Der Wald ist in Hendungen eine Herzensangelegenheit. Und bei solch einer Beziehung können schon mal Herzrhythmusstörungen auftreten, wie sie Hubert Türich, Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, schmunzelnd beim Waldbegang diagnostiziert. Da hilft dann nur herzhaft zupacken, damit der Zustand nicht kritischer wird. Doch es gibt nicht nur die Schattenseite, der Wald weist auch Eigenschaften auf, die das Herz höher schlagen lassen.
Nachdem im Rathaus Bürgermeister Florian Liening-Ewert der neuen Gemeinderätin Katharina Rink den Amtseid abgenommen hatte, präsentiert Revierförsterin Miriam Sauter die positiven wie die negativen Entwicklungen im Hendungener Wald. Zu den wenig erfreulichen Erscheinungen zählen der Borkenkäferbefall und die Auswirkungen der Klimakrise, illustriert die Betreuerin des Hendungener Walds am ersten Haltepunkt. Dort ist eine ganze Lichtung durch das massenhafte Auftreten des Schädlings entstanden.

"Diese Fläche bietet sich nun für einen Praxisanbauversuch an". Die Forschungseinrichtungen suchen dringend geeignete Grundstücke, die zum Testen klimaresistenter Arten benötigt werden. Die Försterin will mit der Zustimmung des Gremiums nun in den Anbau verschiedener Eichenarten einsteigen. Solche Feldversuche sind aufwendiger und werden von Fachleuten intensiv begleitet, dafür gibt es auch eine Förderung.
Exakte Aussagen
In der Vergangenheit wurde schon mit neuen Baumarten gearbeitet, ergänzt Hubert Türich. Oft seien Parameter wie Herkunft aber nicht dokumentiert worden, sodass es später schwierig wurde, die Ergebnisse zu reproduzieren. Bei den Feldversuchen werden nun alle Phasen genau festgehalten, um exakte Aussagen machen zu können.
Zu den zukunfts orientierten Vorkehrungen gehört auch das Anlegen von Feuchtbiotopen, demonstrieren die beiden Forstvertreter wenige Meter weiter an einer Mulde, die allerdings kaum mit Wasser gefüllt ist. "Solche Biotope machen in mehrere Hinsicht Sinn und fördern die Vegetation", betont Miriam Sauter. Angesichts geringerer Niederschlagsmengen gelte es, das Wasser im Wald zu halten. Daher schlägt sie vor, den Bereich zu vergrößern, zumal dort auch ein Graben endet.
Das Vorhaben könnte auch mit dem Landschaftspflegeverband umgesetzt werden. Dadurch bestehe Aussicht auf eine Förderung, aber auch die Gefahr, dass die Umsetzung nicht so rasch erfolgt, wie die Gemeinde bereits an anderer Stelle erfahren hat, bemerkt Bürgermeister Florian Liening-Ewert. Er will aber trotzdem eine entsprechende Anfrage stellen.

Keine Konkurrenz
Die Notwendigkeit einer ständigen Begleitung in den verschiedenen Wachstumsphasen erklärt die Försterin im weiteren Verlauf an mehreren Beispielen. Etwa müssen die einmal festgelegten Zukunftsbäume möglichst von der Konkurrenz anderer Bäume befreit werden. Die dabei notwendigen Entscheidung seien oft nicht einfach zu fällen, daher sei eine Durchforstung mit Hilfe von Selbstwerbern nicht immer hilfreich. Solche Eingriffe sollten deshalb verstärkt von Forstunternehmern vorgenommen werden.
Man-Power wird aber stets benötigt, etwa bei der Neubestockung von Kahlflächen wie in der Nähe des "Grünen Klassenzimmers". In einem ehemaligen Fichtenbestand ist durch Naturverjüngung und Einzäunung eine Jungkultur von Nadelhölzern entstanden, die als Unterbau für größere Laubbäume dient. Eine Ergänzung durch Jungpflanzen kann jedoch nur in einer entgrasten Fläche gelingen, so die Försterin.

Schwierige Suche nach Personal
Auf einer dem Sonnenlicht ausgesetzten Fläche werde sich in kürzester Zeit ein Bodenbewuchs bilden, der aber nicht gewünscht ist, weil er die Setzlinge am Wachsen hindere. Daher sei Handarbeit angebracht - was jedoch nicht einfach zu bewerkstelligen sei, weil notwendiges Personal immer schwieriger zu finden sei, wie stellvertretender Bürgermeister Alfred Kaiser bemerkt.
Der Lohn der Bemühungen ist aber wenige Meter weiter zu sehen. Schon fast parkähnlich wirkt die Fläche mit einem Bestand imposanter Eichen von einem Durchmesser bis bald einem Meter. "Das sind die Kronjuwelen, die in absehbarer Zeit bei der Wertholzversteigerung präsentiert werden", versichert Türich. Generationen verantwortungsvoller Menschen hätten dafür gesorgt, dass der etwa 250 Jahre alte Baum bis in dieses Stadium gelangt ist. Der Forstmann vor dem gewaltigen Stamm: "Man wird ehrfurchtsvoll bei einem solchen Anblick".
