aufgestellt und miteinander verbunden. Innerhalb von zwei Wochen ist das Provisorium bezugsfertig. Dann können Schulleiterin Stephanie Urban und ihr Kollegium dort mit den Kindern lesen, schreiben und rechnen.
Dass sie ein Jahr nun in Stahlbehausungen unterrichten soll, nimmt die Schulleiterin gelassen. Nur der erneute Umzug an sich sei ärgerlich. Das gesamte Inventar wieder in Kartons packen und dann neu einrichten, sei schon eine Herausforderung. Bis 1. August muss das über die Bühne sein, denn ab diesem Tag hat die Lebenshilfe die Räume angemietet.
Neue Situation für alle
Die Ausweichunterkunft an sich sei nicht das Problem, sie sei sogar gespannt auf die neue Situation, sagt Stephanie Urban. Die Schüler seien dann direkt in Kontakt mit Kindern mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, wodurch sie vollkommen neue Erfahrungen machen werden. Die Begegnungen werden sich nicht auf den Schulhof beschränken, sondern sind in gemeinsamen Projekten ausdrücklich beabsichtigt. Darüber hinaus teilen sich die beiden Schulen die Turnhalle.
Und der Bürgermeister sieht noch einen Vorteil für die Grundschule. „Wenigstens sind jetzt alle Kinder unter einem Dach.“