Noch lange nicht ist der Titel Öko-Modellregion bei der Bevölkerung angekommen. „Es ist ja auch erst ein Dreivierteljahr her, dass der Landkreis Rhön-Grabfeld mit dem Attribut versehen worden ist“, räumt Susanne Richter, Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz (BN), ein. Der geringe Bekanntheitsgrad spiegelt sich auch in der für sie etwas enttäuschenden Teilnahme an einem Vortragsabend mit dem Thema „Förderung von Biodiversität auf landwirtschaftlichen Betrieben“ wider.
Gerade einmal ein Dutzend Zuhörer war in der Kronenschenke von Unsleben erschienen, um den zwei Fachreferenten zu lauschen. „Es ist auch nur ein Mosaiksteinchen aus der Vielfalt der Aktivitäten rund um die Öko-Modellregion – die gerade mal erst am Anfang steht“, versucht die Vorsitzende die geringe Resonanz zu erklären. Mit den beiden Vorträgen sollen vor allem Landwirte und Imker angesprochen und für die Herstellung ökologischer Lebensräume sensibilisiert werden.
Verlust durch Landwirtschaft
Agraringenieur Johannes Enzler stellte in einem Bildervortrag unterschiedliche Arten von Lebensräumen vor, die auf oder auch neben Bewirtschaftungsflächen geschaffen werden können. Zahlreiche Pflanzenarten gehörten einst zum normalen Erscheinungsbild der landwirtschaftlichen Flächen, erläuterte das Mitglied des BN-Landesarbeitskreises Landwirtschaft. Durch intensive Bewirtschaftung seien viele Arten jedoch verloren gegangen, die wiederum Lebensräume für unterschiedlichste Tierarten bieten.
Anhand zahlreicher Beispiele erläuterte der Fachmann Möglichkeiten, wie Naturräume wieder hergestellt werden können und welchen Nutzen sie für Tier und Mensch haben. Vor allem die für die hiesige Region typischen Streuobstwiesen spielen für die Artenvielfalt eine große Rolle und sollten daher mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden.
Allerdings fühlen sich Landwirte auch mit der Schaffung solcher Lebensräume überfordert. Dabei helfen verschiedene ökologische Landschaftsprogramme, die Wildlebensraumberaterin Anne Wischmann vorstellte. Die Mitarbeiterin des Karlstädter Fachzentrums für Agrarökologie machte mit ihrer Tätigkeit vertraut und gab Beispiele für die vielfältigen Fördermöglichkeiten etwa im Vertragsnaturschutz oder durch das Kulturlandschaftspflegeprogramm (Kulap). Durch die Ausweisung als Ökomodellregion böten sich darüber hinaus weitere Beratungsmöglichkeiten.