Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Martin Zeil (FDP) war in dieser Woche in Unterfranken unterwegs, um Betriebe und Einrichtungen zu besuchen und ihre innovativen Unternehmenskonzepte kennenzulernen. Sein straffes Besuchsprogramm führte ihn am Dienstag von der IHK in Schweinfurt und der dort ansässigen Firma SenerTec nach Ostheim zur Besichtigung der Bionade GmbH. Begleitet wurde er dabei von Karsten Klein, FDP-Abgeordneter im Bayerischen Landtag, und Berthold Haustein, Kreisvorsitzender der FDP in Würzburg, Vor Ort waren auch FDP-Kreisrat Hartmut Rausch aus Ostheim, Landtagskandidat für Unterfranken im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld, und der FDP-Kreisvorsitzende Markus Suchanka.
Bionade-Geschäftsführer Christian Schütz und Betriebsleiter Wolfgang Bufe stellten dem Wirtschaftsminister die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte des Unternehmens vor. Schütz berichtete, wie das Unternehmen am Rande des Biosphärenreservats Rhön 1995, nach der Erfindung der Bionade, aus der Privatbrauerei Peter hervorging und 2009 durch den zur Oetker-Gruppe gehörenden Bier-Riesen Radeberger übernommen wurde. Mit großem Interesse lauschte Zeil, wie die Herstellung des rein biologisch hergestellten Getränks durch Fermentation natürlicher Rohstoffe nach dem Brauprinzip funktioniert. Mit dieser Idee habe die Bionade GmbH, die aktuell 140 Mitarbeiter beschäftigt, einen eigenen Markt geschaffen, so Bufe. Sie ist in den Sorten Holunder, Litschi, Kräuter, Ingwer-Orange und Quitte erhältlich. Ganz neu auf dem Markt sind zudem Bionade-Cola und die Limo-Sorte Streuobst, die der Wirtschaftsminister gerne probierte.
„Unsere natürlichen Aromen, Extrakte und Säfte stammen zu 100 Prozent aus ökologisch zertifiziertem Anbau“, versicherte Christian Schütz. Der Geschäftsführer verschwieg im Gespräch nicht, dass das Getränk nach großen Startschwierigkeiten zu Beginn des neuen Jahrtausends zum Szene-Getränk avancierte, dann aber 2008 einen massiven Absatz-Einbruch erlebte – als Folge einer drastischen Preiserhöhung des Bio-Getränks. Jetzt habe man diesen Abwärtstrend aber abwenden können, so Schütz. Seit diesem Jahr steige der Absatz sogar wieder.
Im Gespräch betonten Bufe und Schütz insbesondere die Bedeutsamkeit des Standorts Rhön. „Jede Flasche Bionade kommt aus Ostheim und wird auch weiterhin von hier kommen“, unterstrich der Geschäftsführer. Denn die Verwendung der Rohstoffe von Bio-Bauern aus der Region entspreche voll dem Bionade-Konzept. „Hier sind es maximal zehn bis zwölf Kilometer vom Obst in die Flasche“, so Schütz. Das ist auch ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe, ergänzte Bufe. Ein strenges Qualitätsmanagement sei unabdingbar, denn auch unter den Biorohstoff-Zulieferern könne es schwarze Schafe geben. Und einen Bioskandal könne sich Bionade nicht leisten. Deshalb gibt es auch längst Bestrebungen, weitere Bio-Rohstoffe, wie etwa Bio-Zuckerrüben für die Herstellung von Zucker, in der Region anzubauen.
Zeil zeigte sich von diesem innovativen Unternehmenskonzept beeindruckt. „Bio-Modelle haben Zukunft“, ist sich der Wirtschaftsminister sicher. Seiner Meinung nach müsse vor allem das Bewusstsein für regionale Produkte gestärkt werden.
Im Anschluss an die Betriebsbesichtigung folgte der Minister der Einladung von Martin Ritter, Besitzer eines Biohofs in Ostheim und einer der Holunder-Rohstoffzulieferer für Bionade. Heuer sei kein gutes Erntejahr, bedauerte der Hofbesitzer bei der Führung durch die Holunderfelder, wo die Ernte gerade in vollem Gange war. Zehn bis 15 Tonnen an Früchten fehlen heuer, bedauerte Ritter, ein Umstand, den man aber hinnehmen müsse, wenn man biologischen Anbau betreibe. Ritter gehört zu den Pionieren des Bio-Holunderanbaus in der Rhön. „Am Anfang haben uns alle ausgelacht“, sagte der Landwirt mit Blick auf die anfänglichen Schwierigkeiten, die Bio-Limo zu etablieren. Durchhaltevermögen war gefragt, bevor die Kritiker durch den Erfolg eines besseren belehrt wurden.
Der Biohof-Besitzer beschäftigt sich schon längst mit der Umsetzung neuer Ideen. Nachdem er gemeinsam mit anderen Partnern das Projekt „Biolandbau Rhön“ ins Rollen gebracht hat, plant er bereits die Produktion einer, wie er sagt, hochwertigen Bio-Quitten-Hautcreme. Dazu zeigte er dem stellvertretenden Ministerpräsidenten ein Versuchsfeld, auf dem er mehrere Quittenbäume angepflanzt hat, um die geeignete Sorte für den Standort Rhön zu testen.
„Mir geht das Herz auf, wenn ich solch einen jungen Unternehmer bei der Umsetzung seiner Ideen erlebe“, freute sich Zeil. Solche innovativen Gedanken seien für die regionale Vielfalt und damit für die Wirtschaft unerlässlich und dafür setze sich auch seine Partei ein, sagte er, ganz in Wahlkampfmanier. In Landtagskandidat Hartmut Rausch sieht Zeil einen kompetenten Mittelsmann seiner Region. Schafft es der FDP-Kreisrat aus Ostheim nach München, wäre er dort über alle Parteien hinweg der einzige Landwirt im bayerischen Landtag.